Herzen aus Stein (German Edition)
erregte ein goldenes Funkeln außerhalb des Ladens seine Aufmerksamkeit. Angestrengt schaute Ash aus dem kleinen Fenster zu seiner Rechten. Da das Geschäft an keiner Straße lag, musste jeder, der es aufsuchte, zwischen zwei eng beieinanderstehenden Häusern hindurchgehen. Aus dieser düsteren Passage war das Licht gekommen. Ob das die Hexe war?
Er vergewisserte sich, dass Mr. Burke weiterhin schlafend zu se i nen Füßen lag und Ash noch wie der Alte aussah: mit Stoppelbart und schütterem Haar, in ein Holzfällerhemd und abgenutzte Jeans gekleidet . Harmlos. Die Hexe würde ihm hoffentlich in die Falle gehen.
Der Blick seiner an die Dunkelheit gewöhnten Augen durchschnitt den Regenschleier. Auf einmal spürte Ash eine uralte Macht, eine göttliche Kraft, die ihm vertraut war. Seine Eingeweide zogen sich zusammen. Er zitterte, eine Gänsehaut bemächtigte sich seines Kö r pers. Diese Potenz durchdrang jede seiner Zellen und brachte seinen Organismus durcheinander. Danach gab ihn die überirdische Macht frei. Diese Reinheit, diese Perfektion … Das hielt ja kein Dämon aus!
Ash schüttelte sich. Zurück blieb ein Gefühl der Leere sowie ein Ziehen hinter dem Brustbein. Ash verspürte Neid, aber auch eine Sehnsucht, die ihn in seinem dämonischen Dasein schon öfter g e quält hatte. Ob er sich jemals damit abfinden könnte, dass er nicht mehr in der oberen Liga mitspielte?
„ Engel! “ , zischte er und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Hatte die Hexe Verstärkung mitgebracht?
Es sah jedoch aus, als käme der weibliche Engel allein. Ash en t spannte sich. Mit einem Engel würde er mit Leichtigkeit fertig we r den, aber nur, weil er ihre Schwachstelle kannte. „ Du bist ja ein se l ten hübsches Exemplar “ , murmelte er, als er durch das Fenster die kleine Gestalt bewunderte, die mit dem Glitzerding in der Hand im Schatten der Häuser stand. Ihr blondes Haar reflektierte die gold e nen Strahlen, bevor sie ihre Faust um den Gegenstand schloss und das Licht erlosch. Ihre weißen, ausladenden Schwingen berührten beinahe die Hauswände auf jeder Seite.
Ash seufzte. Flauschige Flügel hatten was, besonders bei einem weiblichen Engel, der so heiß aussah. Ein knappes Bustier verdeckte ihre üppigen Brüste, ihre Beine steckten in einer eng anliegenden Hose. Anerkennend pfiff Ash durch die Zähne. Gute Taktik von denen da oben, solch ein Sahnestück herunterzuschicken. Kam sie, um ihn zu prüfen? Hatte Raphael sie geschickt? Ash fiel es immer schwerer, sein vorgetäuschtes Aussehen aufrechtzuerhalten.
Als der Engel plötzlich seine Flügel verschwinden ließ, keuchte Ash enttäuscht auf. Er spürte aber, dass sie nun für menschliche Augen ebenfalls sichtbar war. Sie sah aus wie eine Sterbliche. Wer genau hinschaute, erkannte allerdings eine schwach leuchtende Aura. Sie verhinderte auch, dass der Regen auf die Haut dieses himml i schen Geschöpfs traf. Das Wasser prallte einfach ab. Was hatte der Engel in dieser mehr als kriminellen Gegend zu suchen? Oder … Nein, sie suchte nichts, sie brachte etwas. Ein Artefakt! Dieses gli t zernde Etwas, das sie immer noch in ihrer Hand hielt. Ash sah es wieder aufleuchten.
Bingo! Das gäbe einen Extrabonus zur Hexe. Ein Engel auf A b wegen? Die Kleine gefiel ihm immer besser, wobei Ash ein wenig enttäuscht war. Er hatte gehofft, nach so langer Zeit endlich ein Zeichen von Raphael zu erhalten. Oder handelte es sich um eine Falle? Wollten die da oben seine Geschäfte vereiteln? Hatten sie die Hübsche zum Spionieren geschickt? Ach, verdammt, die Blondine brachte ihn total durcheinander – nicht nur ihn, auch seinen Tage s ablauf und seine Pläne. Nun gut, Ash hatte sowieso noch ein Hüh n chen mit den Erzengeln zu rupfen. Er hatte die Schnauze voll!
Abermals unterdrückte er einen Laut der Enttäuschung, als sich die hübsche Frau einen langen Mantel anzog, der ihre sündhaften Ku r ven vor seinen Blicken versteckte. Was vielleicht ganz gut war, denn Ash hatte Gedanken, die ihm nicht gefielen. Die Gedanken an sich schon, aber wollte er sie wirklich mit einem Engel ausleben? Seinem Erzfeind? Er ignorierte das Ziehen in seinen Lenden und machte sich auf alles Mögliche gefasst, als auch schon die Tür aufging.
Das Glöckchen am Rahmen bimmelte. Sie trat ein. Nachdem die Tür hinter ihr zugefallen war, blieb sie wie angewurzelt im Laden stehen. Nun war es nicht ihre göttliche Kraft, die jeden Nerv in Ash zum Vibrieren brachte, sondern ihr Sexappeal. Aus der Nähe
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