Herzen aus Stein (German Edition)
wie die Schmeißfliegen vermehren. “
Vincent hatte schon von diesen bösartigen Wesen gehört, war aber noch nie mit ihnen in Berührung gekommen, weil sich Noir immer nur mit Dämonen herumschlug. „ Diese Dunkelelfen-Sache musst du mir irgendwann mal genauer erklären. “
„ Das mache ich. Zum Glück leben sie in einer anderen Dimens i on, aber sie dringen immer mehr in unsere Welt vor. In Wahrheit wollen die uns nämlich unterjochen. “ Noir blickte auf ihre Uhr. „ Okay, wir müssen bald los, deinen Ausweis abholen. Ich hab gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist. “
„ Soll ich dem Kellner winken? “
„ Warte noch. Würdest du mir einen Gefallen tun? “
Jeden. Er nickte, bevor er sich besann. „ Alles, was in meiner Macht steht. “ Und ihr nicht schadete.
Noir schaute sich kurz um und Vincent folgte ihrem Blick. Der Kellner war hinter dem Tresen mit Gläser polieren beschäftigt und beachtete sie nicht. Die Zeitung lesende Frau hatte das Bistro mit t lerweile verlassen. Sie waren ungestört.
Noir senkte die Stimme. „ Lass mich mal deine Tätowierungen s e hen. “
„ Warum? “
„ Ich habe über die lateinischen Wörter nachgedacht und möchte etwas ausprobieren. “
„ Okay, aber pass auf, dass du sie auf keinen Fall berührst. “ Er zog einen Handschuh aus. Dann legte er seine Hand mit der Tätowi e rung nach oben auf den Tisch.
Unter hochgezogenen Brauen studierte Noir die sechs Linien der geometrischen Figur, auf der jeweils ein Wort stand. „ Planta bede u tet Pflanze, daemon ist der Dämon, incubus und succubus sind auch Dämonen, versipellis steht für Werwolf und alle anderen Gestal t wandler. Lamia für Vampir. “ Noir schaute ihn an, wobei sie den Kopf leicht schräg hielt. „ Für einen Gargoyle gibt es nichts Wicht i geres in seinem Leben, als Menschen zu beschützen. Das liegt in eurer Natur. “
„ Stimmt. “
„ Warum sollten sie dir daher ein Tattoo verpassen, das Menschen schadet? Das ergibt keinen Sinn. Hier steht auch nirgendwo homo – Mensch. Aber ich werde sie nicht berühren, ehe ich mir nicht sicher bin. “
Sofort machte Vincent eine Faust, um die Tätowierung darin ei n zuschließen. „ Berühren? Bist du wahnsinnig? “
„ Gut möglich. “ Noir lächelte so verschmitzt, dass er ihr nicht böse sein konnte. „ Und jetzt leg deine Hand bitte auf deinen Obersche n kel, muss ja nicht jeder sehen, was wir machen. “
Vincent schluckte. Was hatte sie nun wieder vor?
Sie zog eine Tulpe aus dem Glas, das als Dekoration auf dem Tisch stand. „ Ich möchte zu gern sehen, wie du etwas in Stein ve r wandelst. Wie wäre es mit dieser Blume? “
„ Hier? “ , fragte er und sah sich noch einmal um. „ Na gut, aber nur die Blume. “ Er konnte Noir nichts abschlagen, wenn sie ihn mit ihren dunklen Augen so eindringlich ansah, dass sein Körper allein von ihren Blicken kribbelte.
Noir drehte sich so, dass sie dem Kellner den Rücken zeigte, und beugte sich noch näher zu ihm. Dann ließ sie den Stiel der Tulpe über seine Handfläche gleiten. Erst als sie die Tätowierung streifte, zeigte sich am Stängel eine Veränderung. Er begann von unten he r auf zu versteinern. Das Grün verschwand und wurde durch ein he l les Grau ersetzt.
„ Wow “ , flüsterte Noir. „ Ich kann spüren, wie sie unter meinen Fingern hart wird. “
Als sie die Blume wegzog, hörte die Umwandlung sofort auf. Sie begann erst wieder, nachdem der Stiel erneut das Tattoo berührt hatte.
Mit offenem Mund drehte sie die Steintulpe hin und her. „ Sie ist wunderschön und für die Ewigkeit. “
„ Nichts ist für die Ewigkeit “ , sagte Vincent mit einer Spur Verbi t terung, nahm ihr die Blume weg und zerdrückte sie mit beiden Hä n den. Sie zerbröckelte in unzählige Teile, die er in den Aschenbecher schüttete. Noir sagte nichts. Stattdessen zog sie seinen Arm am Handgelenk in ihren Schoß und pustete den Staub von der Tätowi e rung. Er war neugierig, was sie nun vorhatte. Als sie jedoch mit i h rem Finger einmal schnell genau in die Mitte seines Tattoos tippte, riss er seinen Arm von ihr fort.
„ Bist du verrückt! “ , rief er, worauf der Kellner zu ihnen blickte.
Vincents Puls klopfte so hart in seinen Schläfen, dass er Kopfweh bekam. „ Zeig mir deinen Finger! “
Noir hielt ihn triumphierend lächelnd vor seine Nase und wackelte damit. „ Nichts passiert, keine Panik. “
Vincent umfasste mit der anderen Hand, an dem er den Han d schuh trug,
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