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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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anklagend den Z eigefinger auf sie gerichtet hatte, und sah ihre Mutter an. »W ir haben tatsächlich miteinander getanzt«, sagte sie. »Seit wann ist denn das eine Sünde? Mum, Bella mag durchaus gesehen haben, wie wir am Musikpavillon einen Walzer getanzt haben. Unter freiem Himmel, am helllichten Nachmittag, mit Dutzenden von Zuschauern um uns herum. Aber das macht uns doch nicht zu einem Liebespaar! Ihre Anschuldigungen sind ebenso lächerlich wie beleidigend. Sie will damit nur Unfrieden stiften.«
    »Was?«, schrie Bella. »Warum sollte ich denn das tun?«
    »Jetzt hör mir mal genau zu, du verzogenes kleines Gör«, sagte Iris mit plötzlich gefährlich leiser Stimme. »Seit du Jack begegnet bist, benimmst du dich wie ein kleines Kind. Es war geradezu abstoßend, wie du heute versucht hast, mit ihm zu flirten – und das habe nicht nur ich so empfunden. Ich kann dir versichern, dass ihm dein unreifes Verhalten mehr als nur unangenehm war. Du bist heute nach Strich und Faden verwöhnt worden, Bella, und gerade deshalb ist dein Benehmen einfach unverzeihlich. Je schneller du nach Madras zurückfährst, desto besser für uns alle, vor allem für Ned, wenn das die Art ist, wie du ihm seine Liebe dankst.«
    Und mit entschlossenen Schritten verließ Iris den Raum und verschwand in ihrem eigenen Zimmer. Sie atmete schnell, konnte selbst kaum glauben, was sie da gerade gesagt, was sie getan hatte. Erst als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ sie den Tränen der Scham freien Lauf. Sie strömten ihr übers Gesicht und wuschen Jacks sanfte Küsse von ihrer Haut.

36
     
    Als Ned am nächsten Abend zurückkehrte, hatte seine Schwester bereits ihre Koffer gepackt. Im ganzen Haus herrschte eine gespannte Atmosphäre. Bella sah, wie er die Auffahrt heraufkam. Sie war schon aus der Tür und lief den Gartenweg hinunter, bevor Iris auch nur das Wohnzimmer verlassen konnte, von wo aus sie nach ihm Ausschau gehalten hatte.
    Er sah so glücklich aus, so vollkommen unbeschwert. Wahrscheinlich spielte ihr der Verstand einen Streich, aber Iris fand, dass er auch größer und sogar breitschultriger wirkte. Nachdem sie nun schon so lange mit sich selbst ins Gewissen gegangen war, genügte dieser eine Blick auf ihren Verlobten, um ihre Bedenken zumindest in einem Punkt sofort zu zerstreuen: Sie liebte ihn. Sie liebte ihn wirklich. Daran bestand für sie kein Zweifel, auch wenn sie diese Liebe infrage gestellt hatte, seit Jacks Lippen die ihren berührt hatten. Die schlichte Wahrheit war, dass sie Jack ebenfalls liebte.
    Sie wünschte sich, sie könnte sich in zwei Hälften teilen und jedem der beiden Männer eine davon schenken. Erst dann würde sie sich als Ganzes fühlen.
    Neds Liebe war sicher, zuverlässig und hingebungsvoll; Jacks Liebe würde stets leidenschaftlich, stürmisch und wahrscheinlich auch immer etwas gefährlich sein. Sie sehnte sich genauso nach dem »Fels in der Brandung«, den Ned für sie darstellte, wie nach der stürmischen See, die Jack für sie verkörperte.
    Jack hatte von ihr eine Entscheidung gefordert. Sie wusste, dass er das absolut ernst gemeint hatte. Keiner der beiden Männer würde warten – dazu waren beide viel zu stolz. Und beide waren sie in der Vergangenheit verletzt worden. Sie verstand nicht, was hinter Jacks Schmerz stand, aber sie spürte, dass bei ihm zu Hause in Cornwall irgendetwas geschehen war. Warum sonst musste er in den Kolonien sein Geld als Bergmann verdienen, wenn seine Familie doch offensichtlich sehr wohlhabend war?
    Sobald sie die Augen schloss, spürte sie, wie Jack sie berührte, sie küsste, sich in ihr bewegte. Es musste ihr gelingen, diese Erinnerungen zu verdrängen, denn plötzlich erschien ihr der Gedanke, Ned zu verlieren – und das war durchaus möglich –, einfach unerträglich. Ned hielt sich für den glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt, und dies allein deshalb, weil sie in seinem Leben war, wohingegen Jack davon überzeugt war, es sei sein angestammtes Recht, jeder Frau, die er haben wollte, nachzustellen … und momentan war sie das Ziel seines Begehrens. Würde seine Leidenschaft abkühlen, jetzt, da er sie gehabt hatte und sie nicht mehr als Jungfrau in die Ehe mit Ned ging? Jack hatte ihr ohne Rücksicht auf Verluste nachgestellt, und er hatte das bekommen, was er gewollt hatte – würde er sich nun der nächsten Eroberung zuwenden? Wenn sie Ned – und den Klatschweibern in KGF – Glauben schenken durfte, dann würde Jacks Interesse

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