Herzen aus Stein (German Edition)
eine blonde Strähne hinter ihr Ohr zu streichen. „ Nein danke, wir würden gern zahlen. “
Wenige Minuten später waren sie auf dem Weg, um Vincents Au s weis abzuholen. Dazu mussten sie mehrere Stationen mit dem Bus fahren. Noir saß neben ihm, sodass sich ihre langen Schenkel b e rührten. Zu ihren Füßen standen die Tüten mit den Einkäufen. Vi n cent, der am Fenster Platz genommen hatte, schaute nach draußen. Die Sonne stand hoch am Himmel – was für ein herrlicher Tag. Es war einfach alles viel zu gut für Noirs Geschmack. Irgendwie u n wirklich.
Sie studierte sein Gesicht, das sie nur von der Seite sah. Es wirkte angespannt. Worüber er wohl nachdachte?
Im Bistro hatte sie seine Gedanken auszublenden versucht, daher hatte sie keine Ahnung, was ihn beschäftigte. Sie wollte nicht ständig in seine Intimsphäre eindringen. Das war nicht fair. Außerdem gi n gen seine Gedanken oft in eine bestimmte Richtung. Noir würde es schwerfallen, ihn nicht ständig vernaschen zu wollen.
Vermutlich dachte er darüber nach, warum dieser Grimsley ihn a n gelogen hatte. Sein Klanführer wollte offensichtlich nicht, dass sich Vincent mit einer Menschenfrau einließ. Warum nicht? Er war doch mehr Mensch als Gargoyle. Im Augenblick übte er eine verdammt große Anziehungskraft auf sie aus. Sie verdrängte ständig, dass sie nach Jamie suchte und das zweite Amulett finden musste. Beinahe hatte sie den fürchterlichen Kampf vergessen und den Gargoyle, der das Badezimmer verwüstet hatte.
Sie genoss den Tag mit Vincent und vor allem seine Nähe. Seine schüchterne Art gefiel ihr. Er besaß Manieren beim Essen und b e nahm sich nicht wie ein wildes Tier. In der Tat verhielt er sich wie ein Gentleman. Sogar im Bistro hatte er sich geweigert, Noir alles bezahlen zu lassen.
„ Ich möchte mich revanchieren “ , hatte er gesagt und sie hatte g e antwortet: „ Das hast du doch längst. Du hast mich gerettet, das zählt mehr als alles Geld. “
„ Vincent? “ Noir berührte ihn am Arm, um ihn sanft aus seinen Gedanken zu holen.
Er drehte den Kopf in ihre Richtung. „ Hm? “
„ Wenn ich das Medaillon habe, was wirst du dann tun? Gehst du zurück zu deinem Klan? “
Eindringlich schaute er sie an. „ Ich werde dich immer beschützen, Noir. Immer. “ Seine grauen Augen schienen sich zu verdunkeln und seine Stimme klang auf einmal tiefer. „ Außerdem liegt es in meiner Natur. Ich kann nicht anders. Das Leben hätte sonst seinen Sinn verloren. “
Sie holte tief Luft. Er konnte doch nicht vorhaben, tatsächlich bis zum Rest seines oder ihres Daseins an ihrer Seite zu bleiben? „ Du kannst jemanden beschützen, der es dringender nötig hat als ich. “
Seine Brauen zogen sich zusammen. „ Die Dämonen werden erst recht hinter dir her sein und an die Artefakte kommen wollen. Du wirst in größerer Gefahr schweben denn je. “
Da hatte er allerdings recht. Aber wollte er wirklich auf ein eigenes Leben verzichten? „ Willst du dir denn nicht mal eine Partnerin s u chen? Eine Familie gründen? “
Er öffnete den Mund, schloss ihn jedoch gleich wieder. Dann ve r schränkte er die Arme vor der Brust und schaute hinaus auf die Str a ße.
Wie sollte sie ihm nur erklären, dass es kein Immer gab? Im M o ment war Noir sehr froh, dass Vincent in ihr Leben getreten war. Sie hatte zum ersten Mal seit dem Tod ihrer Familie wieder Spaß, fand Vergessen und hatte jemanden zum Reden. Sie genoss jede Sekunde, die sie mit ihm zusammen war, dennoch traute sie sich nicht, Vi n cent in ihr Herz zu lassen. Sie würde es nicht noch einmal verkraften , jemanden zu verlieren, den sie … mochte. Ja, noch mochte sie Vi n cent nur, mehr durfte nicht sein. Sie wollte sich niemals in ihn verli e ben. Ihr Herz klopfte jetzt schon viel zu heftig, wenn sie ihn nur ansah. Er war ein Krieger, der etwas von einem Kind hatte, schüc h tern war und doch wieder hart, unerfahren im Bett, aber ein ve r dammt guter Dämonenjäger. Außerdem durfte er nicht mit einem Menschen zusammen sein; Spaß zu haben schien hingegen erlaubt. Das war doch perfekt! Nun musste sie ihn nur noch davon überze u gen.
Eine halbe Stunde später befanden sie sich in einem Pariser Auße n bezirk, dem 16. Arrondissement. Dieser Stadtteil gehörte unve r kennbar den Reichen. Hier reihte sich ein schmuckes Häuschen an das andere, es gab Einkaufsstraßen mit exklusiven Boutiquen und teure Restaurants. Am Rande des Viertels lag ein großer Stadtpark, der Bois de
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