Herzen aus Stein (German Edition)
zu stürzen, schlug sie mit den Flügeln. Ihr war schwindelig. Sie stand vor dem Antiquitätenladen, die Uhr in der Hand und für menschliche Augen unsichtbar. Es war heller Tag, doch dicke Wolken schoben sich vor die Sonne. Später würde es in Strömen regnen. Sie hatte es geschafft, es musste Mittag sein!
Plötzlich fühlte sie wieder jene düstere Präsenz des Dämons. Kara drehte den Kopf. Ein alter Mann in einem Holzfällerhemd schaute sie durch das Ladenfenster an, dann entdeckte er das Artefakt in ihrer Hand, worauf er die Augen weit aufriss.
Ash … Er lebte!
Karas Herz überschlug sich vor Freude. Am liebsten hätte sie e i nen Luftsprung gemacht. Aber sie musste vorsichtig sein. Für Ash war sie nun wieder eine Fremde. Seine Erzfeindin. Daher brachte sie die Sanduhr erneut an den sichersten Ort, den sie bieten konnte. Ash würde die Uhr dort niemals finden.
Ash staunte nicht schlecht, als ein Engel den Laden betrat, und was für einer. Ein weiblicher noch dazu. Ihre schneeweißen Flügel, die aussahen, als würden sie sich wie Plüsch anfühlen, waren einfach hinreißend. Angezogen war sie wie eine junge Menschenfrau, mit eng anliegenden Jeans, Sneakers und einem knappen Oberteil, das gerade so ihre üppigen Brüste verdeckte. Blondes Haar umrahmte ihr her z förmiges Gesicht, was sie unschuldig erscheinen ließ. Kannte er sie? Er überlegte scharf. Aus seinem früheren Leben vielleicht? In seinem dämonischen Dasein war er nicht vielen Engeln begegnet. Er hatte ein paar Mal versucht, Kontakt mit Raphael aufzunehmen, was ihm leider nicht gelungen war. Ob sein alter Freund sie geschickt hatte? Aber warum gerade heute, wo er endlich die Gelegenheit bekam, eigenhändig seine Seele zu befreien?
Sofort verwandelte er sich zurück. Der Engel konnte ohnehin sp ü ren, was er war, also wollte er keine Energien für einen Verwan d lungszauber verschwenden. Irgendwas stank hier gewaltig, weshalb er sich keinesfalls durch ihre außergewöhnliche Schönheit blenden lassen durfte.
„ Was willst du hier? “ , fragte er, als sie die Tür hinter sich schloss.
Das Engelchen sah ihn mit großen Augen an. Sie waren grün wie Malachit. Umspielte ihre Mundwinkel etwa ein Lächeln, als ob sie sich freute, ihn zu sehen? Hey, warum hatte sie keine Angst vor ihm? Okay, Engel und Dämonen waren ziemlich gleich stark, aber ein wenig mehr Respekt hätte er sich schon gewünscht. Er bemühte sich, den Blick woandershin zu richten, aber irgendwie faszinierte ihn jedes Detail an ihr. Allerdings hatte er nicht vergessen, was er soeben in ihrer Hand gesehen hatte. Wenn es das war, was er glaubte, mus s te er es unbedingt haben.
„ Ich bin gekommen, um dich zu warnen “ , sagte sie.
Der Klang ihrer Stimme ließ sein Herz schneller schlagen. Ihr Mund fesselte seine Aufmerksamkeit. Er konnte nur noch daran denken, wie sich ihre süßen Lippen anfühlen würden, wenn sie sich um seinen harten Schaft legten. Es zuckte in seinem Schritt. Am liebsten hätte er sich zwischen die Beine gegriffen, um seinen ve r nachlässigten Freund zurechtzurücken, aber er wollte das Engelchen nicht in die Flucht schlagen.
Verdammt, warum reagierte er so auf sie? Sie war ein Engel – ein Feind! Steckte vielleicht doch noch Gutes in ihm?
„ Warnen? “ , fragte er heiser.
Ihre Stimme zitterte leicht. „ Am besten, du hältst dich heute ei n fach fern von diesem Ort. “
Ash vermutete sofort eine List. Ihr plötzliches Auftauchen war zu kurios. Er machte drei schnelle Schritte auf sie zu, bis er dicht vor ihr stand. Sie wich nicht zurück. „ Hat die Hexe dich geschickt? “ Vie l leicht hatte sein Spitzel ihm absichtlich falsche Infos über die Hexe gegeben, um ihn hierher zu locken?
Den Kopf leicht in den Nacken gelegt, weil sie kleiner war als er, antwortete sie: „ Nein, die Hexe hat mich nicht geschickt. Aber du darfst nicht auf sie warten. “
Ash warf einen Blick aus dem Fenster. Hier stank es doch gewaltig. War das eine Falle? Wenn nicht die Hexe dahintersteckte, wer dann? „ Hat Raphael dich beauftragt , herzukommen? “ Natürlich, der Er z engel wollte verhindern, dass Ash endlich sein altes Leben zurückb e kam und somit Raphaels Posten.
„ Du kennst Raphael? “
Sie riss ihre Lider auf, die leicht geschwollen und gerötet waren, wie er jetzt aus der Nähe erkannte. Sein Herz verkrampfte sich. Ha t te sie geweint? Er wollte nicht, dass sie traurig war. Verdammt, was war nur los mit ihm? Sie war ein Engel. Wenn
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