Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
hatte, lange bevor seine Schicht zu Ende war, erfahren, dass er mit seinem Trick – der für immer als das Neun-Uhr-Blinzeln bekannt sein sollte – das Herz von Iris Walker gewonnen hatte.
Sie hatte sich, als sie ihn die Auffahrt heraufkommen sah, sofort in seine Arme geworfen. Sie trug noch immer ihr großartiges Tanzkleid, und er fand, dass sie noch nie so schön ausgesehen hatte wie hier und jetzt, in der Dunkelheit, das lächelnde Gesicht erhellt vom Schein des Mondes. Sie hatte ihn mit Küssen geradezu überschüttet. Ihre Liebesbezeugungen hatten etwas Fieberhaftes an sich, als müsse sie sich selbst daran erinnern, dass das alles Wirklichkeit war.
Ned war das egal, er wollte einfach nur den Augenblick genießen. Iris hatte seinen Antrag angenommen und trug seinen Ring. Was auch immer an diesem Tag in Bangalore geschehen war – er würde es niemals erfahren, und er wollte es auch gar nicht mehr wissen.
Auf der Veranda stand eine große, lächelnde Familie, die ihn ebe nfalls liebte. Sogar Rupert war mit seiner Krücke nach drau ßen gehumpelt, um sich den Festlichkeiten anzuschließen.
»Nun, ich denke, jetzt ist es offiziell«, verkündete Harold Walker draußen auf der Veranda. »Irgendwie hat sich der heutige Tanzabend in eine Verlobungsfeier verwandelt. Herzliche Glückwünsche unserer lieben Iris und ihrem großartigen zukünftigen Ehemann Edward Sinclair.«
Die Familie jubelte und klatschte laut Beifall. Ned wurde dabei nicht einmal rot; er war einfach zu glücklich und zu gerührt, um noch verlegen zu sein.
Als sie alle zurück ins Haus gingen und Harold Walker nach Drinks und heißen Snacks rief, damit sie die Verlobung angemessen feiern könnten, hielt Ned Iris noch einen Moment lang zurück.
»Ich habe gehört, dass Jack auch da war.«
Sie nickte.
»Und wie hat er es aufgenommen?«
»Ruhig. Er hat meine Entscheidung akzeptiert«, sagte sie.
»Das hatte er mir versprochen.«
»Du hast mit ihm geredet?«
»Ja. Wir sind übereingekommen, dass die Entscheidung ganz bei dir liegt.«
»Du hast mit ihm gesprochen und bist mir nicht böse? Was hat er gesagt?«
»Das, was ich erwartet hatte. Dass er nicht glaubt, ich könnte dir ein Leben bieten, wie du es verdienst. Und damit hat er wahrscheinlich sogar recht.«
»Ach, Ned …«
»Während er dir mehr materielle Dinge bieten kann, Iris, so weiß ich doch mit jeder Faser meines Herzens, dass dich niemand je so lieben wird, wie ich es tue.«
»Ich weiß, Ned, ich weiß. Die Entscheidung ist mir deshalb auch nicht besonders schwergefallen.«
Ihre Worte bestätigten Ned, dass sie sich nicht sicher gewesen war. Er lächelte erleichtert und glücklich. »Ich bin froh. Und ich hoffe, das ›Blinzeln‹ war für dich romantisch genug.«
Sie strahlte ihn an, und die Grübchen in ihren Wangen vertieften sich noch. »Sehr theatralisch!«, räumte sie großmütig ein und gab ihm dann einen Klaps auf den Arm. »Alle Mädchen sind total neidisch auf mich.« Plötzlich verzog sich ihr Gesicht. Sie würgte. »Oh, Ned, entschuldige bitte«, stammelte sie, dann rannte sie zum nächsten Gebüsch, beugte sich vornüber und erbrach sich.
»Iris? Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er besorgt und hielt sie an den Schultern.
Sie seufzte und strich sich mit zitternder Hand über die Stirn. »Das tut mir so leid. Gib mir bitte dein Taschentuch.« Er reichte es ihr. Sie tupfte sich den Mund ab und trocknete dann den Schweiß auf ihrer Stirn.
»Was ist denn los? Geht es dir nicht gut?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist jetzt schon das zweite Mal. Ich glaube, ich habe mir etwas eingefangen.«
»Hast du Fieber? Sollen wir zu deinem Vater gehen?«
»Nein, nein. Bitte. Komm. Sie sind alle in Feierlaune. Enttäuschen wir sie also nicht. Es geht schon wieder. Vielleicht machen mir auch nur die Nerven ein wenig zu schaffen. Der vergangene Monat war nicht besonders schön für mich.«
»Ich weiß, mein Liebling. Ich habe mich dir gegenüber sehr distanziert verhalten, aber … «
»Psst!« Sie legte ihre Finger auf seine Lippen. »Lass uns jetzt nicht mehr darüber sprechen.«
»Verzeihst du mir?«
Statt einer Antwort zog sie ihn an sich und umarmte ihn. »Lass uns nicht zu lange warten, Ned.«
»Was meinst du denn damit?«
»Ich meine die Hochzeit. Ich will keine endlos lange Verlobungszeit. Lass uns Weihnachen heiraten.«
»Aber bis dahin sind es nur noch vier Wochen!«, gab Ned zu bedenken. Ihre Ungeduld verblüffte ihn ein wenig, im Grunde s eines
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