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Herzen aus Stein (German Edition)

Herzen aus Stein (German Edition)

Titel: Herzen aus Stein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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Sommermantel aus einem eleganten, dünnen Stoff. Dunkelgrau, passend zum düsteren Himmel. Sie fror als Engel zwar nicht, aber es würde für die Menschen seltsam aussehen, wenn sie bei diesem w i derlichen Spätsommerwetter nur in einem knappen Top herumsp a zierte.
    Sie drehte sich noch einmal. Ja, sie sah aus wie eine junge Frau von der Erde. Es war derselbe Körper wie damals, als sie tatsächlich ein Mensch gewesen war. Hatte ihr Raphael erzählt.
    Meine Güte, sie hatte nicht nur Vorurteile Hexen gegenüber, so n dern war auch noch eingebildet. Sie zwang sich, den Blick in die schäbige Gasse vor ihr zu richten. Was war sie nur für ein untyp i scher Engel! Aber man konnte sich seine Bestimmung nicht auss u chen. Sie hätte ansonsten garantiert kein Engel werden wollen. U n gern befolgte sie Anweisungen. Doch einen eigenen Kopf zu haben, konnte einen Engel die Flügel kosten, worauf er tief fiel, sehr tief.
    Sie gab sich einen Ruck und schritt durch die verlassene Passage auf das Antiquitätengeschäft zu, das etwa fünfzig Meter vor ihr lag, gut versteckt in einem Hinterhof. Die Umgebung wirkte nicht sehr einladend. Es roch nach Müll; Ratten wühlten sich durch einen St a pel alter Kartons und irgendwo bellte ein Hund. Dicke graue Wolken versperrten die Sicht auf das Blau des Himmels, aber durch die Hausdächer blieb es in der engen Gasse weitgehend trocken.
    „ Warum muss es in London ständig regnen? “ , murmelte sie. Kara hasste Regen – Verzeihung: Sie mochte ihn nicht –, weil er wide r spiegelte, wie es in ihr aussah. Trist. Kühl. Seufzend zog sie sich den Mantel an.
    Wenn du deine Mission erfüllst, wirst du mehr als eine Seele retten , hatte ihr Raphael zwinkernd mit auf den Weg gegeben. Kara wünschte, ihr ehemaliger Mentor, der ebenfalls dem Hohen Rat angehörte, hätte sich präziser ausgedrückt. Er sprach liebend gern in Rätseln. Doch sie spürte, dass er recht hatte. Kara hatte die Gabe, Visionen zu em p fangen, seit sie ein Engel war. Sie äußerten sich bei ihr nicht in Bi l dern, sondern in Gefühlen. Jetzt sagten sie ihr, es würde zwar ve r dammt hart, aber letztendlich alles gut werden. Für wen? Für die Hexe? Oder auch für sie?, überlegte sie in einem weiteren Anfall von Selbstmitleid.
    Als sie im Hinterhof ankam, spürte sie, dass in dem Laden eine finstere Präsenz lauerte. Sie musste sich ihr stellen, auch wenn sie sich großer Gefahr aussetzte. Aber sie war hier ja nur der Engel, ein Handlanger, eine billige Hilfskraft, die … Ist ja gut, jetzt! , schalt sie sich. An die Arbeit! Ihr Selbstmitleid konnte sie sich für andere Stu n den aufheben. Tief durchatmend schritt sie durch den strömenden Regen auf ihr Schicksal zu.
     

     
    Ash trommelte mit den Fingern auf den abgenutzten Tresen. Er hasste diese Warterei, doch er konnte sein Glück kaum fassen. Die Hexe war auf dem Weg hierher! Jene Hexe, nach der Ceros, sein Boss, seit Jahren suchte. Endlich war sie Ash in die Falle gegangen. Ein Dämon hatte ihm vor ein paar Stunden diese vertrauliche Nac h richt mitgeteilt, und seitdem verharrte Ash in dem Antiquitätenladen. Er hatte schon oft hinter dem Ladentisch gestanden, während Mr. Burke, der Inhaber, wie tot zu seinen Füßen lag. So sahen die Ku n den ihn nicht und hielten Ash für den Greis. Im Laufe der Jahrhu n derte hatten sich seine dunklen Kräfte vervielfacht, sodass er ohne Mühe die Gestalt eines anderen annehmen konnte.
    Mr. Burke war ein Mensch, der im Auftrag der Dämonen magische Artefakte ankaufte, wenn ihm welche angeboten wurden. Ash gab sich regelmäßig für den Alten aus, um seinem Herrn die Utensilien zu beschaffen, bevor andere Dämonen sie ergatterten. Der alte Mann würde sich beim Aufwachen an nichts erinnern, weshalb er Ash nicht an die anderen verpfeifen konnte.
    Ashs Leben bestand aus Warten, Aufgaben erfüllen, seinem Herrn gefallen und ihm bedingungslosen Gehorsam leisten. Er hasste di e ses Sklavendasein. Wenn der Pakt nicht wäre, der ihn an den Dämonenfürsten Ceros band, könnte Ash sein eigenes Leben fü h ren, seinen eigenen schmutzigen Geschäften nachgehen und wäre in der Unterwelt bestimmt schon eine große Nummer. Aber heute spürte er es in seinem schwarzen Blut, heute war sein großer Tag. Alles würde sich ändern. Er würde sich die Hexe schnappen, an das zweite Medaillon kommen und endlich frei sein! Dann brauchte er sich nicht mehr dafür zu verfluchen, dass er die Hexe vor vielen Jahren hatte laufen lassen.
    Plötzlich

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