Herzen aus Stein (German Edition)
Seite stets überwogen hatte. Dieser Dämon war viel zu gut für die Unterwelt. Sie fragte sich, warum der Rat ihn nicht längst erlöst hatte. Was hatte er bloß verbrochen? Sanft streichelte sie seinen Rücken und befühlte die schrecklichen Ve r stümmelungen. Ash genoss ihre Liebkosungen sichtlich, denn er schloss brummend die Augen. Ein Lächeln huschte über seine Li p pen, die sie am liebsten schon wieder küssen wollte.
„ Wieso hast du diese furchtbaren Narben? Ich dachte, Dämonen haben außerordentlich gute Selbstheilungskräfte. “
„ Eigentlich schon, aber Ceros hat Folterinstrumente, die die Wundheilung verhindern. Er sammelt schwarzmagische Gegenstä n de wie andere Briefmarken. “
Ihr Herz verkrampfte sich. Warum musste so ein wunderbarer Mann wie Ash derart leiden? Die Welt war nicht gerecht. Am lieb s ten hätte sie ihm sofort die Uhr gegeben, damit er endlich frei war. Dann fiel ihr ein, dass seine Qualen ohnehin bald ein Ende hatten. Mühsam unterdrückte sie ein Schluchzen. Sie fühlte sich bereits jetzt wieder allein. Sie hatte große Lust, das Artefakt für sie beide zu ve r wenden, damit sie gemeinsam ein neues Leben beginnen konnten. Noch nie war ihr Drang, eigenmächtig zu handeln, stärker gewesen als jetzt. Aber sie musste nicht nur auf Raffis Worte hören, sondern ebenfalls ihrem Gespür vertrauen. So, wie sie gewusst hatte, dass Ash zu den Guten gehörte, so wusste sie ebenfalls, was sie weiterhin tun musste, auch wenn es unwahrscheinlich schwer war. Ashs G e fühle für sie waren echt, das fühlte sie mit jeder Faser ihres Seins. Außerdem sprach sein Blick Bände. Kara erkannte eine tiefe Zune i gung darin. Er liebte sie und sie liebte ihn. Obwohl ihre gemeinsame Zeit nur noch kurz währte, war sie nie glücklicher gewesen. Sie wus s te aber auch, dass er etwas Bedeutsames verschwieg. Er tat das j e doch, um sie zu schützen. Was für ein Dämon!
„ Wieso bist du gefallen, Ash? “
Er drehte sich auf den Rücken und zog sie auf seine Brust. „ Ich habe nicht immer getan, was der liebe Uriel mir aufgetragen hat. “
„ Die Palmbättergeschichte . “
„ Genau. “
Ash hatte also eigenmächtig gehandelt und teuer dafür bezahlt. Sie konnte ihn verstehen. Im Moment sogar ausgezeichnet.
Kara streichelte seine Arme. Ihre Nähe tat ihm gut. Ash seufzte. „ Ich hab es wohl verdient. Ich war ungehorsam, hab mich lieber vergnügt, als meine Pflichten zu erfüllen. “
„ Es war Raphael, nicht wahr? “ , flüsterte sie. „ Und er würde da s selbe auch mit mir machen. “
Ash riss die Augen auf. „ Er würde dir niemals ein Leid antun kö n nen. “ Er war ihr Vater! Eher würde er selbst für seine Tochter in die Hölle gehen.
„ Aber dir hat er das angetan, und du warst sein Freund. “
„ Sein bester Freund. “ Er dachte nach und etwas tief in ihm Ve r borgenes kam zu Tage. Raphael hatte ihn mehr als einmal gewarnt, weil er sich nicht an die Regeln hielt. Immer wieder hatte er ihm verdeckte Hinweise gegeben. Ash hatte sie nur nicht sehen wollen. „ Er musste es tun. Er hatte keine Wahl. Ihn trifft keine Schuld. “ Plötzlich war seine Wut verflogen. Es tat gut, mit sich ins Reine zu kommen, wenn man wusste, dass es bald zu Ende ging.
„ Verdammtes Schicksal “ , zischte Kara, was Ash zum Grinsen brachte.
„ Nicht fluchen, Täubchen, sonst gehe ich. Mein Einfluss soll nicht auf dich abfärben. “
„ Ich lass dich nicht gehen “ , flüsterte sie und schmiegte sich fest an ihn. „ Wie kannst du nur so entspannt sein, wo du weißt, dass du bald … “
„ Weil ich noch nie glücklicher war “ , unterbrach er sie. „ Ceros ist ein grausamer Herr, und die ewige Finsternis der Unterwelt macht mich zusätzlich fertig. Jetzt habe ich den Himmel auf Erden gefu n den. Nur gut, dass mein Boss mit Jamiel unterwegs ist und mich nicht braucht. “
„ Wie weißt du, wenn er dich braucht? “ , fragte Kara. Mit ihren Lippen knabberte sie an seinem Hals.
„ Alle Sklaven haben eine mentale Verbindung zu ihren Herrn. Ceros kann mich herbeirufen, sozusagen. “
„ Und wer ist Jamiel ? “ Ihr Mund spielte an seinem Kinn. Sie brauchte es anscheinend schon wieder.
„ Der Bruder der Hexe. “
Kara richtete sich auf. „ Er lebt? Es hieß, alle Mitglieder der Familie LeMar sind gestorben. “
Ash hielt sie an den Hüften fest, wobei er ihre Figur bewunderte. Ihre Brustwarzen standen spitz ab und leuchteten dunkelrot. Er hatte vorher wie ein Weltmeister
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