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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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verdrehte die Augen. Sie machte einen weiten Bogen um die kleine Irin und verschwand.
    »Die Diener werden dich bald für eine Hexe halten, Jamie«, kom- mentierte Mara, nippte an ihrem Tee und wartete darauf, daß ihr schlecht wurde.
    »Mir egal, was die Leute über mich denken«, grummelte Jamie und begann, Maras Kleider zurechtzulegen. »Ich hab' heißes Wasser aufge- setzt, und wenn Sie nich' bald aufstehen und in die Badewanne steigen, können Sie sich in Flußwasser baden.«
    Mara seufzte ergeben und schlang ihr Frühstück hinunter, erleichtert darüber, daß ihr ausnahmsweise nicht schlecht geworden war.
    Nicholas saß auf Hexer und blickte auf den schlammbraunen Missis- sippi, von kalter Furcht erfüllt. Der Deich hatte die Nacht über gehal- ten, aber er würde keinesfalls den Tag überstehen. Immer wieder bra- chen große Brocken unter dem Druck der Wassermassen heraus.
    Nicholas drehte sich zu Alain um, der sich rechts neben ihm befand. Etienne saß links von Nicholas auf seinem Pferd und starrte auf den Deich. Immer wieder schwappte Wasser über die Deichkrone.
    Plötzlich machte Hexer einen Satz und landete direkt am Deichrand. Seine Hufe glitten in den Schlamm, und die Hinterhufe versanken im trüben Wasser. Nicholas riß mit allen Kräften den Kopf des Braunen hoch und preßte seine Knie in die Flanken des verängstigten Pferdes. Hexer grub seine Hufe in den glitschigen Untergrund und versuchte sich herauszukämpfen. Ein schwächeres Pferd hätte das nie geschafft, aber Hexer erreichte mit einem mächtigen Satz wieder festen Boden. Sein Bauch war schlammbedeckt und naß, und Nicholas' Stiefel, Schen- kel und Brust waren es ebenfalls.

»Mein Gott, Nicholas!« entfuhr es Etienne. Sein Gesicht war kalk- weiß, und er starrte seinen Neffen entsetzt an. »Du hättest ertrinken können!«
    »Ist alles in Ordnung?« wollte Alain wissen und drängte sich zwi- schen Nicholas und das Flußufer. »Dieses verdammte Vieh! Ich war immer dafür, ihn zu erschießen. Er ist unberechenbar.«
    Nicholas atmete schwer und klopfte Hexer beruhigend den nassen Hals. »Er hat mir das Leben gerettet«, widersprach er Alain kalt. »Irgend etwas hat ihn erschreckt, und wenn er nicht so groß und kräftig wäre, hätte die Strömung uns beide abgetrieben«, erklärte er, während sein Blick zwischen den beiden Männern hin- und herwan- derte. Er wollte gerade etwas hinzufügen, als ihn ein häßliches Ge- räusch unterbrach. Nur hundert Meter von ihnen entfernt gab der Deich nach. Wasser strömte durch die ständig breiter werdende Öff- nung.
    »Er bricht!« schrie Nicholas, um das Tosen der Wassermassen zu übertönen. »In einer Stunde ist der ganze verdammte Deich zum Teufel!«
    Er wendete sein Pferd und galoppierte zurück zu den Bäumen, die Beaumarais umstanden.
    Als Etienne und Alain ihn eingeholt hatten, gab er bereits vom Pferd aus Anweisungen, die Kutsche anzuspannen.
    Etienne starrte ihn mißbilligend an. »Was hast du vor?« verlangte er zu wissen.
    »Ich evakuiere die Leute«, antwortete Nicholas knapp.
    »Aber warum? Vielleicht werden die Felder überflutet, aber im oberen Stockwerk sind wir doch sicher.«
    Nicholas beachtete ihn nicht und saß ab. »Der Deich ist auch noch nie ganz durchgebrochen«, belehrte er ihn. »Ich habe keine Lust, hier wochenlang festzusitzen, bis das Wasser zurückgeht.«
    Jamie war gerade dabei, Maras Haar zu bürsten, als Nicholas ins Zimmer gestürzt kam. Mara verschlug es die Sprache, als sie seine schlammbedeckten Stiefel und Hosen sah.
    »Zieh deinen Mantel an u nd nimm alles, was du brauchst. Wir verlassen Beaumarais«, befahl er und trat hinaus auf die Galerie. »Ich hole Paddy. Gleich kommen ein paar Diener, um deine Koffer zu holen, aber wir haben nicht viel Zeit. Der Deich ist durchgebrochen.«
    »Ich hab's ja gesagt«, jammerte Jamie und packte Maras Cape. »Ich

bin also bloß ein dummes altes Weib, wie? Wenn ich Ihre Koffer nich' schon gepackt hart', hätten Sie nich' mal einen Faden anzuziehen.«
    Eine Minute später war Nicholas wieder zurück, Paddy an der Hand. »Fertig?« fragte er lediglich. Er nahm Mara am Arm und führte sie hinaus. Sie waren gerade am Fuß der Treppe angelangt, als Etienne zur Vordertür hereinkam, einen Stapel Bücher unter dem Arm. Er schaute auf, als er sie herunterkommen hörte, und deutete auf die Tür zum Arbeitszimmer. »Mir sind noch ein paar Bücher eingefallen, die ich mitnehmen möchte.«
    Ungeduldig sah Nicholas der gebeugten Gestalt

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