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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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Absicht, sich an Bord eines Schiffes, von dem er sich nicht einfach davonschleichen konnte, in Schwierigkeiten zu bringen. Deshalb stand er auch an diesem milden Abend allein an Deck und rauchte eine Zigarette, während alle anderen unten die Nacht durchtanzten.
    Die Zigarette schmeckte ihm. Er hatte sich jahrelang dagegen gesträubt, einen Priem zu kauen, wie es die meisten kornischen Bergleute taten, denn unten in den Schächten war dies die einzige Möglichkeit, Tabak zu genießen. Eine Pfeife wiederum empfand er als die Domäne älterer Männer, wie es sein Vater war. Natürlich hatte er früher Selbstgedrehte geraucht, aber diese fertigen Zigaretten waren der neueste Schrei. Ganz besonders gefielen ihm die bunten Schachteln und die Anzeigen, die in jedem Geschäft, an jeder Straßenecke und jedem Bretterzaun zu bewundern waren. Eine Schachtel Zigaretten he rvorzuholen und sich aus der ordentlichen Reihe von Glim mstängeln eine ganz bestimmte auszusuchen, war wesentlich ansprechender, als in einer Dose zu wühlen, den Tabak auseinanderzuzupfen und ihn schließlich in ein Stück Papier einzurollen.
    Er inhalierte tief, schmeckte Salz auf seinen Lippen und dachte noch einmal über seinen Entschluss nach, nach Australien zu gehen. Die Bergbauindustrie erlebte dort zurzeit einen unglaublichen Aufschwung. Er hatte gehört, dass der südliche Teil dieses großen Kontinents dank seiner reichen Kupfervorkommen bereits viele kornische Bergleute angezogen hatte. Er hatte zunächst noch als Hafenarbeiter in den Tilbury Docks gearbeitet und war in einer billigen Pension abgestiegen. Sobald er jedoch Einzelheiten über die Naldera erfahren hatte, war sie ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Es schien sein Schicksal zu sein, mit diesem Schiff zu fahren, denn er hatte einen Brief von seinem Vater erhalten, in dem dieser ihm mitteilte, dass in Australien und Indien Bergbaugesellschaften mittlerweile schon in Cornwall gezielt nach fähigen Leuten suchten. Jack hatte seinen Entschluss noch am selben Tag gefasst und einen Platz für die Jungfernfahrt der Naldera gebucht, die um die halbe Welt bis nach Sydney führen sollte. Die Reise würde mindestens sechs Wochen dauern. Aber war Australien tatsächlich eine bessere Wahl als Indien? Er war sich nach wie vor nicht ganz sicher, also hatte er, entgegen dem Rat seines Vaters, vor der Abreise noch keinen festen Arbeitsvertrag unterzeichnet. Wenn es in Australien tatsächlich Arbeit im Überfluss gab, so konnte er sich auch nach seiner Ankunft dort nach einem Job umsehen. Zuerst aber wollte er dieses großartige, sonnenverbrannte Land, über das er schon so viel gehört hatte, näher kennenlernen. Und falls es ihm nicht zusagte, würde er das, was ihm an Geld verblieben war, darauf verwenden, um nach Indien – wahrscheinlich nach Madras – zu fahren und sich auf den Weg zu den dortigen Bergbauregionen zu machen.
    So hatte sein Plan ausgesehen, als er mit einem kleinen Koffer an Bord gegangen war und seine Zweibettkabine bezogen hatte, die er mit einem älteren Mann namens Henry Berry teilte. Berry war ein schmächtiger Bursche mit einem Tick: Seine Schulter zuckte ungefähr einmal pro Minute. Er hatte sich ihm als Beamter des öffentlichen Dienstes in Indien vorgestellt – keine Familie, keine Ehefrau – und ihm erklärt, dass er gerade seinen Halbjahresurlaub in England verbracht habe und jetzt froh und glücklich darüber sei, wieder zum geschäftigen Hafen von Bombay zurückkehren zu können. Für Jack klang es so, als würde Henry seine Arbeit wirklich Spaß machen, auch schien er weniger unter der Hitze zu leiden als alle anderen. Am meisten aber schien er das Leben zu genießen, das die Kolonien ihm boten: Selbst mit seinem bescheidenen Gehalt konnte er sich mehrere Diener leisten und einen Lebensstil führen, von dem vergleichbare Beamte zu Hause nur träumen konnten.
    Es war Henry gewesen, der Jacks Vision von Australien infrage gestellt und Zweifel in ihm geweckt hatte.
    »Bist du verrückt, Mann? Australien? Das ist doch eine einzige Wüste. Ich habe gehört, dass du dort unten tagelang unterwegs sein kannst und außer irgendwelchen Eingeborenen keinem Menschen begegnest. Dort schwirren tellergroße, stechende Insekten durch die Luft, und im Meer gibt es seltsame Kreaturen, deren Bisse absolut tödlich sind. Die Flüsse sind voller Krokodile, auf den Ebenen wimmelt es von Schlangen, und die Sonne ist so heiß, dass sie dich in kürzester Zeit umbringen kann. Die wenigen

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