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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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war. Aber er konnte sich durchaus die Reaktion ihrer Familie vorstellen, wenn er noch einmal in ihrem Leben auftauchen sollte. Nein, Iris hatte immer Ned gehört, aber Ned hatte erst sterben müssen, damit Jack begriff, dass er und Iris niemals zusammen sein würden.
    Er hätte mit Frau und Kind anderswo in Indien leben können – vielleicht in Madras oder in Bombay –, aber Elizabeth ihrer Familie zu entreißen, die sie so sehr liebte, wäre noch grausamer gewesen, als sie zu verlassen. Indische Familien hielten immer zusammen. Elizabeth empfand es als ihre Verpflichtung, bei der Erziehung ihrer Geschwister zu helfen und sich später um ihre Eltern zu kümmern. Dies war ihre Aufgabe als Älteste. Abgesehen davon verspürte er kein besonderes Verlangen mehr, in Indien zu leben. Jetzt, da er sich an Bord eines Schiffes befand, wieder auf See war, der See, die er so liebte, freute er sich sogar, nach Hause zu kommen.
    Jack vermisste Cornwall.
    Es schien, als hätte Cornwall Jack ebenfalls vermisst. In Pendeen hieß man ihn willkommen wie einen verlorenen Sohn. Als sein Zug aus London eintraf, erwarteten ihn schon seine Mutter und eine kleine Gefolgschaft auf dem Bahnsteig.
    Er hatte während der langen Fahrt nach Westen an der Küste entlang stundenlang begierig die salzige Luft eingeatmet. Der A nblick des aquamarinblauen Wassers, der zerklüfteten Klippe n und der grünen Hügel von Cornwall erfüllte ihn mit einem unerwarteten Hochgefühl. Obwohl er sich dieses Glücksgefühl nicht gestatten wollte, hatte allein schon die Landschaft dafür gesorgt, dass sich seine Stimmung merklich besserte.
    Als er dann seiner Mutter gegenübertrat, deren Lippen vor Glück bebten, weil ihr geliebter Sohn genau in dem Moment, als sie seine Gegenwart und seinen Trost am meisten brauchte, zu ihr zurückgekehrt war, fand er endgültig wieder zu seinem seelischen Gleichgewicht.
    »Sieh dich nur an, mein Liebling. Wie braun gebrannt und stark du bist!«
    Jack lächelte. »Aber seit wann bist du denn so gebrechlich, dass du im Rollstuhl sitzen musst?«, erwiderte er und sah die Krankenschwester, die in der Gruppe derjenigen stand, die ihn willkommen hießen, stirnrunzelnd an.
    »Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, mein Liebling. Es ging mir in letzter Zeit nicht so gut …«
    Er umarmte sie noch einmal. »Jetzt brauchst du dir um nichts mehr Sorgen zu machen. Ich bin wieder da und werde nie mehr fortgehen.«
    Als sie auf der Rückbank im neuen Auto seines Vaters saßen und nach Hause gefahren wurden, hielt er die ganze Zeit über ihre Hand. Zu Hause angekommen, hakte sich seine Mutter bei ihm unter und führte ihn durch sein Elternhaus, das zwischenzeitlich renoviert und erheblich erweitert worden war. Jetzt verfügte es über einen völlig neuen Flügel.
    Elizabeth Bryant lächelte und zog fragend eine Augenbraue hoch. »Gefällt es dir?«
    »Es ist großartig, aber warum der ganze Aufwand?«
    »Deinetwegen.«
    »Meinetwegen?«
    »Dein Vater hoffte, dir würde dieses Haus, wenn du zurückkommen würdest, so behaglich erscheinen, dass du bei uns wohnen würdest. Er hat oft gesagt, dass wir als Familie einiges nachzuholen hätten.«
    »Das hat er tatsächlich gesagt?«, fragte Jack, dem es angesichts dieser Neuigkeit fast den Atem verschlug.
    Sie nickte lächelnd. »Er hat dich geliebt. Er wusste nur nicht, wie er es dir sagen sollte. Das hier ist seine Art, es dir zu zeigen. Ich bin sehr traurig darüber, dass er nicht mehr die Gelegenheit hatte, dich und deine Freude darüber zu sehen.«
    »Nun, jetzt bin ich hier.«
    »Bist du unseretwegen nach Hause gekommen, Jack?«
    Sie spürte, dass er sich verspannte.
    »Du brauchst mir auf diese Frage nicht zu antworten, mein Liebling. Ich bin einfach nur dankbar dafür, dass mein Sohn zu mir zurückgekommen ist. Aber ich weiß, da ist noch etwas, das dich beschäftigt. Wie ich dir bereits geschrieben habe, bist du in Hinblick auf das Minenunglück vollkommen rehabilitiert worden.« Obwohl Jack noch nicht einmal den Mund geöffnet hatte, um etwas zu erwidern, hob sie beschwichtigend die Hand und fuhr fort: »Es wurde nicht nur bewiesen, dass du alle Vorschriften beachtet und schnell und entschlossen gehandelt hast, sondern auch, dass du dich bei den Rettungsarbeiten verhalten hast wie ein Held.«
    »Ich habe mich absolut nicht wie ein Held gefühlt«, brummte Jack trotzig.
    Sie schüttelte den Kopf. »Dein Vater war ein ziemlich komplizierter Mensch. Er selbst hielt sich für bescheiden –

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