Herzen aus Stein (German Edition)
sich hinein. Seltsamerweise fühlte er sich nicht anders als zuvor. Wo war dieses Band, von dem er immer gedacht hatte, es würde sie unwiderruflich zusamme n schmelzen? War er doch so menschlich? Oder lag es an Noir? Weil sie ihn nicht wirklich wollte? Oder weil sie zu verschieden waren? Seine Liebe für sie war so stark wie immer, auch wenn er verwirrt und enttäuscht war. Sie wollte ihn nicht. „ Keine Sorge, ich werde sowieso bald sterben “ , sagte er. Wie hatte er auch nur ansatzweise glauben können, sie würde genauso empfinden wie er? Sie kannte ihn ja erst seit Kurzem. Er konnte also nichts von ihr erwarten. Vie l leicht brauchte sie einfach nur Zeit? Ach, mach dir doch keine Hof f nungen, dachte er.
„ Was redest du da? “ Vorsichtig zog sie das Laken von seinem Kopf und berührte ihn an der Schulter. „ Wieso wirst du sterben? “
Vincent schloss die Augen. „ Die Tabletten. Sie sicherten mein Überleben. Mir bleiben wahrscheinlich nur noch wenige Tage. “
„ Was? Du darfst nicht sterben! “ Sie kletterte über ihn und kusche l te sich zu ihm unter die Decke. „ Du wirst nicht sterben, Vincent, das lasse ich nicht zu! “
„ Du kannst nichts dagegen tun. Ich weiß nicht, welche Medizin ich genommen habe, und werde es nie erfahren. “
Als ihre Hand sein Gesicht berührte, schoss die Wärme ihrer Haut direkt in sein Herz. Hoffnung regte sich in ihm. Empfindest du mehr für mich, als du zugibst?
Ihre Lippen zitterten, als wollte sie ihm etwas mitteilen. Die S e kunden, in denen sie stumm blieb, kamen ihm wie Ewigkeiten vor. Schließlich gestand sie ihm leise: „ Ich wollte dich so sehr, daher habe ich dich provoziert, dich verführt. Ich wusste doch nicht, was es für dich bedeutet. “
Er wischte ihr eine gelöste Haarsträhne aus der Stirn. Wärst du tra u rig, wenn ich nicht mehr da wäre?
Ihre dunklen Augen füllten sich schlagartig mit Tränen. Noir ve r suchte , sie wegzublinzeln, doch dicke Tropfen kullerten über ihre Wangen. Mit dem Daumen strich Vincent sie weg. Noir wollte se i nem intensiven Blick ausweichen, aber er hielt ihren Kopf fest. Er musste endlich wissen, woran er war.
„ Du bedeutest mir mehr, als du denkst “ , hauchte sie ihm entgegen. Ihre Tränen wollten nicht versiegen.
Seine Sicht verschwamm. „ Und du bedeutest mir alles. “ Ich liebe dich.
Noir umarmte ihn fest und flüsterte ihm mit erstickter Stimme ins Ohr: „ Okay, ich werde deine Gefährtin sein. “
Jetzt legte auch er die Arme um sie und zog sie an sich. Obwohl er wusste, dass er nicht mehr lange leben würde, war er nie glücklicher gewesen.
Kapitel 23 – London
K
ara betrat auf Zehenspitzen ihr Zimmer und machte sich erst dort wieder sichtbar. Ihre Flügel ließ sie verschwinden – sie waren beim Sex teilweise hinde r lich, doch Ash war ganz wild auf ihre Federn. Sie grinste. Wenn er sie verwöhnte, so wie sie es wünsche, würde sie ihn damit belohnen.
Eben hatte sie ein weiteres Mal nach Nora und den Gargoyles g e sehen – splitternackt. Sie war nicht dazu gekommen, sich zwischen ihren Rundgängen anzuziehen, weil sich Ash und sie noch mehrmals geliebt hatten. Jetzt lag ihr sexy Dämon im Bett und schien zu schl a fen. Er hatte sich auf den Bauch gedreht; sein schwarzes Haar hing ihm ins Gesicht. Vorsichtig setzte sie sich neben ihn, zog die Decke bis zu seinen Schultern hoch und strich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn.
„ Alles klar? “ , murmelte Ash mit geschlossenen Augen.
„ Alles ruhig. “ Sie hätte Lust auf eine weitere Runde, aber er sah e r schöpft aus. Während sie seinen Kopf kraulte, betrachtete sie ihn eingehend. Er wirkte blass um die Nase; dunkle Schatten hingen unter seinen Augen.
„ Wann hast du das letzte Mal etwas zu dir genommen? “ , fragte sie und meinte keine gewöhnliche Nahrung, sondern Seelen. Das mac h te ihr erneut bewusst, einen Dämon zu lieben, der anderen schadete, um zu überleben.
„ Sehe ich so scheiße aus? “ Er schlug die Lider auf und zog Kara in seine Arme. Sein Blick traf sie wie eine Wand aus Feuer.
„ Ash … “ , seufzte sie und kroch zu ihm unter die Laken. „ Im Ernst. “
„ Ist schon ’ne Weile her. “ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, b e vor er flüsterte: „ Ich war aber immer brav und habe den Menschen nur einen unbedeutenden Teil ihrer Seele genommen. Sie kamen nie zu Schaden. “
„ Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen “ , erwiderte sie, war j e doch froh, dass seine edelmütige
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