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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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würde, um dort mit dem die ganze Nacht über dauernden Transport des Quarzes an die Oberfläche zu beginnen. Die Erzförderkörbe waren erst vor Kurzem überholt worden, und er durfte sich deshalb auf eine reibungslose Schicht freuen.
    Jack sah auf die Anzeige. Die Männer befanden sich anscheinend bereits in neunhundert Metern Tiefe. Das schien viel schneller gegangen zu sein als üblich, meldete sich sein Instinkt. Er schüttelte den Kopf, bewegte seinen Unterkiefer von rechts nach links, in dem Bemühen, wach zu werden. Der Kaffee entfaltete nicht die erwartete Wirkung. Er musste aufmerksam bleiben. Er rief einen kleinen Inder zu sich. Babu hielt sich stets irgendwo in der Nähe auf. An seiner ausgebeulten schwarzen Hose und dem kohlschwarzen Hemd, dessen Ärmel er stets bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hatte, war er sofort zu erkennen.
    Babu grinste, wodurch sein dichter Schurrbart noch ein Stück breiter wurde. Er freute sich immer, wenn er gerufen wurde. »Ja, Sir, Master Bryant?«
    »Holst du mir bitte etwas Wasser? Ich habe großen Durst.«
    Babu nickte und eilte davon. Jack wünschte sich, all seine Männer wären so begeistert bei der Arbeit wie der kleine Babu, der es als höchstes Privileg anzusehen schien, Handlanger eines Technikers zu sein.
    Im Nu war er wieder da. »Bitte, Sir.«
    Jack nahm den Emaillebecher entgegen und leerte ihn geräuschvoll. »Ah, das habe ich gebraucht«, sagte er mit einem Seufzen. Sein Blick lag unverwandt auf der Anzeige.
    Bildete er sich das nur ein, oder fuhr der Korb immer schneller abwärts? Die Männer befanden sich inzwischen schon auf über zweitausend Metern Tiefe. Jack richtete jetzt seine volle Aufmerksamkeit auf die Anzeige. Vielleicht sollte er die Fahrt etwas verlangsamen. Als er vorsichtig den Hebel zurückzog, spürte und hörte er sofort eine Reaktion.
    Er blinzelte heftig, wurde plötzlich von einer überwältigenden Müdigkeit ergriffen. Wenn die Männer erst einmal unten waren, würde die Arbeit einfacher, monotoner werden. Dann würde er die Aufgabe an einen seiner Männer aus dem Team delegieren. Er würde Burrell bei seinen Kontrollgängen begleiten und ihm dabei noch einmal klarmachen, wer hier der Boss war.
    Seine Gedanken wanderten zu Ned. Er überlegte, wie er die Sache mit seinem Freund wieder ins Lot bringen konnte. Natürlich dachte er auch an Iris und daran, dass bei den Walkers offenbar etwas Merkwürdiges vor sich ging. Und wenn er schon bei diesem Thema war: Das Neun-Uhr-Blinzeln, das ihn jeden Tag so maßlos ärgerte, war heute Abend ausgeblieben. Das war nun wirklich seltsam.
    Plötzlich ertönte ein entsetzliches Knirschen. Die gesamte Maschinerie geriet ins Stocken. Ein Zittern durchlief das große Rad. Jack spürte es durch seine Handschuhe hindurch in den Hebeln. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er das Gefühl, in die Vergangenheit, an einen Wintermorgen in Penzance zurückve rsetzt worden zu sein. Vor Schreck hielt er den Atem an, da nn warf er einen Blick auf das Rad. Es war unversehrt. Nur die Kabel zitterten noch.
    Er besaß die Geistesgegenwart, die Bremsen zu betätigen und die Maschinen in den Leerlauf zu schalten. Alles fühlte sich irgendwie verschwommen, irgendwie unwirklich an. Er hatte eine zerschmetterte Maschinerie erwartet, aber offensichtlich war alles unbeschädigt.
    Burrell kam schreiend in den Windenraum gerannt. Jack hörte, dass Marty am Eingang des Schachts etwas brüllte. Über seinem Kopf läutete die Glocke, in der Nähe schrillte ärgerlich ein Telefon.
    Mit angstgeweiteten Augen und zuckendem Schnurrbart zerrte Babu seinen Chef am Ärmel und deutete aufgeregt auf die Anzeige vor ihm. »Sehen Sie, Master Bryant, Sir. Die Anzeige.« Er deutete immer wieder mit dem Finger auf den Tiefenmesser.
    Jacks Blick schoss panisch nach oben, angezogen von der Anzeige, die ihm mehr als deutlich sagte, dass sich die Männer in einer Tiefe von zweitausendsiebenhundertfünfzig Metern befanden.
    Zweitausendsiebenhundertfünfzig Meter.
    Das war viel zu tief!
    Sie befanden sich auf dem Boden des Schachtes, dort, wo meterhoch das Grundwasser stand, gefangen im Förderkorb, der sich nur von außen öffnen ließ.
    »Sie ertrinken!«, brüllte Burrell und sprang auf die Plattform. »Die Pumpen sind nicht in Betrieb, weißt du das etwa nicht mehr?«
    »Was?«, fragte Jack benommen.
    »Hol sie hoch!«, schrie Powell, der gerade hereingekommen war, mit vor Angst kalkweißem Gesicht.
    Um Jack herum brach ein Höllenlärm aus. Er war zu

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