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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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machen.
    Gloria Bryant. Das hörte sich doch gut an. Erfreut stellte sie fest, dass Jack bei ihrem Eintreten höflich aufgestanden war. Angesichts seiner unglaublichen Präsenz stockte ihr schier der Atem.
    »Hallo, Glory«, sagte er, und auf seinem gebräunten Gesicht breitete sich ein freundliches Lächeln aus. »Kommen Sie meine Mutter holen, damit sie ein Nickerchen macht?«
    »Sie nimmt jetzt ein schönes, warmes Bad, und dann helfe ich ihr, sich fürs Abendessen umzuziehen. Mrs. Shand hat ein richtiges Festessen für Sie zubereitet, Mr. Bryant.«
    Jack lächelte seine Mutter an, woraufhin diese seufzend meinte: »Es ist schön, einen Mann im Haus zu haben, den man verwöhnen kann.«
    »Hören Sie, Glory. Nennen Sie mich doch einfach Jack, sonst komme ich mir vor wie mein Vater, und den werde ich wohl niemals ersetzen können, nicht wahr?«
    »Das Tablett und das Geschirr hole ich später«, sagte Glory zu ihm, als sie für Mrs. Bryant die Tür öffnete. In ihren Augen lag ein Funkeln, und es war ihr durchaus recht, dass er es auch bemerkte.
    Jack erzählte seiner Mutter nicht, dass er eine junge Inderin ihr zu Ehren Elizabeth genannt hatte. Er brachte es auch nicht über die Lippen, dass er dieses indische Mädchen, das irgendwo auf der anderen Seite des Ozeans sein Kind unter dem Herzen trug, sogar geheiratet hatte.
    Als die Wochen zu Monaten wurden, wurde Cornwall ihm allmählich wieder vertraut. Den beißenden, kalten Wind auf seinen Wangen zu spüren, war ein wunderbares Gefühl. Er em pfand es als überaus tröstlich, warme Pasteten zu essen, wä hrend er auf den unversöhnlichen St. Michael’s Mount hinausblickte. Das waren die Freuden, die einem ein Zuhause bot. Die kleinen Dinge, die einem plötzlich so wichtig erschienen, wenn sie einem so lange verweigert worden waren.
    Es gab Augenblicke, da vermisste er die prächtigen Farben Indiens – die Saris der Mädchen, die wie bunte Edelsteine in der Sonne leuchteten, die unglaubliche Vielfalt seltsamer und wunderbarer Früchte und Gemüsesorten … und das klare Taubengrau der Augen seiner Frau. Ja, er vermisste diese Farben, aber es war nicht so, dass er sich nach ihnen sehnte.
    Jack stellte schnell fest, dass er Dutzende von Ideen hatte, wie er das Geschäft seines Vaters erweitern konnte. Ein nicht unbedeutender Teil davon betraf Grundstücke. Er würde mit Pubs und Gasthäusern beginnen – Investitionen, bei denen er sich sicher war, dass sie sich sowohl in guten wie auch in schlechten Zeiten auszahlen würden.
    In seinen seltenen ehrlichen Momenten musste Jack zugeben, dass er es genoss, den jungen Herrn und Geschäftsmann zu spielen. Die Menschen sahen zu ihm auf. Obwohl er noch jung war, baten ihn nun Männer, die viel älter waren als er, Männer, die ihm als Jungen den Kopf getätschelt hatten, um ei nen Termin für einen Besuch. Ja, alles in allem war Jack m ühelos in sein kornisches Leben zurückgekehrt. Er fuhr das neue Auto seines Vaters und plante sogar, sich für seine Geschäftsreisen ein Stadthaus in London und ein weiteres im Norden, vielleicht in Manchester, einzurichten.
    Sein Leben in Indien und alles, was dort geschehen war, erschienen ihm inzwischen wie ein ferner Traum. Die Erinnerung an jene eine staubige Straße und die nette, englisch geprägte Gemeinde, die sich zu beiden Seiten davon angesiedelt hatte, verblasste immer mehr, vor allem jetzt, da er wieder über die vertrauten Klippen von St. Just schritt, während sein Terrier Conan, den er sich vor Kurzem angeschafft hatte, vergnügt neben ihm hersprang.
    Das Leben, das er jetzt führte, war real. Es war das Leben, das er sich stets gewünscht hatte, wie ihm jetzt immer mehr bewusst wurde.
    Mitunter hasste er sich dafür, dass er so hartherzig war, aber an dieses Gefühl des Selbsthasses hatte er sich gewöhnt. Irgendwann hatte es sich wie ein bequemer alter Mantel angefühlt, vertraut und unverkennbar. Vor allem aber gab es ihm Sicherheit, denn er wusste, wann immer er jemandem sein Herz öffnete, endete dies unweigerlich mit Kummer und Verzweiflung.
    Iris war das beste Beispiel dafür. Iris war gleichbedeutend mit Schmerz. Wenn er sich doch einmal gestattete, an sie zu denken, so löste dies immer noch einen tiefen, dumpfen Sch merz in ihm aus. Die schier unerträgliche Verzweiflung über Neds Tod war sein ständiger Begleiter geworden. Sie waren auseinandergegangen, ohne sich noch einmal ausgesprochen zu haben. Und Ned war gestorben, ohne zu wissen, dass man die Akte

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