Herzen im Feuer
Leinenhemd hinterließ.
»Paddy!« entfuhr es Mara.
Aber Paddy hatte seinen Gegner ebensogut eingeschätzt wie sein Ziel und war schon von der Bank gesprungen. So schnell ihn seine kleinen Beine tragen konnten, floh er über den Hof davon.
Nicholas' Miene war ernst, und seine Lippen bildeten eine dünne Linie. Er blickte von dem Fleck auf. »Ich hoffe, Sie hatten nichts mit diesem Attentat zu tun?« fragte er leise und sarkastisch, ein humorloses Lächeln auf dem Gesicht.
Langsam erhob sich Mara. Sie suchte immer noch nach den richtigen Worten. Aber plötzlich regte sich Schadenfreude in ihr, als sie den größer werdenden Fleck betrachtete. Sie machte den Fehler, ihm direkt in die Augen zu sehen, obwohl in ihren noch diebische Freude blitzte. Als Nicholas das bemerkte, packte er sie am Oberarm und stellte sich ihr in den Weg.
»Sie finden das komisch?« wollte er zornig wissen, aber Mara glaubte den Anflug eines Lächelns in seinem Gesicht zu erkennen. »Vielleicht verginge Ihnen der Spaß, wenn ich Ihnen mein Hemd zum Waschen gäbe?«
Als Mara sich vorstellte, wie sie sein Hemd wusch, konnte sie ihr Lächeln nicht länger unterdrücken. »Dann wäre Ihr Hemd nicht mehr zu gebrauchen. Aber ich kann es für Sie waschen lassen, wenn Sie das wünschen.«
Mara untersuchte den Fleck und schüttelte naserümpfend den Kopf. Ein Marmeladetropfen war mitten auf seiner Brust, zwischen den Haaren und auf dem nackten Fleisch gelandet. Bevor sie wußte, was sie tat, schaufelte sie den Tropfen auf ihre Fingerspitze und leckte ihn ab.
»Nicht schlecht. Vielleicht ein bißchen salzig, aber nicht schlecht«, erklärte sie sanft und schaute ihm in die Augen.
Nicholas erwiderte ihren Blick. Dann nahm er ihre Hand und leckte langsam und genießerisch den Rest Marmelade von ihrer Fingerspitze. Mara rückte näher an ihn heran, ohne ihre Augen von seinen zu lassen, aber sie zuckte zurück, als sie Schritte hörte.
Don Andres warf Nicholas einen eiskalten Blick zu, als er auf sie zukam und sah, wie nahe sie beieinanderstanden. »Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte er höflich, aber mit kaum verhohlener Wut.
»Nichts, was nicht reingewaschen werden könnte, Don Andres«, antwortete Nicholas gleichmütig.
»Mister Chantale hat sich bedauerlicherweise mit Marmelade be- kleckert«, erklärte Mara lahm und versuchte, ihre Fassung wiederzuge- winnen. Daß sie sie überhaupt verloren hatte, machte ihr am meisten zu schaffen.
»Meine Diener werden sich darum kümmern, Seiior Chantale«, bot ihm Don Andres an. »Ich möchte nicht, daß Sie irgendwelche Schäden zu beklagen haben, wenn Sie abreisen.«
Nicholas lächelte ihn an. Sein ernster Blick verriet, daß er den Wink verstanden hatte.
»Dann brauche ich das Hemd bis Ende der Woche wieder. Es sei denn«, schränkte Nicholas ein, »Sie brauchen mein Zimmer schon eher.«
Don Andres seufzte. Er mußte sich seine Niederlage eingestehen. Es wäre äußerst unhöflich, einen Gast so offensichtlich hinauszuwerfen.
»Natürlich sind Sie willkommen, solange Sie bleiben möchten«, erklärte Don Andres gekünstelt freundlich.
»Vielen Dank«, antwortete Nicholas ebenso freundlich. »Ich werde Ihre Gastfreundschaft nicht über Gebühr beanspruchen. Würden Sie mich jetzt bitte entschuldigen?«
Mara schaute Nicholas nach, der zu seinem Zimmer stolzierte.
»Der Franzose hat Sie doch hoffentlich nicht belästigt, Doña Amaya?« fragte Don Andres, der Maras Unsicherheit bemerkt hatte.
»Nein, eigentlich nicht.« Mara hielt inne. »Jedenfalls nicht mehr als üblich.«
»Ich könnte ihn wegschicken«, erbot sich Don Andres.
»Nein!« entfuhr es Mara. »Ich meine, das ist wirklich nicht notwen- dig, Don Andres. Bitte nicht«, bat sie. Das Flehen in ihrer Stimme überraschte sie selbst.
»Wie Sie wünschen, Doña Amaya. Aber wenn er Sie weiterhin belästigt, werde ich nicht zögern, ihn hinauszuwerfen.« Don Andres' Augen leuchteten, als er sich dieses erfreuliche Ereignis vorstellte.
»Wie geht es Feliciana?« fragte Mara, bemüht, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken.
»Sie ist immer noch sehr schwach«, antwortete Don Andres. Sein Tonfall ließ erkennen, daß er allem Zorn zum Trotz sein junges Mündel liebte.
»Sic mögen sie sehr gern, Don Andres«, stellte Mara fest.
»Natürlich, sie gehört zu unserer Familie«, antwortete Don Andres. »Aber lassen Sie uns von etwas anderem sprechen.«
Mara gestattete ihm, das Thema zu wechseln, und machte sich auf einen
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