Herzen aus Stein (German Edition)
er. Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus.
Noir streichelte ihm über die nackten Arme. „ Warum eigentlich? “
„ Als Kind hat mich mal ein Straßenköter gebissen. Davon hab ich heute noch ein Trauma. “
„ Ich dachte immer, die meiste Angst haben Gargoyles vor Tauben, weil sie euch auf den Kopf kacken, wenn ihr am Tag versteinert auf den Dächern sitzt. “
„ Ha, ha “ , erwiderte er trocken, doch ein Lächeln huschte über se i ne Lippen.
„ Ich werde Fiffi einen kleinen Zauber aufbrummen. Danach ist er fromm wie ein Schoßhündchen. “ Sie steckte ihren Kopf wieder um die Ecke und murmelte einen Spruch. Sofort hörte das Monster auf zu knurren.
„ Und jetzt auf die Knie mit dir, Sklave. “ Sie zwinkerte, obwohl die innere Anspannung sie fast zerriss. Nun wurde es ernst. „ Es wird Zeit, dich deinen Ängsten zu stellen “ , sagte sie zu Vincent, bezog es jedoch auch auf sich selbst.
„ Auf die Knie? “ Vincent verschränkte die Arme vor der Brust. „ Vergiss es. Ich schau diesem Vieh bestimmt nicht auf gleicher Höhe in die Augen. “
„ Dann zieh deinen Kopf ein. Ein Sklave drückt seine Demut i m mer in der Haltung aus. “
Ein Grollen löste sich aus seiner Kehle, das sich fast so furchterr e gend wie das des Hundes anhörte, d ennoch nahm er eine geduckte Haltung ein.
„ Braver Sklave “ , flüsterte Noir und zog wieder an der Leine. Mutig schritt sie um die Ecke und ging die nächsten Meter erhobenen Hauptes voran. Als sie bei dem Hünen ankam, versuchte sie , mö g lichst arrogant auszusehen. Was nicht einfach war, wenn Herr und Hund rochen wie frisch einer Kloake entstiegen. Vincent hatte recht. Hier stank es bestialisch. Der zweiköpfige Hund mit dem fransigen Haar reichte Noir bis zur Hüfte. Die eine Schnauze schnupperte an ihr, die andere an Vincent. Dabei klirrte die Kette, die zum Glück stabil wirkte. Die Lefzen des Tieres hoben sich. Höllisch scharfe Zähne kamen zum Vorschein und grüner Speichel tropfte auf den Boden.
Noir sah aus den Augenwinkeln, wie sich Vincents Körper a n spannte und er einen Schritt zurückwich. Schnell machte sie eine unscheinbare Handbewegung, worauf sich das Vieh neben seinen Herrn hockte. Je geringer die Intelligenz ihres Gegenübers war, desto leichter konnte Noir sie mit einem Zauber beeinflussen.
„ Losung “ , krächzte der Dämon und stemmte die Pranken in seine breiten Hüften.
Er trug einen Anzug, der aus allen Nähten platzte. Anscheinend imitierte er einen menschlichen Türsteher, wie sie vor Nobeldiskos zu finden waren. Nur mit der Körperpflege haperte es.
„ Backfisch “ , sagte Noir mit fester Stimme. Was für ein bescheue r tes Passwort.
Der Dämon kratzte sich an seinem fettigen Kopf. „ Hm “ , brummte er und zog die buschigen Brauen zusammen. „ Das ist ein älterer Code. “
Noir straffte die Schultern. „ Ich komme aus dem Hadschar-Gebirge. Da ist man nicht immer up to date . “ Sie hielt die Luft an. Natürlich hatte sie die Parole von Magnus. Keine Ahnung, woher er seine Informationen bezog, doch leider war diese wohl nicht mehr auf dem neuesten Stand.
„ Wie ist dein Name? “ , wollte der Unterweltler wissen.
„ Salamandra . “
Er zog ein zerknittertes Papier aus seiner Jackentasche und steckte die Nase hinein. Offenbar hatte er nicht mehr die besten Augen. Und so einer durfte Türsteher sein? Verstand einer dieses Pack. Als er das Blatt umdrehte, schaute Noir genauer hin. Viele Namen sta n den in verschnörkelten Buchstaben darauf. In roter Schrift. Ob es sich um Gestalten handelte, die Hausverbot hatten?
Der Hüne faltete den Fetzen wieder zusammen und steckte ihn weg. Puh, ihr Name war anscheinend nicht drauf. Sie hatte sich einen ausgedacht, der ihr spontan in den Sinn gekommen war. Dann hatte sie gegoogelt. Salamandra salamandra war der lateinische Name des Feuersalamanders. In der Mythologie symbolisierten diese Tiere das Element Feuer. Wenn Noir die Schule beendet hätte, würde sie das bestimmt wissen, ohne im Internet nachsehen zu müssen.
Der Riese beugte sich zu ihr herunter. „ Was für ein Dämon bist du? “
„ Eine Dschann “ , erwiderte sie schnippisch. Dschanns waren das weibliche Pendant zu Dschinns, die zu früheren Zeiten gern in Fl a schen gesperrt worden waren, um ihren Besitzern Wünsche zu erfü l len. Oh Mann, hoffentlich musste sie jetzt diesem Fettsack nichts vorzaubern.
Der Dämon kratzte sich erneut am Kopf, bevor er kurz auf seinen Köter schaute,
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