Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Burmesisch.
»Mr. Fraser, Sie dürfen mit mir kommen. Dr. Brent wird in Kürze seinen Tee einnehmen.«
Ned war froh, mit Nyunt, die ihnen lächelnd bedeutete, ihr zu folgen, in den kühleren Teil des Bungalows entfliehen zu können. Er ließ die beiden Mädchen in der Küche zurück und schlenderte durch den Bungalow. Vor einer nur angelehnten Tür, hinter der er Frasers Stimme vernahm, blieb er stehen und belauschte einen Teil des Gesprächs zwischen diesem und einem anderen Mann, von dem er annahm, dass es sich um Dr. Brent handelte.
»Pässe, irgendwelche Familiendokumente?«, fragte die fremde Stimme.
»Leider nichts dergleichen.«
»Kommen Sie, Mr. Fraser. Diese unglückliche Frau ist mit ihren Kindern direkt aus Großbritannien gekommen. Ohne Papiere hätte sie diese Reise gar nicht antreten können.«
»Dessen bin ich mir bewusst. In der Eile haben wir sie nur noch nicht gefunden. Sie müssen sich noch irgendwo unter ihren Sachen befinden. Ich werde sie nachschicken lassen.«
»Ich werde mich selbst mit dem Hotel in Verbindung setzen«, erwiderte Brent abweisend. »Kommen wir jetzt zu den Kosten für die Unterbringung …«
Ned hörte Fraser laut seufzen. »Ich werde Ihnen das Geld geben, Dr. Brent, um sicherzustellen, dass die Sinclairs gut versorgt sind, bis ich in Großbritannien jemanden ausfindig gemacht habe, der für sie alle Verbindlichkeiten übernehmen wird. Sind wir uns in diesem Punkt einig? Sie dürfen keinesfalls als mittellos betrachtet werden.«
»Natürlich«, erwiderte Brent. »Trotzdem ist mir noch immer nicht ganz klar, wie sich ihre familiäre Situation zurzeit darstellt.«
Fraser seufzte erneut. »Ich habe gehört, dass sie Freunde in Südengland haben. Ich werde diese Leute ausfindig machen und sie bitten, den Sinclairs ein Zuhause zu geben – wenigstens Bella. Ned wird in England auf eigenen Beinen stehen können. Immerhin wird er in Kürze achtzehn.«
»Aber wer wird die Überfahrt bezahlen? Bitte erwarten Sie nicht von mir, dass …«
»Nein, keine Sorge. Ich werde das Geld beschaffen. Aber jetzt ist erst einmal drei Monate lang für die Kinder gesorgt, oder?«
»Ja, sicher.«
»Dann werde ich mich zur gegebenen Zeit wieder bei Ihnen melden.«
»Also, bis dann«, sagte der Doktor ohne echtes Interesse in der Stimme, als Fraser den Raum durch eine zweite Tür verließ.
Auf seinem Lauschposten hörte Ned, wie Hausmutter Brent mit den Mädchen näher kam. Als sie ihn entdeckte, sagte sie: »Ich werde dich jetzt Dr. Brent vorstellen.«
Mit einem mulmigen Gefühl klopfte Ned an die Tür. Drei Monate, hatte Fraser gesagt. Er hatte gehofft, es würde sich nur um wenige Wochen handeln. Und was war, wenn Frasers Verantwortungsgefühl sich in dem Moment, in dem er sie verließ, in Luft auflöste?
»Herein«, sagte die kehlige Stimme.
Ned nahm wieder die Hand seiner Schwester und betrat dann das Zimmer.
»Ah, die Sinclairs«, sagte Brent, der hinter einem mit Unterlagen, Büchern, Akten und einer Schreibmaschine überladenen Schreibtisch saß. Ein großes Panoramafenster ging auf die Anlage hinaus, aber Ned sah nur Brent an, der enormes Übergewicht hatte. Als der Doktor sich erhob, stieß er mit dem Bauch an seinen Schreibtisch, auf dessen Kante ein Glaskrug mit Wasser stand. Der bunte gehäkelte Perlenüberzug funkelte wie tausend Juwelen. Bella wurde von den Glasperlen geradezu magisch angezogen. In England hatte sie solche Perlen oft gesehen, allerdings waren sie dort nie so wunderbar durch das Sonnenlicht zum Leuchten gebracht worden. Der Krug war der einzige schöne Gegenstand in diesem ansonsten tristen Zimmer. Ned nahm den sauren Geruch von Brents Schweiß wahr, sah die dunklen, nassen Flecken auf seinem hellblauen Hemd.
»Willkommen in unserem bescheidenen, aber glücklichen Haus«, sagte der Doktor. Seine dunkelblauen Augen, die fast zur Gänze in den Falten seines fleischigen Gesichts verschwanden, sahen aus wie die matten Kieselsteine an den schottischen Stränden.
»Wir werden alles tun, um Ihre Großzügigkeit nicht allzu lange zu strapazieren, Dr. Brent«, erwiderte Ned, froh darüber, dass seine Stimme so fest und entschlossen klang. »Ich möchte so schnell wie möglich selbst für uns sorgen.«
»Sicher«, erwiderte Brent.
»Ja. Ich werde unverzüglich den Freunden meiner Eltern in Südengland schreiben und sie um Hilfe bitten. Wo ist Mr. Fraser?«
»Er ist schon gegangen. Man sagte mir, sein Schiff würde in Kürze ablegen. Hat er sich denn nicht von
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