Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Herzens aber war er von ihrem Vorschlag begeistert. »Iri s, ich würde dich auch gleich morgen heiraten, aber ich denke an dich, an deine Familie. Bräute brauchen doch immer viel Zeit, oder etwa nicht?«
»Ich nicht. Heirate mich nächsten Monat, noch bevor die ganzen Feiertage beginnen, dann können wir alle zusammen Weihnachten feiern und zum großen Picknick am zweiten Weihnachtstag schon als Mr. und Mrs. Sinclair gehen.«
Er küsste ihre Finger, die sie mit seinen verschränkt hatte. »Wenn du das willst, dann machen wir das auch. Ich werde sehen, ob die St.-Michael-Kirche frei ist, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Paare um diese Jahreszeit nicht gerade Schlange stehen!«
Sie lachten.
»Kommt schon, ihr beiden Turteltauben«, unterbrach Jim sie. »Dad hat im Keller eine schrecklich alte Flasche Sekt gefunden, die er unbedingt noch heute köpfen will. Wir wollen auf euch anstoßen.«
Jack fuhr in Schlangenlinien die Auffahrt der Walkers hinauf. Er nahm kaum zur Kenntnis, dass sein Motorrad umkippte, als er versuchte, es auf den Ständer zu stellen.
Das ganze Haus war hell erleuchtet. Durch eines der Fenster sah er Ned, der neben Iris stand. Die beiden sahen so verdammt glücklich aus. Die ganze Familie hatte sich versammelt, und alle hielten Gläser in der Hand.
»Auf Iris und Ned!«, verkündete Harold Walker mit lauter Stimme.
»Auf Iris und Ned!«, wiederholten alle und erhoben ihre Gläser.
Jack blieb schwankend stehen. Er beobachtete, wie die Familie feierlich einen Schluck aus ihren Gläsern trank. Iris und Ned lächelten einander verliebt an. Jack kam die Galle hoch. Er stand hemdsärmelig da, seine Smokingjacke hatte er zu Hause längst in irgendeine Ecke geworfen, aber er trug noch seine nach der neuesten Mode geschnittene Abendhose. Ein Hemdzipfel hing ihm aus dem Hosenbund, die Enden seiner Fliege baumelten rechts und links um seinen Hals, da es ihm nicht gelungen war, sie ganz abzunehmen.
»Ned Sinclair!«, brüllte er zum Fenster hinauf.
Es war vollkommen unmöglich, das zu überhören. Die Familie hielt nach dem Toast inne. Ned sah zum Fenster hinaus und entschuldigte sich dann.
Jack wartete. Er fühlte sich jetzt ein wenig nüchterner, nüchtern genug jedenfalls, um zu erkennen, wie betrunken er war.
Ned erschien auf der Veranda. »Hallo, Jack.«
»Ah, der Sieger gibt sich die Ehre.«
Auch Iris kam heraus. Jack war sich nicht ganz sicher, aber er glaubte, Ned sagen zu hören, sie solle bleiben, wo sie war. Dann ging er die Treppe hinunter und auf Jack zu.
»Du bist betrunken.«
»Prost!«, rief Jack ihm zu und rülpste laut.
»Du solltest nicht hier sein, Jack.«
»Hallo, Iris, du Verräterin! Pass auf, Ned. Sie ist eine Verführerin. Die da. In ihrem Herzen lauert Treulosigkeit.«
»Vorsicht, Jack. Du sprichst von meiner Verlobten, und ich bitte dich deshalb, mehr Respekt zu zeigen.«
»Respekt?«, nuschelte Jack. »Was wisst ihr beide denn schon von Respekt, wenn ihr euch …« Er unterdrückte ein weiteres Rülpsen. »… gegenseitig ständig belügt?« Er sah auf. Jetzt standen noch mehr Familienmitglieder auf der Veranda. »Alle sollen es hören. Iris! Hat Ned dir je von einem Mann namens Brent erzählt, der es mit seinem Freund getrieben hat, und um es ihm heimzu… heimzu…« Er fand das richtige Wort nicht. »Jedenfalls ist Brent jetzt tot, Iris. Praktisch, nicht?«
»Halt den Mund, Jack«, knurrte Ned leise.
Jack sah seinen alten Freund an. Er schwankte und hasste sich dafür, dass ihn eine Frau so schwach hatte werden lassen.
»Du hast mir dein Wort gegeben«, fügte Ned mit leiser Stimme hinzu. »Wir haben Iris die Wahl gelassen. Sie hat sich für mich entschieden. Also geh. Geh zurück nach Cornwall und kauf dir mit dem Geld deines Vaters eine Frau.«
Niemand hatte vorausgesehen, was jetzt passierte, sogar Jack selbst war überrascht. Völlig perplex starrte er erst seine Faust an, dann Ned, der plötzlich blutend auf dem Boden vor ihm lag. Iris stieß einen Schrei aus, dann gab es jede Menge Tumult, bis Jim, ein paar Diener und Iris und vielleicht sogar ihre Schwestern ihn zurückdrängten.
Harold Walker erschien und sah ihn mit ernster Miene an. »Ich glaube, Sie haben gesagt, was zu sagen war, Jack. Gehen Sie jetzt nach Hause und schlafen Sie Ihren Rausch aus.«
»Geh, Jack«, murmelte Jim leise. »Es ist vorbei.«
Jack starrte Ned an, der sich, den Kopf in Iris’ Schoß gebettet, den Unterkiefer hielt. Sie weinte. Neds Blut tropfte auf ihr
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