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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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übers Bett«, mahnte Jamie und ließ sich auf einem ungemütlich aussehenden Stuhl nieder.
    Mara trank ebenfalls ein Glas Saft und spürte die Trockenheit aus ihrer Kehle weichen. »Die O’Flynns haben gute Arbeit geleistet«, stellte sie fest.
    »Und wenn das so bleiben soll, solltest du deine Zunge im Zaum halten, mein Liebling«, antwortete Brendan, der in der offenen Tür stand.
    Mara wurde rot, weil diese Rüge sie ärgerte. »Bis jetzt ist alles gutgegangen.«
    »Bis jetzt?« wiederholte Brendan, während er eintrat, ein halbvolles Weinglas in der Hand. »Wir haben noch nicht einmal angefangen. Glaubst du, ich könnte hier irgendwo Whiskey organisieren?« Mit einer Grimasse leerte er sein Glas. »Damit kann man wenigstens den Staub runterspülen. In meinem Gepäck habe ich noch ein paar Fla- schen.«
    »Hör auf zu trinken, sonst mußt du deine Zunge im Zaum halten.«
    Brendan lachte und strich sich über seine Bartstoppeln. »Ich bin Ire, Schwesterherz, und Iren sind nie betrunken. Höchstens ein bißchen weltvergessen, sonst nichts.«
    »Sonst nichts?« Mara lachte verächtlich. »Eher sturzbesoffen, wenn du mich fragst. Ich habe dich schon erlebt, da -«
    »Das hast du nicht!« unterbrach Brendan sie. Sein Stolz war verletzt. »Ich habe mich noch nie in meinem Leben vollaufen lassen. Außerdem bist du ja so perfekt, meine liebe Mara, daß du keinen einzigen Fehler hast, nicht wahr?«
    »Es reicht!« fiel ihm Jamie ins Wort. Sie wirkte trotz ihrer Müdigkeit erbost. »Sie beide sind ja 'n feines Vorbild für den kleinen Paddy! Kein Wunder, daß Sie immer überall rausfliegen, wenn Sie den Mund aufma- chen!«
    Brendan schaute die kleine Frau zornerfüllt an. »Eines Tages wirst vielleicht du rausfliegen«, warnte er sie, »also paß auf, was du sagst!«
    Jamie schnaubte verächtlich. »Ich glaub' kaum, Master Brendan. Wer sollte solchen Herrschaften wie Ihnen und Miss Mara sonst dienen?

Niemand mit 'nem Funken Verstand würd' sich von Ihnen beiden immer so beleidigen lassen. Und am beleidigendsten is' der Lohn. Wenn ich's Ihrer armen Mutter nich' versprochen hätt', Gott sei ihrer Seele gnädig, hätt' ich schon längst die Finger von den O'Flynns gelassen.«
    Plötzlich begann Paddy laut zu singen: »Finger von den Flynns
    gelassen, Finger von den Flynns gelassen, von Mara, von Mara!«
    »Paddy!« fiel ihm Mara ins Wort.
    Brendan schaute mit ernster Miene auf seinen Sohn hinunter. »Wenn sich einige junge Herren nicht zu benehmen wissen, werden sie bald meine Hand auf ihrem Hosenboden zu spüren kriegen.«
    Paddy schob schmollend die Unterlippe vor, entschuldigte sich dann aber. Doch gleich darauf hörte Mara ihn die Melodie leise weitersum- men, während er seinen Saft trank.
    »Er ist schließlich dein Sohn. Hast du was anderes erwartet?« Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
    Brendan zuckte die Achseln. »Du hast ihn erzogen, deshalb erwarte ich natürlich nichts anderes«, erwiderte er grinsend. »Natürlich werden einige andere hier im Raum gleich behaupten, die O'Flynns hätten es nicht besser verdient.« Er schenkte Jamie ein unschuldiges Lächeln.
    »Hrrmpf. Sie wissen genausogut wie ich, daß ich für keinen andern arbeiten möcht', also hab' ich's auch nich' besser verdient«, gab Jamie grummelnd zu.
    Mara lächelte wieder und wollte sich ein zweites Glas einschenken. Als sie zu dem Tablett hinüberging, bemerkte sie eine Frau, die in der Tür stand. Weil sie so plötzlich stehengeblieben war, drehte sich auch Brendan um.
    Die Frau trat einen Schritt zurück und lächelte nervös, als Mara und Brendan sie unverwandt ansahen. Schließlich erstarb ihr Lächeln.
    »Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich störe.« Sie sprach leise und lang- sam, und ihr Englisch war kaum verständlich. »Ich habe all die Jahre gewartet und gefragt, ob Sie mit Don Luís kommen und wie Sie aussehen. Und Sie sind gekommen. Sie sind Amaya Vaughan. Sie sind so schön«, fügte sie wie zu sich selbst hinzu, während ihre sanften braunen Augen Mara begutachteten. Ihr Blick war fast traurig. »Ich heiße Feliciana«, stellte sie sich dann vor und kam schüchtern in das Zimmer.
    Als sie aus dem Schatten ins Licht trat, entpuppte sie sich als Mäd-

chen, das ganz in Schwarz gekleidet war. Aus dem Dunkel ihrer Klei- dung stach ihr ovales Gesicht hell hervor. Ihre dunklen Augen wirkten hinter den langen Wimpern rätselhaft. Ihre starken Brauen und das runde Kinn unter den weichen, leicht geschwungenen Lippen verliehen ihren Zügen

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