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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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die richtige Entscheidung. Es gibt einfach keine Alternative.« Er seufzte. »Ich wollte eigentlich nach Madras, jetzt aber ich werde mit dir zusammen nach Bombay fahren. Wir nehmen den ersten Zug morgen früh.«
    Jack knurrte wie ein verwundetes Tier.
    »Kämpfe nicht dagegen an. Das ist ein völlig sinnloses Unterfangen.«
    »Ich habe gerade erfahren, dass mein Vater gestorben ist. Vielleicht ist es tatsächlich richtig, wenn ich nach Hause fahre, um ihm die letzte Ehre zu erweisen und mich um meine Mutter zu kümmern.«
    Henrys Tick machte sich plötzlich wieder bemerkbar. Auch das noch! »Jack, das tut mir wirklich sehr leid.«
    »Das weiß ich, Henry. Bevor du zu Bett gehst, habe ich noch eine Bitte an dich. Es gibt da ein paar Dinge, die geregelt werden müssen.«
    »Selbstverständlich. Worum geht es?«
    »Hauptsächlich um Immobilien.«
    »Bist du sicher, dass du klar denken kannst?«
    »Da gibt es im Grunde nicht sehr viel zu denken. Es muss getan werden. Mein Vater hat mir vor langer Zeit einmal gesagt, dass Emotionen bei einem Geschäft nichts zu suchen haben. Vermutlich ist das der beste Weg, ihn zu ehren.«
    Henry hielt diese Logik für ziemlich verdreht, aber wer war er schon, darüber zu urteilen? »Betrachte es als erledigt«, sagte er freundlich. »Bist du dir sicher, dass du nicht damit warten willst, bis du zu Hause bist und die Möglichkeit hast, dir alles in Ruhe noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen? Immerhin könntest du eines Tages doch zurückkommen …«
    »Ich werde nicht zurückkommen, Henry. Das habe ich in den Augen meiner Frau gelesen. Sie wusste es ebenfalls. Ich glaube, Indien versucht, mich wieder loszuwerden, seitdem ich meinen Fuß in dieses Land gesetzt habe.«
    »Mach dich nicht lächerlich, alter Knabe.«
    Jack schüttelte den Kopf. »Es ist einfach zu viel passiert.«
    »Aber was ist mit deiner Frau und deinem ungeborenen Kind in KGF ?«
    »Ich weiß es nicht. Ich werde für sie sorgen. Elizabeth ist stark. Stärker als ich, stärker als wir alle zusammen. Außerdem hat sie noch ihre Familie. Ich werde sicherstellen, dass gut für sie gesorgt ist, nur für den Fall.«
    »Für welchen Fall?«
    »Ich weiß nicht, was die Zukunft noch mit sich bringt. Aber ich will, dass hier alles ordentlich geregelt ist.«
    »Warte einen Augenblick. Ich hole mein Notizbuch. Wir werden das so machen, wie es sich gehört.«
    Am nächsten Morgen bestieg Jack Bryant mit seinem Freund Henry Berry den ersten Zug nach Bombay. Drei Tage nachdem sie dort angekommen waren, lief die Naldera , die sich auf dem Weg nach London befand, in Bombay ein. Henry gelang es, für Jack eine Privatkabine zu besorgen.
    Jack verbrachte vier einsame Wochen an Bord. Er blieb für sich, besuchte keinerlei gesellschaftliche Ereignisse. Nach einem ruhigen Abendessen stand er stundenlang allein auf dem Oberdeck und versuchte, sein neues Leben zu akzeptieren. Schon bald hörten die anderen Passagiere damit auf, mehr über den hochgewachsenen, gut aussehenden Gentleman mit dem südwestenglischen Akzent in Erfahrung bringen zu wollen, und respektierten sein offensichtliches Bedürfnis nach Ungestörtheit. Jack hatte den Steward und ein paar der Kellner an Bord bestochen, damit sie »im Vertrauen« die Information verbreiteten, dass er um zwei ihm sehr nahestehende Menschen trauere.
    Eine Weile verlor er sich in Reue. Wenn er auf die letzten M onate zurückblickte, so konnte er niemandem außer sich selbst die Schuld an den Ereignissen geben. Sein Verlangen nach Iris hatte letztendlich dazu geführt, dass sein Freund jetzt tot war. Wenn er sich von Iris ferngehalten hätte, so wäre Ned noch am Leben, davon war er zutiefst überzeugt. Er hätte Elizabeth niemals heiraten dürfen, denn nun war auch ihr Leben zerstört. Sie hatte ihn nie um etwas gebeten. Jetzt trug sie sein Kind unter dem Herzen. Würde es ein Sohn werden? Er hoffte es. Er hatte sich fest vorgenommen, alles dafür zu tun, dass der Junge, auch wenn er ohne seinen Vater aufwachsen musste, hoch erhobenen Hauptes durchs Leben gehen konnte.
    Hasste er sich? Ja.
    Würde er irgendwann zu seiner Frau und seinem Jungen zurückkehren? Wohl kaum. Es gab für ihn in KGF keine Zukunft, und für eine dunkelhäutige Fremde und ihren Sohn gab es kein Leben in Cornwall. Vielleicht hätte er mit ihnen in Bangalore leben können, aber die Versuchung, Iris so nahe und verwitwet zu wissen, wäre zu stark für ihn gewesen. Er wusste, dass er, wenn es um sie ging, absolut hilflos

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