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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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endgültige Regelung getroffen war. Ned hatte sich noch nie derart fremd und einsam gefühlt. Vertraut waren ihm nur noch die Kleidung, die er am Leib trug, und Bellas Hand in der seinen.
    Er hielt ihre Hand ganz fest und sah sich um. Selbst in seinen schlimmsten Albträumen hätte er sich nichts Trostloseres vorstellen können. In Großbritannien war Grün die vorherrschende Farbe, und das Licht war weich und sanft. Hier jedoch brannte eine gnadenlose Sonne von einem gleißend hellen Himmel herab, während gleichzeitig die Luft unerträglich feucht war. Die Erde war braun und staubig. Nur das dunkelgrüne Laub der Bäume ließ vermuten, dass in diesem Ort noch so etwas wie Leben steckte. Alles andere schien sich in einem unaufhaltsamen Stadium des Verfalls zu befinden.
    Den Namen des Dorfes konnte er nicht aussprechen, und er hätte ihn sich ohnehin nicht gemerkt. Er hatte keine Ahnung, wo sie waren, aber er dachte bereits jetzt daran, das Waisenhaus so schnell er konnte wieder zu verlassen. Vorerst jedoch bot dieser zusammengewürfelte Haufen von ehemals weiß gekalkten Bungalows Bella ein Gefühl der Sicherheit, wenn nicht sogar des Trostes.
    Fraser warf Ned einen verlegenen Blick zu, als er die beiden zu Hausmutter Brent führte.
    »Ich verspreche dir, dass ihr nicht lange hierbleiben werdet, Ned«, sagte er über die Schulter gewandt.
    Ned schwieg und richtete seinen Blick auf Mrs. Brent.
    »Hallo, Edward«, begrüßte sie ihn. »Und du musst Arabella sein, wenn mich nicht alles täuscht. Ihr könnt mich Hausmutter nennen.«
    Ned überkam ein leises, nervöses Lachen, als Bella beschloss, dass es angemessen sei, vor dieser streng dreinschauenden Frau einen Knicks zu machen. Am liebsten hätte er laut geschrien.
    Stattdessen fragte er: »Bin ich der Älteste hier?«, und streckte Mrs. Brent höflich seine Hand entgegen.
    Sie verzichtete darauf, sie zu ergreifen, und bedachte ihn stattdessen mit einem kurzen Lächeln, das sich jedoch nicht in ihren Augen widerspiegelte. »Das bist du. Aber lasst mich euch erst einmal Robbie vorstellen.« Sie sah sich suchend um, und Ned ergriff die Gelegenheit, sich die Haare zurückzustreichen, die ihm in die Stirn gefallen waren. Er wünschte sich verzweifelt, er hätte das Angebot seiner Mutter angenommen, sie ihm noch an Bord des Schiffes zu schneiden. Jetzt würde er niemals wieder die sanfte Berührung ihrer Finger in seinem Haar spüren, ihre kühle Hand fühlen, die ihm über die Stirn strich. Er vermisste ihr warmes Lächeln und versuchte, das Bild ihres Gesichts aus seinen Gedanken zu verdrängen.
    »Komm her, Robbie«, sagte Margaret Brent. Der ältere Junge, der ihnen schon bei ihrer Ankunft aufgefallen war, schob sich an ihnen vorbei nach vorn.
    Er war schlank und eindeutig ein Mischling. »Robbie ist fünfzehn, und von allen Kindern ist er am längsten bei uns. Ich bin sicher, er wird ein paar englische Freunde willkommen heißen.«
    Ned bot auch ihm seine Hand an, die Robbie mit einem breiten Lächeln ergriff, während seine freundlichen dunklen Augen vor Freude strahlten. »Es freut mich, dich kennenzulernen«, sagte Ned.
    Bella folgte seinem Beispiel.
    »Du siehst aus wie eine Prinzessin aus einem der Bücher, die ich so gern lese, Arabella«, flüsterte Robbie.
    Ned fand Robbie, der seiner Schwester nichts Netteres hätte sagen können, sehr sympathisch.
    »So nennt mich kein Mensch«, sagte sie mit entwaffnender Aufrichtigkeit. »Außer für Ned, der mich Bell nennt, bin ich für alle Bella.«
    Wieder begann Robbie zu strahlen. »Das klingt sogar noch schöner.«
    »Und nun«, unterbrach sie Margaret Brent, »raus mit euch, Kinder. Robbie, sorg doch bitte dafür, dass sie mit den Körben weitermachen. Edward, Arabella, Mr. Fraser? Würden Sie mir bitte folgen, damit ich Sie mit Dr. Brent bekannt machen ka nn? Aber zuerst sollten wir etwas trinken. Sie sind doch sicher durstig? Nyunt!«
    Ein schlankes Mädchen erschien. Es war nicht besonders groß, aber seine Bewegungen unter der zerschlissenen Kleidung waren fließend und anmutig.
    »Das ist Nyunt. Sie hat einige Jahre hier gelebt und ist geblieben, um uns zu helfen, vor allem in der Küche.« Alle erwiderten das scheue Lächeln der jungen Frau, die sich ihnen näherte. »Sie versteht ein wenig Englisch, kann aber nicht antworten, also ist es besser, ihr keine Fragen zu stellen. Vielleicht möchtet ihr ja gern mit Nyunt in die Küche gehen, um etwas Wasser zu holen.« Sie drehte sich um und sagte etwas auf

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