Herzen im Feuer
im Griff.
»Ganz einfach, ma chérie. Du möchtest doch nicht, daß Monsieur Chantale erfährt, wo du wohnst, nicht wahr?« fragte Jacques mit honigsüßer Stimme. In seinen Augen glitzerte Begierde, als er seine Lippen auf ihre senkte.
Lüstern preßte sich sein Mund auf ihren. Mara konnte unter ihren Lippen seine Zähne spüren. Immer fester drängte er sich an sie. Er ließ an seiner Leidenschaft keinen Zweifel. Schließlich gelang es Mara, ihre Lippen zu befreien, aber als sie nach Luft schnappte, spürte sie Jacques' gierigen Mund bereits auf ihrem Hals. Ungeduldig zerrte er den roten Samt von ihrer Schulter, so daß ihre zarte, weiche Haut freilag.
Als sie seine Zunge auf ihrem Busen spürte, ertrug sie es nicht mehr. Mit aller Kraft ließ sie ihr Knie zwischen seine Beine schnellen. Jacques erstarrte überrascht und sank dann mit einem schmerzhaften Ächzen zu Boden. Mara befreite sich von ihm und eilte den Gang hinunter.
»Sie müssen sich eine andere suchen. Ich kündige!« schrie sie ihm aus sicherer Entfernung zu. »Meinetwegen können Sie Nicholas erzählen, was Sie wollen. Das kümmert mich einen Dreck, Hauptsache, ich muß nicht mehr mit Ihren schmutzigen Pfoten zu tun haben. Bon soir, Monsieur d'Arcy«, verabschiedete sich Mara haßerfüllt. Dann trat sie hinaus an die frische Luft und schmetterte die Tür hinter sich zu.
Am nächsten Morgen war Mara nicht mehr ganz so überzeugt, richtig gehandelt zu haben. Jacques würde ihr das bestimmt nicht vergessen. Aber als sie sich an die Berührung seiner Lippen erinnerte, schauderte sie angeekelt.
Über Jacques d'Arcy würde sie sich später Gedanken machen, be- schloß Mara, als sie die Treppe hinunterstieg. Mit ihren Ersparnissen kam sie mindestens einen Monat lang aus, und außerdem legte sie keinen Wert darauf, Nicholas noch einmal über den Weg zu laufen - vor allem, weil er jetzt noch einen Grund mehr hatte, ihr böse zu sein.
Mara zog sich das Tuch fester um die Schultern, damit ihr in ihrem einfachen, aber eleganten blauweißen Seidenkleid wärmer wurde.
Aus dem Raum, den Jenny als Salon bezeichnete, drangen Kinder- stimmen. Jenny saß neben dem Feuer, in ihrem Schoß einen Stapel Wäschestücke. Als Mara eintrat, schaute sie auf. Eine Nadel mit einge- zogenem Faden ragte aus ihrem Mundwinkel. Sie nahm sie heraus und zuckte mit den Achseln: »Wenn ich nicht koche oder wasche, dann flicke ich. Vor allem«, sagte sie und deutete auf ihren Jüngsten, der unter dem Sofa nach einem Spielzeug suchte, »wenn sie den ganzen Tag auf den Knien herumrutschen.«
Paddy hatte sich Jennys älteren Buben angeschlossen und spielte mit deren Zinnsoldaten. Mara arbeitete sich auf Zehenspitzen zwischen den Fronten hindurch, bis sie zu Jenny gelangte. »Wahrscheinlich müssen sich Jungs schmutzig machen, damit sie sich wohl fühlen«, bemerkte sie, als sie sich Jenny gegenüber niederließ.
»He! Damit bin aber hoffentlich nicht ich gemeint!« donnerte eine tiefe Stimme hinter dem Sofa hervor. Mara drehte sich verblüfft um und entdeckte den Schweden, der seinen Kopf hinter der gepolsterten Lehne vorstreckte. »In meiner Jacke ist bestimmt kein Loch, und ich werde verflucht - Verzeihung, Madam - sorgfältig darauf achten, daß ich mir meine neue Hose nicht schmutzig mache.« Der Schwede rich- tete sich zu voller Größe auf und kam hinter dem Sofa hervor. Der kleine Soldat verschwand beinahe in seiner riesigen Hand.
»Und jetzt paß auf, daß der Kamerad nicht wieder desertiert«, warnte er Peter, der sich dankbar den bunt bemalten Zinnsoldaten schnappte.
»Los, Peter«, rief Gordie im gleichen Augenblick, »du hältst den ganzen Krieg auf.«
Der Schwede lächelte breit und machte einen großen Schritt über ein Dragonerregiment. Mit Leichtigkeit hob er einen Stuhl hoch, stellte ihn neben Mara ab und setzte sich. »Man sieht gleich, welche drei von Missis Markham sind. Das rote Haar ist unverkennbar. Und wem der kleine Dunkle gehört, ist auch kein Geheimnis. Er hat mir die Hölle heiß gemacht, als ich auf einen seiner Infanteristen getreten bin.« Der Schwede lachte. »>Der Teufel soll dich holen<, schimpfte er. Verdammt und zugenäht, er kann schon fluchen wie ein Alter!« Dann schaute er verlegen von Mara zu Jenny und wieder zurück. »Verzeihung, meine Damen. Ich sollte wohl ebenfalls auf meinen Wortschatz achten.«
»Machen Sie sich keine Gedanken, Mister Svengaard«, beruhigte ihn Jenny. »Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt. In einer Goldgrä-
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