Herzen im Feuer
Augen und sah Nicholas neben sich stehen. Er half ihr auf und trug sie, ihren Protesten zum Trotz, zurück zum Bett. Dann deckte er sie zu.
»Ist alles in Ordnung?« fragte er und sah sie mit jenem durchdringen- den Blick an, dem sich Mara einfach nicht entziehen konnte.
Sie brachte mühsam ein Lächeln zuwege. »Ich muß gestern etwas Verdorbenes gegessen haben. Vielleicht war es der Fisch.«
Nicholas blickte sie unverwandt an. »Ich habe auch Fisch gegessen, meine Süße, und mir geht es ganz ausgezeichnet«, widersprach er ihr, »könnte es nicht auch andere Gründe haben?«
Maras Augen weiteten sich ängstlich, aber dann schüttelte sie den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Wie sollte das passieren? Außerdem geht es mir schon wieder viel besser, wirklich«, versicherte sie ihm mit einem aufgesetzten Lächeln.
Nicholas zuckte mit den Achseln. »Wenn du meinst, ma petite. Trotzdem solltest du lieber im Bett bleiben. Ich lasse dir das Frühstück bringen. Außerdem muß ich nachher sowieso mit Alain den Deich kontrollieren, es gibt also keinen Grund zur Eile.« Er ging zur Tür und warf ihr einen warnenden Blick zu. »Aber wenn es dir nicht bald wieder bessergeht, werde ich einen Arzt holen lassen.«
Bestürzt schaute Mara auf die Tür, die hinter ihm ins Schloß fiel. »Verdammt«, flüsterte sie. Ein Arzt war das letzte, was Sie brauchen konnte. Er würde sofort feststellen, an welcher Krankheit s ie litt.
Sie war wieder eingedöst, als plötzlich die Tür geöffnet wurde. Ein Seufzer der Erleichterung entrang sich ihr, als Belle mit einem Tablett hereinrauschte.
»Hier is' jemand ganz schön neugierig«, eröffnete sie Mara, nachdem sie das Tablett auf deren Schoß abgestellt hatte.
»Wie meinst du das?« wollte Mara wissen und nippte an ihrem Tee. Zu ihrer großen Erleichterung sträubte sich ihr Magen nicht dagegen.
»Der Herr möge mir verzeihen, daß ich gelogen hab', aber daß ich Master Nicholas in die Augen gucken und sagen mußte, daß ich nichts weiß, war schon Strafe genug. Ich hab' so gezittert, daß mir beinah' der Rock runtergerutscht war'.«
»Aber du hast ihm nichts verraten?« fragte Mara ängstlich.
»Wie Sie es befohlen hatten, Miss Mara. Das is' sowieso Frauensa- che«, erklärte sie bestimmt. »Ich hab's nicht gern gemacht, aber ich hab's gemacht.«
»Vielen Dank, Belle«, antwortete ihr Mara einfach. Sie war tief bewegt.
Belle öffnete die Tür und wollte eben hinausgehen, als Paddy an ihr vorbei ins Zimmer geschossen kam.
»Mara, Mara!« rief er aufgeregt. »Onkel Nicholas hat gesagt, ich darf mit ihm auf Hexer reiten, wenn er den Fluß anschaut. Darf ich? Er hat gesagt, erst muß ich es dir sagen. Also«, Paddy zögerte und senkte beschämt den Blick, »er hat gesagt, ich soll dich fragen.«
Mara gab mit einem Nicken ihr Einverständnis, denn sie wußte, daß ihm diesmal nichts geschehen konnte. Sie freute sich, daß Paddy ihn wieder »Onkel« nannte, ein sicheres Zeichen dafür, daß er keinen Groll mehr gegen ihn hegte.
Nachdem Paddy wieder hinausgerannt war, kletterte Mara aus dem Bett und ging auf den Balkon, wo sie Nicholas, Paddy vor sich auf dem Pferd, und Alain davonreiten sah.
»Warm genug?« fragte Nicholas Paddy, dessen kleine Hand sich an seinen Rockkragen klammerte.
Paddy schaute hoch und grinste breit. »Klar, Onkel Nicholas. Mir gefällt's.«
Nicholas lächelte auf Paddys dunklen Schopf hinunter und schenkte dann Alain einen vielsagenden Blick. »Waren wir eigentlich auch so leicht glücklich zu machen?«
»Immer wenn ich auf dem Pferd meines Herrn sitzen durfte, fühlte ich mich wie jemand ganz Besonderes«, erwiderte Alain und fügte dann ernst hinzu: »Aber hältst du es wirklich für richtig, den Kleinen mitzu- nehmen? Das Wetter ist Gift für jemanden, der sich leicht erkältet.«
Nicholas schaute ihn ernst an. »Das habe ich ganz vergessen. Viel- leicht sollte ich ihn lieber zurückbringen.«
»Nein, nein, Onkel Nicholas!« schrie Paddy aufgeregt. »Du hast es mir versprochen. Ich will den Fluß sehen. Ich bin ganz dick eingepackt, Jamie hat mir extra noch den Schal umgebunden. Bitte!« flehte Paddy und schaute ihn mit großen Augen an.
»Na, ich denke, einmal wird nicht schaden, wie, Alain?«
Alain zuckte gutmütig mit den Achseln. »Wie du meinst.«
Die Hufe donnerten über die schlammige Straße, so daß der Schmutz auf allen Seiten hochspritzte. Sie ritten durch große Pfützen, die sich in Senken auf der Straße gebildet hatten
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