Herzen im Feuer
len?« Während sie ihre Mitreisenden vorstellte, musterte sie Don An- dres aufmerksam.
Er war etwa mittelgroß, schlank und von dunkler Hautfarbe und wirkte auf romantische Weise hübsch. Sein Gesicht wurde von den dunklen, traurigen Augen und einem langen Schnurrbart dominiert. Seine Bewegungen waren von tänzerischer Leichtigkeit. Unter seiner kurzen, goldgesteppten Jacke trug er ein offenes Hemd, dazu dunkle, ausgestellte und goldgesäumte Hosen. Er war keinesfalls älter als drei- ßig, doch strahlte jede seiner kontrollierten Bewegungen Autorität aus.
»Mara, ich habe Durst«, begehrte Paddy auf. Er verbarg sein Gesicht in Maras Rock, so daß seine Stimme nur gedämpft zu hören war.
Beruhigend rieb Mara mit ihren Fingern über Paddys Nacken. Sie spürte die Müdigkeit in dem kleinen, hageren Körper, der gegen ihre Beine lehnte. »Wenn es nicht allzuviel Umstände macht -« begann sie unsicher, aber mit einem Lächeln, das ihr Gegenüber verzauberte.
»Natürlich nicht, Doña Amaya. Ich werde Ihnen gern jeden Wunsch erfüllen. Sie sind meine Gäste, also scheuen Sie sich bitte nicht zu fragen«, lud Don Andres sie ein. Sein Blick machte deutlich, daß er damit alle drei O'Flynns meinte. »Ich werde Ihnen gleich ein paar Erfrischungen auf Ihre Zimmer bringen lassen. Bedauerlicherweise hat Don Luís keinen vaquero vorausgeschickt, so daß ich nichts von Ihrer Ankunft wußte. Sonst hätte ich natürlich schon alles Nötige vorberei- tet«, entschuldigte sich Don Andres. Er schenkte Don Luís einen unterkühlten Blick.
»Ich wollte dir die Überraschung nicht nehmen, deine Verlobte auf
dem Rancho Villareale begrüßen zu können«, machte sich Don Luís über ihn lustig. »Über ein Jahr habe ich auf den Augenblick gewartet, dir meine Nichte Amaya vorstellen zu können.«
Die mühsam kaschierte Feindseligkeit zwischen beiden Männern wurde offensichtlich, als die Kalifornier einander in die dunklen Augen blickten. Dann klatschte Don Andres herrisch in die Hände. »Cesarea! Sie wird Ihnen Ihre Zimmer zeigen und sich um Sie kümmern.«
»Es wäre mir lieb, wenn mein Neffe Padraic in meiner Nähe schlafen könnte. Außerdem wird sich natürlich Jamie um ihn und um mich kümmern«, erklärte Mara und fügte dann traurig hinzu, wobei sie Paddy über die Locken strich: »Der arme Brendan ist Witwer, und sein Sohn ist mir wie mein eigen Fleisch und Blut. Er nennt mich sogar Mara.« Sie lachte schüchtern. »Amaya konnte er nicht aussprechen. Er ist ein guter Junge, und ich mag ihn sehr. Könnte man das arrangieren?«
»Natürlich.« Don Andres lächelte mitfühlend. »Ich verstehe. Der junge Señor wird im Zimmer neben Ihrem untergebracht. Señor Sul- livan wird ein Zimmer weiter wohnen.«
»Vielen Dank, Don Andres.« Diesmal kam Maras Lächeln von Her- zen.
»Auch ich möchte Ihnen danken, Don Andres«, stimmte ihr Brendan zu. »Sie sind müden Reisenden gegenüber äußerst großzügig.«
»Sobald Sie sich ein wenig frisch gemacht haben, werden wir uns wiedertreffen, sí. Dann werde ich Sie meiner Familie vorstellen. Aber erst müssen Sie sich ausruhen. Es war eine lange Reise, nicht wahr? Ich hoffe, daß Sie Ihr Gepäck mitgebracht haben, da wir nicht mit Ihrer Ankunft rechneten, Doña Amaya. Ich hatte ein paar vaqueros nach Sacramento City geschickt, die dort auf Don Luís warten sollten. Er hatte versprochen, uns ein paar Dinge aus Europa mitzubringen, und brauchte deshalb Hilfe. Ich hatte natürlich keine Ahnung, was er uns da mitbringen würde.«
»Sie haben nicht erwartet, daß ich nach Kalifornien zurückkehren würde?« fragte Mara mit einem Seitenblick auf Don Luís. Sie fragte sich, was um alles in der Welt er im Schilde führte.
»Den Briefen Ihrer Verwandten, Doña Amaya, entnahmen wir, daß Sie eine Rückkehr nicht in Betracht zögen. Aber nachdem Sie offen- sichtlich Ihre Meinung geändert haben...« Er ließ den Satz unvollendet und wies statt dessen mit einem Fingerschnippen die Dienerin an, ihnen ihre Zimmer zu zeigen. Schließlich wandte er sich Don Luís zu, der
schweigend neben ihm stand. »Sie müssen ebenfalls müde sein, Don Luís. Sie sehen erschöpft aus, und außerdem werden Sie sich nach Doña Jacinta sehnen. Trotzdem möchte ich mich zuallererst mit Ihnen unter- halten.«
»Es ist mir ein Vergnügen, Don Andres.« Don Luís' Stimme war so honigsüß wie sein Lächeln. Mara und Brendan sahen die Anerkennung in seinem Blick, als er ihnen zum Abschied zunickte. »Ich werde Sie
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