Herzen aus Stein (German Edition)
nicht für mich da gewesen wäre, wüsste ich nicht, wie mein Leben nun verlaufen wü r de. Ob ich überhaupt noch leben würde. “ Ich hätte dich nie sterben lassen, dachte Vincent, bevor Noir sagte: „ Aber wir wollen jetzt über dich reden. Du sagtest, deine Mutter war ein Mensch? “
„ Sagte ich das? “
„ Ja … unter der Dusche. “
Oh Mann, was hatte er alles ausgeplaudert? Er konnte sich an vi e les nicht mehr erinnern. Außer an ihre Berührungen. Die wollte er auch niemals vergessen. Er kratzte sich am Kopf und begann zu erzählen. „ Mein Vater, sein Name war Dagur , bekam vom Klan den Auftrag, eine Menschenfrau zu beschützen. Laura Balentine . “
„ Ein schöner Name. “
Vincent nickte. „ Mein Vater verliebte sich in sie und zeigte sich ihr in der Hoffnung, sie würde ihn verstoßen und man würde ihr einen anderen Wächter zuteilen. Er hatte Angst, zwischen ihnen könne sich etwas entwickeln. Denn ein Gargoyle darf sich auf keinen Fall mit einer anderen Rasse kreuzen. Das würde den Klan schwächen. Laura erwiderte jedoch seine Gefühle. Also hielten sie ihre Bezi e hung geheim. Bis ich auf die Welt kam und meine Mutter bei der Geburt starb. “
„ Das tut mir leid “ , merkte sie leise an.
„ Dagur hatte mehrfach versagt: Er hatte ein Gesetz gebrochen und durch seine Schuld war sein Schützling gestorben. “ Vincent seufzte und sog überrascht die Luft ein, weil sich Noir plötzlich neben ihn setzte.
„ Eine traurige Geschichte. “
Sein Herz klopfte schneller. „ Sie wird noch trauriger. “
„ Gibst du dir die Schuld am Tod deiner Mutter? “
Vincent zuckte mit den Schultern, doch die Frage überraschte ihn. Er überlegte. „ Vielleicht. Ganz tief in mir, obwohl ich weiß, dass ich nichts dafür kann. Ich war zu groß, als ich geboren wurde. Meine Mutter verlor zu viel Blut. “
„ Du kannst nichts dafür “ , sagte Noir, wobei sie ihm fest in die Augen sah.
Ihr Oberschenkel berührte sein Bein. Durch seine Jeans spürte er ihre Hitze. Vincent hatte große Lust, seine Hand auf ihr langes, schlankes Bein zu legen, stattdessen nahm sie seine Hand in ihre.
„ Wie ging es weiter? “ , wollte sie wissen.
Vincent konnte sich kaum konzentrieren. Ihre Hände ruhten mi t einander verschränkt auf seinem Oberschenkel. Er musste ständig hinsehen. Sie beide waren auf eine Art verbunden, die er kaum b e schreiben konnte. Es war nicht nur eine körperliche, sondern vor allem eine seelische Verbindung. Noir verstand ihn. Es war ung e wohnt, mit jemandem über sein Leben zu reden. Früher hatte er sich bei Kara ausgeheult. Erst jetzt bemerkte er, wie sehr ihm diese Art von Gespräch oder Unterhaltung fehlte.
Er räusperte sich. „ Der Klan hat mich und meinen Vater verst o ßen. Wir lebten in einem Glockenturm einer geschlossenen Kirche. Kara, der Wächterengel meiner Bruderschaft, hat meinem Vater viel geholfen, besonders tagsüber, als er versteinert war. Normalerweise werden Gargoyle -Junge vom ganzen Klan betreut und aufgezogen. Mein Vater hatte keine Amme und war mit der Situation überfordert. Ich bekam die Flasche, wurde also ernährt wie viele Menschenb a bys. “ Er hatte jedoch nie das Gefühl gehabt, sein Vater würde ihn nicht lieben – im Gegenteil. Das Wenige, an das er sich erinnern konnte, waren liebevolle Momentaufnahmen. Wie sein Vater ihm die ersten Gleitversuche beigebracht hatte. Gemeinsam waren sie vom Glockenturm gesprungen und durch die Nacht gesegelt. Oder wie er auf der Brust seines Vaters lag, wenn er sein Mitternachtsschläfchen hielt.
„ Wie bist du in den Klan gekommen? “ , fragte Noir. Sanft drückte sie seine Finger.
„ Als mein Vater starb. Da war ich vier. “
Sie schien noch näher zu rücken. „ Das ist traurig. Warum ist er g e storben? “
Vincent starrte auf ihren Mund und flüsterte: „ Kara erzählte mir später, sein gebrochenes Herz habe ihn umgebracht. “
„ Aber er hatte doch dich? “
„ Mein Vater war ohne Gemeinschaft. Das ist für einen Gargoyle sehr schlimm. Der Klan ist da und gibt uns Halt, auch wenn wir lange nicht in die Bruderschaft zurückkehren. Allein das Wissen reicht uns. Doch bei meinem Vater kam hinzu, dass er versagt hatte. Für einen Gargoyle gibt es nichts Schlimmeres, als wenn er nicht auf seinen Schützling aufpassen kann. “ Vincent durfte nicht denselben Fehler begehen. Das wurde ihm abermals bewusst. Ohne Noir anz u sehen, fuhr er fort: „ Außerdem haben Gargoyles in ihrem Leben nur
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