Herzen aus Stein (German Edition)
halb geöffneten Tür, die schief in den Angeln hing. Noir roch Ozon, dann schlurfte jemand an ihrer Tür vorbei. Ein Dämon hatte ein Portal in der Nähe erschaffen, weil er in den Klub wollte. Weiter entfernt hörte sie Stimmengemurmel, wo die Lich t quelle lag.
Die Unterweltler kamen ins Desiderio, um sich zu vergnügen. Nach Magnus’ Aussage fanden hier auch Spiele statt, Wettbewerbe und Shows. Es sollte wie in einem menschlichen Stripklub zugehen, bloß heftiger. Auf was für Gestalten würden sie da drin wohl treffen?
„ Du musst dich verwandeln “ , flüsterte sie Vincent ins Ohr. „ So, wie wir es abgemacht haben. “
Langsam gewöhnte sie sich an die düstere Umgebung. Sie erkan n te, wie sich seine Augen veränderten. Aus den runden Pupillen wu r den geschlitzte wie bei einem Raubtier. Seine Ohren wurden spitz, Hörner wuchsen unter seinem Haar und seine Eckzähne verlänge r ten sich zu scharfen Fängen. Keine Schwingen und Krallen, hatten sie ausgemacht. Nicht, dass ihn ein Dämon erkannte, der eventuell bei der Schlacht auf dem Fabrikgelände dabei gewesen war. Noir strich das Haar neben seinen kurzen Hörnern zur Seite, sodass diese freilagen. Zuvor hatte er sich Gel in die Frisur gegeben, so blieb jede Strähne an seinem Platz. Er sah einfach teuflisch gut aus.
Da Noir wusste, wie unwohl sich Vincent ihr gegenüber fühlte, wenn er verwandelt war, meinte sie vorsichtig: „ Vielleicht noch dein Gesicht insgesamt etwas mehr verändern, damit es … “ Sie wollte nicht „ damit es dämonischer aussieht “ sagen. Aber er tat ihr den Gefallen. Seine Augen stellten sich leicht schräg und der Nasenr ü cken wurde breiter. Anschließend überraschte er sie mit einem Gri n sen. Dabei leuchteten seine Fänge im schwachen Kellerlicht.
„ Du schaust mich an, als würdest du mich gleich auffressen wo l len. “ Sogar seine Stimme klang animalischer, rauer.
Noir blinzelte eine aufsteigende Träne weg und holte tief Luft. Dann lächelte sie tapfer. „ Du bist viel zu sexy für einen Sklaven. Ich werde im Klub ein wachsames Auge auf dich haben müssen. “ Dieser Mann tat alles für sie und ihre Sache. Sie wollte ihn nicht daran ve r lieren. „ Danke. Danke für alles. “ Sie umfasste seine Wangen, zog ihn zu sich und küsste ihn. Vorsichtig erwiderte er die Zärtlichkeiten, denn er wollte sie nicht mit seinen Fängen verletzen. Dann lächelte er verschmitzt.
„ Gern geschehen, meine Herrin. “
Er versuchte, die Stimmung aufzulockern. Noir war froh darum. Ihr Herz raste immer noch. Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, nahm sie die Leine in die Hand. „ Okay, es geht los. “ Dann traten sie aus dem Kellerabteil und schritten durch den düsteren Gang auf das Licht zu, wobei sie Vincent hinter sich herzog. Es musste authe n tisch aussehen, falls sie jemand überraschte. Von jetzt an war er ihr Sklave.
Plötzlich machte es einen Ruck und ihre Hand wurde nach hinten gerissen. Vincent war stehen geblieben. Sie drehte sich zu ihm um. „ Was ist los? “ , fragte sie leise.
Seine Nasenflügel blähten sich, während er schnupperte. Seine O h ren legten sich eng an den Kopf und er riss die Augen auf. „ Ich wi t tere ein Tier, aber ich kann es nicht einordnen. Es riecht bestialisch. “
Noir nahm einen tiefen Atemzug, bemerkte jedoch nur den typisch muffigen Geruch eines Kellers. Als ein tiefes Knurren erklang, zuc k ten Vincents Ohren. Er sah alarmiert aus. Auch sie fühlte sich z u nehmend unwohler. Irgendetwas lauerte in der Nähe. Jetzt konnte sie es ebenfalls spüren.
Sie hörten eine grollende Stimme. „ Liegt Ärger in der Luft, Gorm? “
Das Knurren wurde lauter.
„ Okay, ich sehe mal nach “ , flüsterte Noir und spähte um die nächste Ecke. Vincent hielt sie am Arm fest, aber sie hatte ohnehin nicht vor, in die Höhle des Löwen zu stolpern. Schon gar nicht, als sie das Ungeheuer sah. Oh Mann, das würde Vincent ganz und gar nicht gefallen.
Ihr Herz schlug wild, als sie sich ihm zuwandte. „ Da steht ein häs s licher Typ, mindestens zwei Meter fünfzig groß, und neben ihm angekettet ein riesiger zweiköpfiger Hund. “
Sie konnte seine Gedanken nicht hören, da er zu sehr verwandelt war, aber sie wusste auch so, was er fühlte. Angst stand ihm ins G e sicht geschrieben. Noir erinnerte sich an die Szene am Flughafen, nur diesmal würde sie Vincent nicht mit seiner Furcht allein lassen.
„ Ich mag keine Hunde, doch zweiköpfige Höllenhunde hasse ich besonders “ , zischte
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