Herzen aus Stein (German Edition)
der friedlich zu seinen Füßen schnarchte. „ Und we l chem Gebieter bist du unterstellt? “
Noir plusterte sich auf. „ Ich bin meine eigene Herrin! Hast du echt noch nie etwas von Salamandra gehört? “
Räuspernd richtete der Türsteher den Blick auf Vincent, der mit gesenktem Kopf neben Noir stand. „ Was ist dein Sklave für einer? “
Anscheinend wollte er sich Noir gegenüber mit seinem Unwissen keine Blöße geben. Sehr gut.
„ Er ist ein Gestaltwandler. “
„ Beweise. “
Noir stöhnte innerlich. Schweißtropfen liefen ihren Rücken hinu n ter. Der Kerl war eine harte Nuss. „ Zeig es ihm, Sklave “ , herrschte sie Vincent in bester Domina-Manier an. „ Verwandle dich in einen Menschen! “
„ Jawohl, Herrin “ , erwiderte er in einem unterwürfigen Ton und gehorchte. Seine Hörner, die spitzen Ohren und die Fänge ve r schwanden.
„ Und jetzt mach es wieder rückgängig! “
Nachdem sich Vincent erneut verwandelt hatte, sagte plötzlich e i ne sonore Männerstimme mit italienischem Akzent hinter ihnen: „ Hywel , gibt es ein Problem? “
Noir und Vincent drehten sich um. Eine große Gestalt in einem Mantel schritt aus dem Dunkel des Kellers auf sie zu. Noir zersprang beinahe vor Ungeduld. Was kam denn nun noch?
„ Hey Nick! “ Der Türsteher entblößte seine schiefen Zähne. „ La n ge nicht mehr gesehen. “
Erst als der Neuankömmling direkt vor ihr stand und vom Licht einer alten Glühbirne angestrahlt wurde, erkannte sie, wie groß er war – einen halben Kopf größer als Vincent – und dass er keinen Mantel trug. Er besaß mächtige Schwingen, die eng an seinem Kö r per anlagen. Noir schaute kurz zu Vincent. Ob er dasselbe dachte wie sie? Sie musterte den Fremden eindringlich. Sein langes blondes Haar war zu mehreren Zöpfchen geflochten. Das erinnerte an einen Indianer. Sein Gesicht war kantig, sein Körper muskulös. Wild sah er aus, vor allem in der Lederhose. Ansonsten trug er nichts am Leib, nicht einmal Schuhe.
„ Darf ich mich vorstellen? Nicolas Tremante , mein Name. “ Er verbeugte sich vor Noir, dann warf er einen flüchtigen Blick auf Vincent. Kurz verengten sich Nicks Augen.
Noirs Herz raste. Wusste er, was Vincent war? Wenn ja, ließ er sich nichts anmerken. „ Ich heiße Salamandra ! “ , sagte sie laut, was Nic o las’ Aufmerksamkeit wieder auf sie lenkte.
„ Sehr erfreut. “ Er verbeugte sich noch einmal, bevor er Hywel fragte: „ Soll ich sie für dich checken? “
„ Gern. “
Checken? Noir erstarrte und Vincent neben ihr knurrte leise.
Beschwichtigend hob Nicolas die Hände. „ Darf ich nur meine Fingerspitzen an Ihre Schläfen legen? Ihnen wird nichts geschehen. “
Noirs Mut sank. „ Was wollen Sie machen? “
Als Nicolas lächelte, blitzten seine Fänge auf. „ Bloß ein wenig in Ihrem Kopf stöbern. “
Jamiel saß in einem unbeleuchteten Separee, von wo aus er den Ei n gang des Klubs im Auge hatte. Alle möglichen Gestalten wuselten durch sein Blickfeld: Gnome, Werwesen, Walküren … aber haup t sächlich Dämonen, die unterschiedlicher nicht aussehen konnten. Sie alle suchten hier das schnelle Vergnügen: Sex, Glücksspiele, Drogen. Nur keine Vampire. Die hatten Hausverbot. Vampire und Dämonen führten schon seit Urzeiten Krieg miteinander. Jede Partei glaub t e, mehr Anrecht auf die Menschen zu besitzen.
Das italienische Flair der Stadt hatte auch auf das Desiderio abg e färbt. An vielen Stellen stützten marmorne Säulen und Bögen die hohen Wände; die Mauern besaßen eine Natursteinoptik und waren mit künstlichem Efeu verziert. Ein riesiger Brunnen mit blutrotem Wasser plätscherte in der Mitte des Saales vor sich hin. Darin hatten es sich ein paar Satyrn gemütlich gemacht. Mannshohe schwarze Vasen mit fleischfressenden Pflanzen rundeten das Bild ab. Jamiel war schon mehrmals hier gewesen, aber sein Lieblingsklub befand sich in London.
Ob Malou tatsächlich kam? Wie würde sie reagieren, wenn sie ihn hier sah? Er hatte sich seiner Schwester nie gezeigt, weil er sich für sein Versagen schämte. Lieber sollte sie glauben, er wäre tot. Jamie war tot. Er war jetzt Jamiel , ein e seelenlose Hülle, die nur dank des Zashs in ihm noch funktionierte. Nun ging es jedoch nicht mehr anders, er musste Malou warnen, sie beschützen. Er hoffte inständig, dass Ceros ihn für längere Zeit nicht brauchte. Jamiel fühlte sich erschöpft, weil sein Herr ihn bis an die Leistungsgrenze getrieben hatte. Jamiel hatte
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