Herzen im Feuer
sich Brendan, »ich habe einfach nicht damit gerechnet, daß ich mit meinen besten Schuhen mitten auf einem Bauern- hof lande.«
Mara verbarg ihr Lächeln hinter ihrer Hand, als er gemessenen Schrittes den Hahn umrundete. Affektiert zog sich Brendan seine Manschetten zu recht, schniefte verächtlich und musterte kritisch seine Umgebung.
»Kommen Sie«, drängte Don Luís, der entrüstet Brendans Auftritt beobachtet hatte. Er ahnte nicht, daß Brendan nur spielte, daß er zu sehr Schauspieler war, um sich eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen. »Ich werde Sie jetzt Ihrer neuen Familie vorstellen, Doña Amaya.«
Mara spürte eine Hand an ihrem Ellbogen und warf Brendan, der an ihrer Seite ging, einen Blick zu. Seine Miene strahlte ein unerschütterli- ches Selbstvertrauen aus, während er zuversichtlich ihren Ellbogen drückte.
»Dein wichtigster Auftritt steht jetzt bevor, mein Liebling. Allerdings wissen sie nicht, daß sie es mit einer Schauspielerin von königlichem Format zu tun haben«, freute sich Brendan. Er genoß die Herausforde- rung, der sie sich stellen mußten. »Schade, daß dein Publikum deine Darbietung nicht zu würdigen wissen wird.«
»Schade, daß du keine Wette über den Ausgang abgeschlossen hast«, gab Mara lächelnd zurück.
Brendan zog eine Augenbraue hoch. »Wer sagt, daß ich das nicht getan habe? Ich bin schließlich Ire, oder nicht?«
Sie folgten Don Luís durch ein schmiedeeisernes Tor in einer Ecke der
Mauer und gelangten in einen zweiten Hof. Mara blieb vor Über- raschung stehen.
Die Temperatur war spürbar zurückgegangen, als sie in den kühlen Innenhof getreten waren. Auf allen vier Seiten war er von einer Galerie umgeben, deren niedriges Ziegeldach von einfachen Holzstämmen ge- tragen wurde. In der Mitte des gepflasterten Hofes stand ein doppel- stöckiger Brunnen, aus dem mit beruhigender Gleichmäßigkeit Wasser in ein blaugekacheltes Bassin plätscherte. Maras Sinne wurden beinahe erschlagen von der Farbenpracht der Blumen und Büsche, die den Hof schmückten. Exotische rote und rosafarbene Fuchsien sowie rotblätt- rige Kletterpflanzen mit magentaroten Blüten wuchsen in Tontöpfen, die an der Überdachung der Galerie aufgehängt waren. Spaliere mit tief lavendelfarbener Clematis ragten zwischen leuchtendgelben Kletterro- sen, sternförmig blühenden Jasminbüschen und Karmesin- und Kirschrot der Feuerbohne auf. Blaurote Wisteria zogen sich an den Holzträgern vom Dach herab, während unten in farbenprächtigen Tonschalen Hyazinthen, Stiefmütterchen, Veilchen und Schwertlilien in allen Farbschattierungen leuchteten.
Es war eine duftende, abgeschiedene Oase voller Farbe und Schön- heit, geschützt von den dicken Lehmmauern, der hacienda. Als Mara durch den Innenhof eilte, immer bemüht, mit Don Luís Schritt zu halten, sah sie auch Bäume voller Früchte. Orangenblüten verströmten ihren betörenden Duft, während an anderen Bäumen bereits hellgrüne Limonen und Zitronen reiften.
»Don Luís, mi amigo. Como está usted?« hörten sie eine Stimme vom gegenüberliegenden Ende der Galerie.
»Estoy muy bien, mi amigo, Don Andres«, antwortete Don Luís mit einem breiten Grinsen. Er blieb stehen und wartete, bis der andere Mann auf ihn zukam.
Don Andres hielt abrupt inne, als er der Gruppe gewahr wurde, die schweigend unter dem schattenspendenden Ast eines Baumes wartete.
»Quién es la señorita?« fragte er den immer noch lächelnden Don Luís.
»Es Amaya«, klärte ihn der mit zufriedener Miene auf.
Das Erstaunen, das sich auf diese Eröffnung hin auf Don Andres' Gesicht breitmachte, verriet Mara, daß ihr angeblicher Verlobter nicht gerade erfreut über diesen unerwarteten Besuch auf dem Rancho Villa- reale war.
Don Andres war aber augenblicklich bemüht, sich sein Mißfallen nicht anmerken zu lassen, lächelte freundlich, trat an Don Luís vorbei und blieb vor Mara stehen.
Ruhig erwiderte Mara seinen Blick. Seine kaum zu übersehende Nervosität verlieh ihr zusätzliches Selbstvertrauen. Sie lächelte höflich, dann senkte sie den Kopf und sagte mit weicher Stimme: »Don Andres, es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
In Don Andres' Augen trat ein Funkeln, das Mara nur allzugut bei Männern kannte. Zaghaft fragte er: »Doña Amaya?«
Maras Lächeln wurde breiter. Allmählich gewöhnte sie sich an ihre neue Identität. »Darf ich Ihnen mein Cousin Brendan O'Sullivan, seinen Sohn Padraic und unsere langjährige Begleiterin Jamie vorstel-
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