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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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obwohl dieses Haus und all die Dinge, die er besaß, natürlich genau das Gegenteil erzählen.« Sie seufzte. »Aber er beschloss, keine große Sache daraus zu machen, als der Brief von der Minengesellschaft eintraf und die Leute aus der ganzen Gegend kamen, um sich dafür zu entschuldigen, dass sie geglaubt hatten, du trügest die Schuld an dem Unglück.«
    Jack sah sie von der Seite her an. »Sie haben sich entschuldigt?«, wiederholte er mit ungläubiger Miene.
    »Ohne jeden Vorbehalt. Billys Familie war die erste in der langen Schlange«, sagte sie mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme. »Nein, das stimmt ja gar nicht. Die Erste, die ihr tiefstes Bedauern darüber ausdrückte, wie man dich behandelt hat, war Mrs. Shand, die, sosehr ich sie auch schätze, jeden jungen Mann, der am Leben ist, für den Tod ihres Sohnes verantwortlich zu machen scheint. Verzeih mir, ich weiß, dass das grausam klingt. Jack, mein Lieber, du siehst ja vollkommen schockiert aus. Dein Vater hat sich also geirrt, als er meinte, wir sollten dir das gar nicht mitteilen, weil es für dich ohnehin keinen Unterschied machen würde.«
    Jack musste seinem Vater zustimmen. »Das hätte es auch nicht, jedenfalls nicht, solange ich noch in Indien war. Jetzt aber, da ich zu Hause bin, bedeutet es mir sehr viel.«
    »Verliere nie deine Selbstachtung, mein Sohn. Das war der letzte Wunsch deines Vaters. Ich musste ihm versprechen, dass ich dir das sage.«
    Er verspürte einen Kloß im Hals und küsste sie zum Dank auf den Scheitel.
    »Komm, mir ist kalt. Mrs. Shand hat schon den Kamin eingeheizt. Es gibt Tee und Kuchen.«
    Er schüttelte den Kopf, verwirrt darüber, wie vertraut ihm sein altes Leben plötzlich wieder war. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr er es vermisst hatte.
    Später, als er es sich vor dem Kamin bequem gemacht hatte, während der Wind an den Fensterscheiben rüttelte und sich die kornische Nacht über Pendeen ausbreitete, starrte er in die Flammen und forschte in seinem Herzen nach den Schuldgefühlen, die er eigentlich empfinden sollte. Er hatte keine.
    »Hast du das, was du vorhin gesagt hast, ernst gemeint, Jack?«, fragte seine Mutter plötzlich und suchte seinen Blick. »Bist du nach Hause gekommen, um zu bleiben? Wirst du jetzt die Zügel in die Hand nehmen?«
    Jack richtete sich auf und sah seiner Mutter fest in die Augen. »Mum, keine zehn Pferde könnten mich noch einmal aus Cornwall fortbringen. Ja, ich bin für immer nach Hause gekommen. Ich werde das Geschäft übernehmen, damit mein Vater endlich auf mich stolz sein kann.«
    Sie lehnte sich zufrieden in ihrem Sessel zurück, bevor sie nach einer kleinen Glocke griff, die auf dem Tisch neben ihr stand. Sie klingelte, und Jack fühlte sich eine Sekunde lang in seine letzte traumatische Nacht in der Top-Reef-Mine zurückversetzt, als eine Glocke den Beginn einer Tragödie angekündigt hatte. Auf das Läuten seiner Mutter hin erschien eine hübsche junge Frau im Wohnzimmer, die seine Aufmerksamkeit wieder in die Gegenwart zurückholte. Sie hieß offensichtlich Gloria, stellte sich ihm aber ziemlich kühn als Glory vor.
    »So nennt mich hier jeder«, sagte sie. Jack war sich sicher, dass sie ihm dabei zugezwinkert hatte.
    Gloria Payne war eine examinierte Krankenschwester aus Redruth. Man hatte sie eingestellt, damit sie sich um Mrs. Bryants tägliche Bedürfnisse kümmerte. Es war nicht so, dass Mrs. Bryant eine umfangreiche medizinische Betreuung benötigt hätte, sie war nur einfach nach dem Tod ihres Mannes emotional nicht in bester Verfassung gewesen.
    Glorias Aufgabe bestand darin, Elizabeth Bryant über die erste Zeit hinwegzuhelfen. Sie sollte dafür sorgen, dass sie jeden Abend einen Schlaftrunk bekam, außerdem sollte sie sie auf ihren Spaziergängen begleiten und Botengänge für sie übernehmen. Es störte sie nicht, dass sie mit ihrer Schwesternausbildung für diese Tätigkeit überqualifiziert war. Tatsächlich war Gloria sogar hocherfreut, das winzige Haus ihrer Eltern in der Knox Street verlassen und in das überaus vornehme Haus der Bryants in Pendeen einziehen zu können. Hinzu kam die Anerkennung, die es mit sich brachte, die Pflegerin der von allen respektierten Mrs. Bryant zu sein.
    Jetzt hatte das Leben eine neue Wende genommen, und sie konnte ihre Begeisterung darüber kaum im Zaum halten. Die Heimkehr des sagenhaft gut aussehenden Sohnes, von dem sie schon so viel gehört hatte, würde ihre Arbeit nur noch angenehmer und interessanter

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