Herzen aus Stein (German Edition)
geborgen. Das gab ihr Mut. „ Was ich dir jetzt erzähle, wird dir trot z dem nicht gefallen. Ich besitze die Gabe, Gedanken zu hören, von Menschen, die sich in meiner Nähe aufhalten. “ So, endlich war es raus. Sie spürte, wie sich seine Muskeln anspannten.
„ Du kannst nur die Gedanken von Menschen hören? Dann also nicht von mir? “ , fragte er, obwohl er die Antwort bereits kannte.
Und sie gefiel ihm offensichtlich nicht, wie Noir an seinem Tonfall bemerkte. Sie löste sich aus seinen Armen. Sein Lächeln war ve r schwunden. „ Wenn du kein Gargoyle bist, kann ich hören, was du denkst “ , erwiderte sie zerknirscht. „ Also nicht wirklich ununterbr o chen, sondern nur, wenn ich mich konzentriere oder dich etwas sehr beschäftigt. Deine Gedanken, deine Fantasien, haben mich all die letzten Jahre begleitet. Ich dachte manchmal, ich werde verrückt, bis ich wusste, dass es deine Stimme war, die ich hörte. Dann war ich erleichtert. “
Vincent starrte sie an. Eine Ader an seinem Hals pochte. Er mus s te innerlich sehr aufgewühlt sein.
Oh Gott, wenn sie das mit Jamie erfährt!
„ Jamie? “ Noir fasste Vincent an den Schultern. „ Was ist mit J a mie? “ Eine plötzliche Übelkeit erfasste sie. „ Vincent! Was weißt du? “
„ Ich … hab ihn gesehen. “
„ Was? “ Noir konnte kaum glauben, was sie hörte.
Hastig sprach er weiter. „ Das erste Mal wusste ich noch nicht, wer er war. Da war ein großer Mann, der in einer Gesichtshälfte zwei dicke Narben hatte, als wir gegen die Dämonen kämpften. Er hat uns beobachtet. “
Jamie hatte auch Narben im Gesicht, wie sie. Sie hatte gesehen, wie der Stier ihm das Gesicht verbrannt hatte.
„ Dann, als Amarante mir meine Medizin nicht geben wollte, bin ich noch mal zur Baustelle zurück, um nach meinem Beutel zu s u chen. Da tauchte er plötzlich wieder auf, zusammen mit einem and e ren Dämon. “
„ Anderen Dämon? “ , stammelte sie und griff sich an die Wange.
„ Er sah aber wie ein Mensch aus. Schwarzes Haar, eisblaue A u gen. “
Noir erstarrte. Sie glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. „ Ash “ , hauchte sie.
„ Du kennst ihn? “
„ Er war der Handlanger des Dämons, der unsere Familie entfüh r te. “ Sie sprang aus dem Bett und schlüpfte hastig in ihre Kleidung. Sie musste sofort noch einmal zur Baumwollspinnerei. „ Wieso hast du mich nicht gleich geweckt? “ Plötzlich wuchs ein immenser Zorn in ihr, der sich gegen Vincent richtete. Er hatte kein Recht, ihr solch wichtige Informationen vorzuenthalten.
Vincent stand ebenfalls auf. „ Er war weg. Außerdem wollte ich dich nicht belasten. “
Sie wurde immer wütender. „ Du hattest die Chance, diesen Ba s tard von einem Dämon zu töten und Jamie zu retten, hast es aber nicht getan! Warum? “
Hilflos gestikulierte er mit den Händen. „ Weil das nicht mehr J a mie war. Ich hab’s an seinen Augen gesehen. Er hätte mich sicher angegriffen und dann hätte ich ihn womöglich verletzt. Jamie ist jetzt ein anderer. “
„ Er ist immer noch mein Bruder! Und ich werde dir nie verzeihen, dass du mir diese Nachricht verschweigen wolltest! “
„ Und was hast du mir verschwiegen? “ , rief er. „ Habe ich keinen Grund, auf dich sauer zu sein? Ich habe mich zum Affen gemacht, als du meine intimsten Gedanken ausspioniert hast und ich mich nicht mal dagegen wehren konnte! “
„ Ich musste erst wissen, ob ich dir trauen kann! Aber anscheinend kann ich das nicht. “
„ Das ist nicht fair, Noir! Ich kann verstehen, dass du sauer bist, aber ich wollte es dir sagen, nur in einem günstigeren Moment. “
„ Und wann wäre der gewesen? “ Rasend vor Wut sammelte sie ihre Sachen ein und warf sie in die Taschen.
„ Ich wollte dir nicht wehtun, nachdem du … Verdammt, ich habe mich gerade für dich … Ach, vergiss es! “
Noir bemerkte, wie es in Vincent kochte. Dreißig Jahre lang durfte er keinen Augenblick „ ich “ sagen. Er war entweder unerwünscht oder der einsame Beschützer gewesen. Sie wusste, dass er dasselbe Recht hatte , wütend zu sein , wie sie, dennoch hatte sie große Lust, irgendetwas in die Luft zu sprengen. Es fehlte nicht viel und die Situation würde eskalieren. Das Thema Jamie war bei ihr seit jeher hochbrisant. „ Ich werde noch mal da rausfahren. “
„ Noir, hör mir zu! “ Vincent hielt sie fest, seine Brauen tief nach unten gezogen. „ Er wird ins Desiderio kommen. Ich hab gehört, wie die beiden darüber geredet haben. Er
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