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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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mit dieser ständigen Lärmkulisse zu leben und sich trotzdem miteinander zu unterhalten. Jack arbeitete allein. Tief in Gedanken versunken, überprüfte er mit behandschuhten Händen Anzeigen und Schalter und bereitete sich darauf vor, die Förderkörbe mit den erschöpften, staubverkrusteten Männern der Nachmittagschicht nach oben zu holen und diese anschließend mit den noch sauberen Männern der nächsten Schicht wieder auf den langen Weg durch die Dunkelheit in den Bauch der Erde hinunterzuschicken.
    Marty gab das Signal. Über Jacks Kopf läutete die Glocke. Jack brauchte nicht auf den Hebel zu sehen. Den Blick fest auf die große Anzeige gerichtet, hörte er, wie die Maschine seufzte. Die Fahrt begann.
    Er vernahm das Jaulen der Maschine, als sie auf seine Steuerbewegungen reagierte, sah, wie sich das große Rad drehte. Die Generatoren stöhnten heute Abend ein wenig lauter als sonst, aber die straff gespannten schwarzen Kabel wickelten sich mühelos auf. Die ersten Männern kamen an die Oberfläche.
    »Haben die heute doppelt so viel geladen wie sonst?«, bemerkte Burrell, als er hinter Jack trat.
    »Was?«
    »Sie beklagt sich heute Abend«, sagte er, womit er die Maschine meinte.
    »Das ist so ihre Art, Stan. Die würden es nicht wagen, auch nur eine einzige Person mehr in den Förderkorb zu lassen, ohne mich zuerst zu fragen. Nein, hier ist alles im grünen Bereich.«
    Burrell ging weiter, als ein weiteres Stöhnen ertönte. Auch Robert war es nicht entgangen.
    »Das hört sich nicht gut an«, bemerkte er im Vorbeigehen.
    Burrell zuckte mit den Schultern. »Bryant weiß schon, was er tut. Er kennt diese Maschine besser als irgendjemand sonst.«
    Robert warf dem älteren Mann einen Blick zu, der besagte, dass er dessen Meinung nicht unbedingt teilte.
    »Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, Robert«, wies Burrell ihn zurecht. Dann schlenderte er zu Jack zurück. »Brauchst du Hilfe, Mann?«
    Jack drehte sich um. »Was soll das werden? Etwa ein Verhör? Zuerst der verdammte Robert Powell und jetzt du?«
    »Du siehst ein bisschen müde aus, Jack. Und du hast rote Augen.«
    »Stan, ich werde jetzt nichts dazu sagen, aber es nervt mich, dass meine eigenen Leute ständig versuchen, mich zu beaufsichtigen.« Er drückte den Hebel herunter, und die Winde reagierte, änderte ihre Richtung. »Powell versucht, meine Autorität zu untergraben, wo er nur kann. Er ist nie darüber hinweggekommen, dass man mich zum Chefingenieur gemacht hat und nicht ihn, und das weißt du auch.«
    »Ich weiß. Ich glaube, das Unglück im William’s Shaft hat uns alle ein wenig nervös gemacht.«
    »Das war ein Felsschlag, Stan. Das hatte rein gar nichts mit der Technik zu tun.«
    »Du hast ja recht. Tut mir leid.«
    »Mir auch. Ich bin in letzter Zeit ein bisschen empfindlich geworden. Am besten, ihr lasst mich einfach in Ruhe.«
    »In Ordnung, Jack. Ich werde jetzt die Pumpen überprü-fen.«
    »Gut. Vergiss nicht, dass wir auch kontrollieren müssen, ob die Förderrinnen frei sind. Sonst kriegen wir wieder einen Rüffel. Und Stan?«
    Er drehte sich um.
    »Sorg bitte dafür, dass mir Powell heute nicht mehr unter die Augen kommt. Er soll die Mühlkanäle auf den unteren Sohlen überprüfen.«
    »Mach ich.«
    Als Burrell ging, unterdrückte Jack ein weiteres Gähnen und schüttelte den Kopf, um gegen die Benommenheit anzukämpfen. Ihm war vage bewusst, dass ihn der Tod seines Vaters in eine Art Schockzustand versetzt hatte; im Moment fühlte sich alles irgendwie taub und weit entfernt an. Er konnte nicht darüber nachdenken. Noch nicht. Jack spürte förmlich, wie sich sein Verstand vor der Tatsache, dass sein Vater tot war, verschloss … Arbeit! Das war es, was ihm jetzt noch helfen konnte. Seine Arbeit war etwas, bei dem er wusste, was er zu tun hatte.
    Er wartete auf das Handzeichen von dem Mann unten. Als der Förderkorb leer war, strömte eine neue Gruppe von indischen Arbeitern hinein. Der Korb war etwa sechs Meter hoch und hatte zwei Etagen, in denen jeweils bis zu dreizehn Mann Platz fanden.
    Jack sah auf die Anzeige. Alles in Ordnung. Es würde etwa drei Minuten dauern, bis die Männer unten waren. Er wartete nur noch darauf, dass Marty notierte, wie viele Personen sich im Förderkorb befanden. Dann war alles bereit.
    Der Anschläger gab das Signal, und die Glocke über Jack bedeutete ihm, den Korb in Bewegung zu setzen. Er dachte bereits an die größeren Förderkörbe, zu denen er in den nächsten Minuten wechseln

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