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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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hübsches Kleid. Dann sah sie zu Jack auf, ihr Blick war flehentlich.
    »Geh, Jack, und lass meine Familie in Ruhe.«
    »Iris«, begann er. Er bedauerte seinen Zorn, seine Trunkenheit, die Tatsache, dass er nicht nur Iris verloren hatte, sondern auch den einzigen Freund, den er je gehabt hatte.
    Iris wich seinem Blick aus. Es war ihr Vater, der jetzt das Heft in die Hand nahm. »Ich muss mich um Ned kümmern. Jim, bring Jack bitte zum Tor. Hilf ihm mit seinem Motorrad. Seine Schulter ist noch nicht ausgeheilt, und er soll auf keinen Fall mit der Maschine nach Hause fahren. Er kann morgen früh jemanden schicken, um sie zu holen.«
    Plötzlich kam Bewegung in die Familie. Man half Ned auf die Füße, dann gingen alle ins Haus.
    Jack konnte nichts anderes tun, als benommen und wie durch einen Schleier das Geschehen zu verfolgen. »Ich wollte niemanden verletz…«
    »Das hast du aber. Komm, Jack. Du bist hier wirklich nicht mehr willkommen«, sagte Jim freundlich, aber mit aller Entschiedenheit und legte ihm die Hände auf den Arm.
    Jack schlug sie weg. »Fass mich bloß nicht an.«
    Jim wich mit erhobenen Händen zurück. »Schon gut, schon gut. Aber du musst jetzt gehen.«
    Jack bemühte sich, sein Motorrad auf die Räder zu stellen.
    »Ich glaube nicht, dass du fahren solltest … «
    »Und ich scheiß auf das, was du glaubst!«, schrie Jack ihn an. Es gelang ihm schließlich mit viel Mühe, sein Bein über den Sitz zu schwingen und die Maschine zu starten. Er warf Jim einen bösen, wenn auch benommenen Blick zu, dann brauste er in die schwarze Nacht hinein, die nur durchschnitten wurde von dem schmalen hellen Schein seines Scheinwerfers.
    Da in fast allen Häusern die Lichter bereits erloschen waren, hatte Jack so gut wie keinen Orientierungspunkt. Aber anstatt vorsichtig und langsam zu fahren, wurde er immer schneller. Er war schon fast zu Hause, als er die Kurve erreichte, die ihn den Hügel hinaufführen würde. Da er sich jedoch völlig verschätzt hatte, begann das Motorrad zu rutschen, kippte und schlitterte mit Jack unter sich weiter, bis es schließlich im Graben liegen blieb.
    Gangai hatte seinen Herrn mit viel zu hoher Geschwindigkeit herannahen sehen. Jack war an ihm vorbeigedonnert, ohne ihn auch nur zu bemerken. Plötzlich quietschten die Reifen, dann ertönte ein lautes Krachen. Noch lange bevor Gangai den Unfallort erreichte, hatten die Grillen, die bei dem Lärm verstummt waren, wieder zu zirpen begonnen.
    Als Jack wieder zu Bewusstsein kam, konnte er kaum die Auge n öffnen. Er war völlig desorientiert und wusste nicht einmal, wo er sich befand. Vorsichtig bewegte er seinen Kopf, und ob es nun am Schmerz in seinem Nacken oder am Kater lag – jedenfalls kam das, was er im Magen hatte, auf der Stelle hoch.
    Jemand war bei ihm, und dieser Jemand hatte die Eruption vorhergesehen. Sein Gesicht wurde mit einem nassen Handtuch abgewischt, anschließend legte sich etwas Kühles auf seine Stirn. Ihm tat alles weh. Sein Kopf pochte, seine gesamte linke Körperseite brannte wie Feuer, und seine Schulter fühlte sich an, als hätte er sie sich schon wieder ausgekugelt.
    Wenn er je in seinem Leben den Tränen nahe gewesen war, dann jetzt, als ihm die Ereignisse der vergangenen Nacht in Erinnerung kamen. Er versuchte, etwas zu sagen, brachte jedoch nur ein heiseres Krächzen heraus. Er wollte sich aufsetzen, aber der Schmerz traf ihn wie ein Faustschlag.
    Erst eine Weile später kam er wieder zu sich. Ihm wurde klar, dass er erneut ohnmächtig geworden war.
    »Es ist klug, sich nicht zu bewegen«, sagte eine Stimme, die er zwar kannte, die er in seiner Verwirrung jedoch nicht einordnen konnte.
    »Wo?«, stieß er schließlich einigermaßen verständlich hervor.
    »Zu Hause.«
    Jack schluckte und bemerkte, dass seine Kehle wie ausgedörrt war. »Wer ist da?«
    »Kanakammal, Sir. Gangai hat darauf bestanden, dass ich komme. Wenn Sie aber möchten, dass ich wieder gehe …«
    »Nein! Bleib.«
    Sie erwiderte nichts.
    Stunden, vielleicht ein ganzer Tag, vergingen. Jack schlief immer wieder ein, wobei er sich die ganze Zeit über ihrer tröstlichen Gegenwart bewusst war. Sie verharrte still; still wie eine Statue, bis er ihre Hilfe brauchte und sie ihm ein wenig Wasser zu trinken gab oder ihm die Lippen abwischte.
    Sie hatte das Zimmer abgedunkelt, daher konnte er auch nicht sagen, wie spät es war. Irgendwann aber – er war sich sic her, dass inzwischen mehr als ein Tag vergangen sein muss te – fühlte er sich

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