Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
durchdringend an.
Jack nickte stumm. Dann ließ er sich widerstandslos zum Auto zurückführen. Als sie sich vom Grundstück der Walkers entfernten, drehte Jack sich noch einmal um, aber die Familie hatte die Tür bereits geschlossen.
Jack saß im Fond des Wagens. Stille Tränen der Hilflosigkeit liefen ihm über die Wangen, doch er war sich nicht einmal sicher, um wen er eigentlich trauerte.
Sie näherten sich Five Lights. Oorgaum und alle Menschen, die ihm etwas bedeuteten, lagen weit hinter ihm. Verschwommen nahm er wahr, wie der Hockeyplatz als dunkler Fleck an ihnen vorbeizog. Schließlich schaltete Johns die Scheinwerfer ein und gab Gas. Der Wagen beschleunigte, und Jack sah den hohen Turm aus Lichtern und die Kreuzung der fünf Straßen näher kommen. Schon bald würden sie die Goldfelder von Kolar verlassen haben. Das Leben, das er gekannt hatte, würde dann endgültig hinter ihm liegen – für immer.
Auf der Fahrt nach Bangalore schwiegen sie, nachdem Mack ihn noch einmal eindringlich davor gewarnt hatte, im Süden zu bleiben.
»Hören Sie auf meinen Rat, mein Junge. Die Firma will Sie aus Indien raushaben. Falls Sie auf eigene Faust zurückkommen, dann denken Sie daran, dass Taylor & Söhne Sie nicht mehr schützen wird. Gönnen Sie sich zu Hause ein wenig Zeit zum Nachdenken.«
»Und wie sieht es mit meinem Namen aus? Ich will nicht, dass die Leute glauben, ich hätte mich mitten in der Nacht aus dem Staub gemacht, weil ich schuldig bin.«
»Das ist unwichtig. Fahrlässig oder nicht, Sie haben die Maschine bedient. Und Sie hatten an diesem Abend getrunken. Sie sind in jedem Fall erledigt«, sagte Johns.
Jack musste an sich halten, um Johns nicht an die Gurgel zu gehen.
»Meine Frau erwartet ein Kind«, fügte Jack mit tonloser Stimme hinzu.
Mack seufzte. »Das tut mir leid, mein Junge. Wenn sich die Aufregung erst einmal gelegt hat, wird die Mine einen Bericht einreichen, Taylor & Söhne wird Sie rehabilitieren, und dann können Sie wieder erhobenen Hauptes durchs Leben gehen. Wahrscheinlich können Sie schon in einem Jahr zurückkehren.« Es war offensichtlich, dass Mack ihn nur beruhigen wollte. Im Grunde ihres Herzens wussten sie jedoch beide, dass es keine Entlastung für ihn geben würde.
Während der Fahrt war Jack das Szenario noch unzählige Male durchgegangen, aber wie auch immer er es betrachtete, er war derjenige gewesen, der die Männer in den Schacht geschickt hatte. Diese Aufgabe war einzig und allein ihm zugewiesen gewesen. Wenn nicht nachweisbar war, dass der Tiefenmesser nicht ordnungsgemäß funktioniert hatte – eine Möglichkeit, an die er sich verzweifelt klammerte –, würde man ihm die alleinige Schuld daran geben, dass die indischen Bergleute ertrunken waren. Unverzeihlich für den Mann an der Winde, vor allem, wenn er über hinreichend Erfahrung verfügte und somit die Gefahren ganz genau kannte. Burrell hatte die Pumpen ausgebaut – sie mussten gewartet werden. Das war auch ihm bekannt gewesen. Was für ein dummer, unverzeihlicher Fehler! Er war durch die Ereignisse des Tages abgelenkt gewesen.
Jack war froh, dass sein Vater nicht mehr erleben musste, wie sein Sohn mit dieser Last auf seinen Schultern nach Cornwall zurückkehrte.
»Vom strahlenden Helden zum bösen Schurken, hm, Bryant?«, sagte Johns, als er in die Auffahrt des Bangalore-Clubs einbog. »Dann hoffen wir mal, dass Ihr Freund noch wach ist.«
Kanakammal stand allein auf der hinteren Veranda. Von dort aus hatte sie einen wundervollen Blick über KGF . Jacks Hahn würde jeden Moment mit seinem Krähen den Sonnenaufgang ankündigen. Der Himmel war noch immer von dunklen Wolken überzogen, obwohl sich im Osten bereits ein erstes golden-rosa Leuchten zeigte. Schon bald würde ein neuer Tag in KGF anbrechen, aber nur wenige würden diesen Morgen willkommen heißen.
Jetzt fängt er gleich an, dachte sie, als der Hahn auf den Zaunpfosten sprang, um sich einzustimmen. Er bog den Rücken durch, hob den Schnabel und ließ den ersten Ruf des Morgens ertönen, um weiter Anspruch auf sein Revier zu erheben. Er war jung, schön und draufgängerisch; sein Harem betete ihn an. Wie sehr er doch Jack ähnelte!
Jack würde inzwischen schon in Bangalore sein. Sie vermutete, dass er von dort aus den Zug nach Bombay nehmen würde. Dann würde er nur noch ein Schiff finden müssen, auf dem eine Kabine frei war, und schon würde er sich auf dem Weg in sein Heimatland befinden.
Als sich die Dämmerung über den Himmel
Weitere Kostenlose Bücher