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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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immer noch kein Geld, oder hast du das vergessen? Außerdem möchte ich mit Paddy nicht reisen, bevor er wieder gesund ist.« Mara wollte sich keinesfalls wieder auf einen von Brendans Plänen einlassen.
    »Wenn mich jemand gefragt hätt', ich hab' gleich gewußt, daß es ein Fehler war, aus Dublin abzureisen«, mischte sich Jamie ein, die der Szene schweigend gelauscht hatte. »Dumme Idee, in dieses Heidenland zu fahren. Hier wird's nur Ärger geben«, prophezeite sie mit einem unheilschwangeren Blick auf die O’Flynns. »Ich bin zu alt für all diesen Blödsinn. Und jetzt raus mit Ihnen, Brendan«, befahl sie.
    Brendan warf Mara über die Schulter einen hilflosen Blick zu, wäh- rend er sich von der kleinen Irin hinausschieben ließ. »Was bedeutet schon eine Woche mehr oder weniger in unserem Leben, was, Schwe- sterherz? Nachdem wir schon so lange gewartet haben, können wir auch noch etwas länger warten, oder?« seufzte er.
    Die nächsten Tage standen im Zeichen einer Hitzewelle. Die Sonne sengte gnadenlos auf das ziegelgedeckte Dach der hacienda herunter. Nachts fiel die Temperatur etwas. Dann wehte eine kühle Brise durch das Tal und brachte Erleichterung. Mara schien es, als wollte die Woche nie vergehen. Sie litt unter Brendans Ungeduld ebenso wie unter den chronischen Kopfschmerzen, die sie selbst im Schlaf noch plagten.
    Don Luís hatte, wie angekündigt, die hacienda am nächsten Morgen verlassen, und Jeremiah Davies war ebenfalls verschwunden. Aber der Kreole war immer noch da und widmete sich Mara ausgiebig. Sie hatte schließlich das Gefühl, er würde sie umwerben, denn er wich selten von

ihrer Seite, allen feindseligen Blicken Don Andres' zum Trotz, der immer noch unter Maras Bann stand.
    Als Mara unter dem schattenspendenden Vordach saß, dachte sie über diese Entwicklung der Dinge nach. Sie mußte sich eingestehen, daß ihr die neue Rolle Freude bereitete. Zum erstenmal wurde sie von einem Mann, der sie begehrte, mit Respekt behandelt. Von der Schau- spielerin Mara O’Flynn war von vornherein erwartet worden, daß sie die Aufmerksamkeiten ihrer Bewunderer ohne Widerspruch entgegen- nahm. Irgendwann würde sie schließlich die Geliebte eines reichen Gönners werden und all die Vorteile nutzen, die sich ihr in einer solchen Position boten, jedenfalls solange ihr Liebhaber sie begehrte. Schon von ihrer Geburt an stand ihr Lebenslauf fest. Es gab nur zwei Arten von Frauen: gute und böse. Und es war unmöglich, jene Grenzen zu überschreiten, die eine engstirnige Gesellschaft zog. Dabei haben sie sich alle geirrt, dachte Mara wütend. Denn obwohl sie auf der Bühne stand und jeder junge Londoner Schnösel sie für Freiwild halten durfte, wenn er eine schöne Frau und etwas für eine kleine Affäre suchte, hatte sie noch nie mit einem Mann das Bett geteilt. Aber natürlich würde ihr das niemand glauben.
    Mara lächelte versonnen. Zum erstenmal in ihrem Leben betrachtete ein Mann sie als etwas ganz Besonderes. Sie war keine Ware, sondern ein menschliches Wesen mit Gefühlen, die es zu respektieren galt. Ihr Lächeln erstarb jedoch, als ihr einfiel, daß sie nach dieser Woche nicht länger Doña Amaya Vaughan, sondern wieder Mara O’Flynn sein würde. Und damit war auch ihre Ehrbarkeit zu Ende. Was würde der Kreole wohl von ihr halten, wenn er wüßte, wer sie wirklich war? Würde er sie trotzdem akzeptieren? Oder würde er das Schlimmste annehmen? Sein harter, kalter Blick war in den letzten Tagen spürbar wärmer geworden. Würde er sie dann verachten oder, schlimmer, nur noch ihren Körper begehren, ohne an Liebe zu denken? Vielleicht würde er immer noch mit ihr Zusammensein wollen, aber eine Heirat käme bestimmt nicht in Frage. Schließlich stammte er aus einer aristo- kratischen Familie in New Orleans. Wenn er heiratete, dann jemanden von gleichem Stand und kein Mädchen mit befleckter und zweifelhafter Vergangenheit.
    Ach, zum Teufel mit ihnen allen, dachte Mara zornig. Wenn Brendan wirklich reich wurde, dann konnten sie tun und lassen, was ihnen gefiel, und wären nie wieder von anderen Menschen abhängig.

»Mara! Mara!«
    Erschrocken hob Mara den Kopf, als sie die kindliche Stimme hörte, und sah Paddy quer über den Hof auf sich zulaufen.
    »Warum bist du denn nicht im Bett, Paddy?« fragte sie, als er neben ihr auf die Bank sprang, eine dicke Schnitte frischgebackenen Brotes in der Hand. Marmelade tropfte über den Rand, wo die kleinen Zähne abgebissen hatten, und um Paddys Mund war

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