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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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auf ihrem Weg lächelnd unzählige Glückwünsche und Küsse entgegen. Schließlich stand sie vor ihm, in der Nähe der Tür. Er zog sie nach draußen auf die Stufen, um wenigstens einen Moment lang ungestört mit ihr zu sein, auch wenn er nicht wusste, was er sagen sollte, denn angesichts ihres wehmütigen Lächelns, das kleine Grübchen in ihre Wangen zauberte, wusste er, dass sie sich endgültig entschieden hatte.
    »Es tut mir leid, Jack.«
    Die Worte waren hoffnungslos unangemessen für das, was er in diesem Moment fühlte. »Warum bedeutet dir Neds Liebe mehr als meine?«, verlangte er von ihr zu wissen.
    »Weil du so viel stärker bist als er«, sagte sie. »Er braucht mich. Du nicht. Als ich heute Abend zu diesem Tanz ging, fühlte ich mich erbärmlich, weil ich mich noch immer nicht entschieden hatte. Dann aber habe ich gesehen, wie du mit Sheila getanzt hast, wie du sie zum Lachen gebracht hast, wie sie rot geworden ist, und in diesem Moment wurde mir bewusst, dass es dir in deinem Leben niemals an Frauen mangeln wird.« Sie schüttelte den Kopf. »Und ich bin das Einzige, was Ned hat …«
    »Er tut dir leid?«
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich versuche zu sagen, dass Ned immer für mich da sein wird, weil er mich so sehr braucht. Ich möchte Kinder haben, Jack, und ich will immer in der Nähe meiner Familie sein. Hier gehöre ich hin. Und am wichtigsten ist: Ned liebt meine Familie. Es ist sehr wichtig für uns Anglo-Inder, immer zusammenzubleiben. Ich weiß ganz genau, dass dir das nicht liegt. Es würde dich irgendwann aus meinem Leben vertreiben.«
    »Du weißt doch gar nicht, ob …«
    »Doch.« Sie hielt ihre Hand hoch. Jack sah den Saphir an ihrem Finger. »Ich bin jetzt offiziell mit Ned verlobt. Und ich werde ihn auch heiraten. Ich liebe ihn. Die Angst, ihn deinetwegen fast zu verlieren, und seine Erklärung heute Abend haben mir das bewusst gemacht. Lass uns das, was zwischen uns geschehen ist, vergessen, Jack. Bewahre unser Geheimnis. Ich bitte dich von ganzem Herzen. Es ist mir sehr wichtig, dass du dich in dieser Sache wie ein Gentleman verhältst. Zieh dich von mir zurück und mach es mir nicht noch schwerer. Ich kann dich nur dann gehen lassen, wenn du mir dabei hilfst.«
    Er wollte protestieren, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Halt dich von mir fern, Jack. Ich bitte dich inständig darum. Wenn du mich wirklich liebst, dann lass mich gehen.«
    Das Gespräch kam Jack vor wie eine lange schmerzliche Ewigkeit, in Wirklichkeit aber hatte sie diese Worte in kürzester Zeit hastig hervorgestoßen. Einige ihrer Freundinnen wollten jetzt unbedingt ihren Ring sehen und drängten Jack zur Seite, als sie sich um sie scharten.
    Er stand noch einen Moment lang da und wusste nicht, was er sagen oder tun sollte, dann traf ihn mit voller Wucht die Erkenntnis, dass Ned mit seiner romantischen Geste den Sieg davongetragen hatte.
    Jack machte auf dem Absatz kehrt und ging davon.

38
     
    Jack brauchte nicht lange, um sich hoffnungslos zu betrinken. Es war ihm völlig egal, womit, solange es nur hochprozentig war und ihn rasch betäubte. Er kippte eine Viertel Flasche Scotch herunter und spülte mit Gin und ein, zwei Gläsern weißem Rum nach.
    Der Cocktail wirkte, und es dauerte keine Stunde, bis Jack sinnlos betrunken durchs Haus torkelte und immer wieder gegen die Möbel stieß. Dass Gangai ihn schweigend und unglücklich aus der Dunkelheit heraus beobachtete, um sofort eingreifen zu können, falls sich sein Herr verletzen sollte, merkte er nicht.
    So betrunken Jack auch war, wusste er doch, wie spät es war. Es war kurz nach Mitternacht. Er begann zu lachen; zuerst leise, dann immer lauter. Es klang wie das verrückte Lachen eines Besessenen.
    Plötzlich stemmte er sich aus dem Lehnsessel im Wohnzimmer, in den er sich erst kurz zuvor hatte fallen lassen. Gangai war höchst alarmiert. Jack wankte in den Flur hinaus und torkelte auf die Veranda, wo er fand, was er gesucht hatte. Mit einem lauten Triumphschrei taumelte er vorwärts, fiel dabei fast die Treppe hinunter und verschwand vorübergehend aus Gangais Blickfeld. Wenige Minuten später erwachte das Motorrad knatternd zum Leben. Jack raste zielstrebig davon, ohne den schreienden, heftig mit den Armen winkenden Gangai zu beachten.
    Der Diener sah ihm hinterher, bis das Rücklicht der Maschine verschwand, als Jack nach links abbog und in Richtung Funnel’s Hill raste.
    Im Haus der Walkers herrschte eine überaus frohe Stimmung. Ned

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