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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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ausbreitete, nahm Kanakammal die prächtige Kette mit den Sovereigns ab, die Jack ihr geschenkt hatte, und legte sie in den Schleier ihres Saris auf dem Boden. Dann zog sie die Unmenge goldener Reifen von ihrem Arm. Jack hatte sie ihr geschenkt, da er wusste, dass die Inder ihren Reichtum gern durch ihren Goldschmuck zeigten. Es war ihm ein Anliegen gewesen, dass alle sahen, was für einen wohlhabenden Mann sie geheiratet hatte. Sie nahm ihre Ohrringe ab und legte auch sie zu dem Schmuck auf den Schleier. Schließlich löste sie die Uhr, die Jack ihr geschenkt hatte, von ihrem Handgelenk. Diese aber legte sie nicht zu den anderen Schmuckstücken.
    Ihren Ehering behielt sie an – auch wenn Jack für sie verloren war, so war er doch nach wie vor ihr Ehemann. Sie war sich sicher, dass sie sich niemals einen anderen suchen würde. Ihre Fußspangen, die ihn immer so sehr amüsiert hatten, hatte sie bereits abgestreift und heimlich in seine Reisetasche gepackt. Wenn er sie fand, würde er wissen, dass sie ihm etwas ganz Persönliches von sich hatte mitschicken wollen, etwas, das ihn für immer begleitete.
    Als sie den Schmuck, den sie niemals wieder tragen würde, zu einem Bündel verschnürt hatte, betrachtete Kanakammal den Sonnenaufgang – ein neuer Anfang, auch für sie. Jetzt erst gestattete sie sich den Luxus von Tränen. Sie weinte um ihre verlorene Liebe und um das Kind, das seinen Vater niemals kennenlernen würde.

46
     
    Henry Berry starrte den völlig gebrochenen Mann an, der da vor ihm saß. Er hatte die ganze schreckliche Geschichte gehört, hatte Jack in seine Obhut genommen und ihn im Club untergebracht.
    Jetzt saßen sie in Jacks Zimmer bei einer Karaffe mit Brandy, doch die Gläser mit der sattgoldenen Flüssigkeit blieben unberührt. Jack hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und die Hände vors Gesicht geschlagen. Er sah so mitgenommen aus, dass selbst Henry nicht wusste, was er tun sollte. Wie konnte ein einziger Mann nur so viel Schmerz und so viel Verzweiflung ertragen?
    Er entschied sich dafür, sich ums Praktische zu kümmern. »Taylor & Söhne wird alle Kosten für deine Heimreise übernehmen, alter Knabe. Ich habe den Clubsekretär gebeten, ein paar Anrufe zu machen. Es ist spät, aber in Anbetracht der Umstände glaube ich, dass wir durchaus jemanden in Bombay wecken dürfen, damit er sich erkundigt, welche Schiffe demnächst auslaufen. Vielleicht ist sogar noch etwas auf der Naldera frei. Die müsste dir doch noch wohl vertraut sein.« Er hielt inne und sah seinen Freund an. Er wusste, was dieser gerade dachte. »Du musst gehen, Jack. Du kannst unmöglich hierbleiben.«
    »Wie sollen sie mich denn in Bangalore finden, Henry? Das sind doch nur Dorfbewohner!«
    »Das ist nicht der Punkt. Entscheidend ist, dass du einen Vertrag unterschrieben hast. Sie werden für dich keine Ausnahme machen. Die Firma verlangt von dir, dass du gemäß der Vereinbarung das Land verlässt. Ziehe nicht ihren Zorn auf dich, indem du dich dem widersetzt, vor allem dann nicht, wenn du tatsächlich eines Tages nach Indien zurückkehren willst.«
    Jack hob den Kopf und sah ihn an. »Wir wissen doch beide, dass ich nicht mehr zurückkommen werde, wenn ich jetzt gehe.«
    »Sag das nicht. Man kann nie wissen.«
    »Der Tiefenmesser muss defekt gewesen sein. Ich … ich verstehe nicht, wie es sonst …«
    »Jack, das wird man überprüfen.«
    »Ich kann mich nicht einmal verteidigen!«
    »Die Maschinen werden ihre Geschichte erzählen«, redete Henry in beruhigendem Ton auf ihn ein.
    »Die Anzeige hat nicht ordnungsgemäß funktioniert. Darauf gehe ich jede Wette ein.«
    »Das musst du gar nicht. Taylor & Söhne wird alles tun, um das zu beweisen.«
    Jack stieß ein freudloses Lachen aus. »Du vertraust der Firma, Henry? Alles, worum die Firma sich sorgt, ist ihr guter Name. Die werden kaum zugeben, dass es einen technischen Defekt gegeben hat. Es ist viel einfacher für sie, das Ganze auf menschliches Versagen zurückzuführen und irgendjemanden zum Sündenbock zu machen.«
    »Nun, Jack, im Augenblick stehst du für die Firma. Also schützen sie natürlich auch ihren Namen, wenn sie dich schützen. Hör auf meinen Rat. Du siehst die Dinge im Moment nicht objektiv, und das ist dir auch wahrlich nicht zu verdenken. Ehrlich, Jack, das, was du gerade erträgst, ist mehr, als irgendein Mensch ertragen sollte. Gestatte dir zu trauern und nimm dir die Zeit, um dich zu erholen. Nach England zurückzufahren, ist mit Sicherheit

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