Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
mit Iris nach Srinagar gefahren, in die Sommerhauptstadt von Kaschmir, von der Henry ihm schon so viel erzählt hatte. Dort hätte er die Zeit mit ihr, umgeben von der id yllischen, kristallklaren Ruhe des Dal Lake auf einem der ma jestätischen Hausboote verbracht, die einst den Maharadschas gehört hatten. Die Vorhänge ihres Bootes zugezogen, hätte er sie langsam und zärtlich geliebt. Das Bild, das er vor Augen hatte, fühlte sich so echt an, dass er laut aufstöhnte, als es plötzlich von dem Geläut der Glocken in der Ferne ausgelöscht wurde. An einem Samstag läuteten die Glocken nur, wenn eine Hochzeit stattfand.
Er stand auf, wusste nicht, was er tun sollte. Schließlich ging er in den Garten vor dem Haus, und dann schritt er … den Hügel hinunter zur Hauptstraße von KGF . Er wusste, dass sie ihn nach Oorgaum führen würde.
Iris stand in ihrer Unterwäsche vor dem Spiegel und lachte. Ihre Mutter stand hinter ihr, in der Hand hielt sie einen kleinen Topf.
»Ich glaube es einfach nicht, dass du das wirklich tun willst«, sagte sie kichernd.
»Meine Mutter und meine Großmutter haben das bei mir auch gemacht«, erwiderte Flora. »Es ist Tradition in unserer Familie. Dein Vater hat mir diesen wunderbaren Puder für ebendiese Gelegenheit aus England mitgebracht. Ich habe ihn für dich aufgehoben. Aprilveilchen, Iris.« Sie lachte. »Ich weiß selbst, dass das nach einem Widerspruch klingt, aber es ist ein wirklich gutes Parfüm, und vor allem: Es passt zu dir. Wie fühlst du dich?«
Iris lächelte. »Sehr gut.«
»Ich habe gehört, dass du dich übergeben hast.«
»Das sind sicher nur die Nerven.«
»Dann hast du dir mit dieser schnellen Hochzeit wohl zu viel zugemutet.«
Iris zuckte mit den Schultern. »Ich will einfach nur sicher sein, dass es keinen Ärger mehr mit Jack gibt.«
»Dieser Mann hat keinerlei Recht dazu!«
»Nicht, Mum. Das ist Vergangenheit.«
»Hoffen wir, dass er die Botschaft verstanden hat«, sagte Flora.
»Dann lass uns jetzt mit dem Ritual anfangen«, sagte Iris.
Ihre Mutter trat ein paar Schritte zurück, nahm mit Daumen und Zeigefinger eine großzügige Menge Puder aus dem Topf und warf ihn vorsichtig in Iris’ Richtung. Er rieselte auf ihren Rücken und blieb an ihrer Haut haften. Sie wiederholte den Vorgang so lange, wobei sie langsam um ihre Tochter herumging, bis deren ganzer Körper von oben bis unten leicht eingestäubt war.
»Ich komme mir vor wie ein Laib Brot«, sagte sie.
»Aber du riechst nicht wie einer. Dein Ehemann wird heute Nacht feststellen, dass deine Haut seidig ist und wunderbar duftet.«
Iris wurde rot. »Du hast doch jetzt nicht etwa tatsächlich vor, über diese Dinge zu sprechen, oder?«
»Nur wenn du das willst.«
»Ich denke, Ned und ich kriegen das schon hin.«
Ihre Mutter berührte liebevoll ihre Wange. »Du bist wunderschön, mein Kind. Ned zu heiraten war eine sehr gute Entscheidung. Er wird niemals aufhören, dich zu lieben, Iris, und das ist mehr wert als alles Geld und aller Status der Welt. Wenn du einen Mann hast, der dich wirklich liebt, bist du reich.«
»Ich weiß, Mum.«
Ihre Mutter lächelte und sah ihre Tochter versonnen an. Dann riss sie sich von ihren Gedanken los. »So, und jetzt noch das Parfüm. Verrat es nicht deinem Vater, aber ich habe auch noch ein kleines Fläschchen Parfüm dazubestellt. Es hat ein Vermögen gekostet, mein Kind!« Sie sah, wie ihre Mutter in der obersten Schublade ihrer Frisierkommode herumkramte und ein kleines Schächtelchen herausnahm. Darin befand sich ein noch kleineres Fläschchen. Flora tupfte ihrer Tochter den kostbaren Duft mit dem Stopfen auf die Stellen, unter denen das Blut pulsierte.
»Da. Du riechst göttlich.«
»Oh , das Parfüm ist einfach wunderbar, Mum. Vielen Dank.«
»Und jetzt gehört es dir«, sagte Flora und drückte Iris die winzige Phiole in die Hand. »Das ist dein Hochzeitsparfüm. Für deine Schwestern werden wir ein anderes finden müssen.«
Iris küsste ihre Mutter. »Vielen Dank, dass du all das so kurzfristig für mich tust.«
Flora drückte sie an sich. »Wir wollten einfach nur, dass du glücklich bist.«
»Das bin ich.«
»Jetzt ist es aber Zeit für das Kleid.«
Die nächsten fünfzehn Minuten herrschte konzentriertes Schweigen, als Flora und Iris sich der mühevollen Arbeit zuwandten, all die Häkchen und Ösen des eng sitzenden, mit Perlen und Kristallen bestickten Mieders zu schließen, das in einen prinzessinnenhaften ausgestellten Tüllrock
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