Herzen im Feuer
und schaute verlegen auf ein Heili- genbild, das an der Wand hing. Widerwillig gestand er den O’Flynns, in welch widrige Umstände er sich gebracht hatte.
»Señor O’Flynn«, begann er, »ich glaube, unter den gegebenen Um- ständen werden Sie einsehen, daß ich Sie täuschen mußte, um mich Ihrer Hilfe zu versichern. Ich war gezwungen, mein Land bei einer idiotischen Wette aufs Spiel zu setzen. Unglücklicherweise verlor ich«, erklärte Don Luís steif. »Sie wären wahrscheinlich nicht begeistert von der Vorstellung gewesen, mir zu helfen. Immerhin hatte ich Ihnen gerade Ihr ganzes Geld abgenommen. Deshalb durfte ich Ihnen nicht verraten, daß ich Sie nicht bezahlen konnte.«
»Na ja«, murmelte Brendan sarkastisch, »wenigstens satteln wir endlich mal das richtige Pferd. Ganz recht, ich hätte keinen Finger für Sie gerührt. Können Sie uns nicht mit dem Geld bezahlen, daß Sie uns auf dem Schiff abgeknöpft haben?« Brendan schob sein Kinn forsch vor. »Es war eine ganz hübsche Summe.«
Don Luís schüttelte traurig den Kopf. »Leider habe ich das ganze Geld verspielt, als Sie und die anderen einen Ausflug machten, an dem ich nicht teilnahm. Ich wollte meinen ehemaligen Besitz begutachten und. . . nun, ich begegnete einigen meiner ehemaligen Arbeiter, und wir
spielten ein paar Runden Monte. An manchen Tagen hat man einfach kein Glück.«
Brendan warf ihm einen haßerfüllten Blick zu. »Mein Glück hat mich jedenfalls verlassen, seit ich Ihnen begegnet bin.«
»Aber meines hat sich gewendet, Señor O’Flynn, seit ich Ihnen begegnet bin. Ich wollte tatsächlich das Land mit dem Geld zurückkau- fen, das mir das Kreuz einbringen würde. Deshalb fuhr ich nach Eng- land, um meine Nichte zu holen. Ich dachte, ich könnte mir alles zurückholen. Als sie sich weigerte, mit mir zu kommen, dachte ich, ich hätte alles verloren - mein Land, das Kreuz, einfach alles.« Er ließ seinen Blick zwischen den O’Flynns hin und her wandern. »Als ich Ihr Geld gewonnen hatte, Seiior O’Flynn, und Ihre wunderschöne Gefähr- tin kennenlernte, kam mir der Gedanke, die Villareales zu täuschen.« Er lachte leise. »Warum sollte ich nicht das Beste aus einer solchen Gelegenheit machen?«
»Und was geschieht, wenn Sie Ihr Land zurückgekauft haben?« wollte Mara wissen. »Wie kommen Brendan und ich hier heraus?«
»Sie werden Don Andres einen Korb geben, wenn er um Ihre Hand anhält, und erklären, daß Sie nach England zurückkehren möchten. Die Villareales werden nie erfahren, daß man sie getäuscht hat.«
»Mir gefällt das nicht«, murrte Brendan. »Das sind mir zu viele Lügen und Täuschungen. Irgendwann vergißt jemand seinen Text, und wir müssen es ausbaden. Ich bin noch nie gern länger geblieben als erwünscht, und ich gehe lieber auf meinen eigenen zwei Beinen, als daß ich mich hinauswerfen lasse.«
»Sie brauchen keine Angst zu haben, daß man Sie entdeckt«, versi- cherte ihm Don Luís, obwohl ihm das Gespräch mit dem Franzosen einfiel. Doch der Mann hatte schließlich nur eine Vermutung geäußert. Was konnte er schon unternehmen? »Jedenfalls dürfen Sie bei Don Andres keinen Verdacht erwecken. Er wird mir das Land gern verkau- fen, wenn er glaubt, daß ich bald zur Familie gehören werde.«
»Na, wir werden ihm wohl kaum verraten, daß wir Hochstapler sind«, erklärte Brendan zynisch und lächelte Don Luís humorlos an.
»Vergessen Sie nicht, wenn alles gutgeht, werden Sie großzügig entlohnt und können den rancho innerhalb der nächsten Woche verlas- sen. Ich werde im Morgengrauen abreisen«, erklärte Don Luís.
Mit einem angedeuteten Kopfnicken verließ er das Zimmer, das Kreuz unter seiner nassen Jacke verbergend.
»Verdammt!« fluchte Brendan, als sich die Tür hinter dem Kalifor- nier geschlossen hatte. »Wer hätte gedacht, daß dieses alte Schlitzohr auch uns aufs Kreuz legt?« Er war wütend, aber auch verlegen, weil er, wie er es sah, von einem Amateur geschlagen worden war.
»Wir können ohnehin nichts tun, Brendan, also solltest du dich damit abfinden und eine weitere angenehme Woche genießen«, riet ihm Mara.
»Mich damit abfinden? Wir sollten packen und abhauen. Aber zuvor lassen wir Don Andres noch eine freundliche Warnung zukommen. Ich würde zu gern Don Luís' Gesicht sehen, wenn er zurückkommt, und wir sind verschwunden. Statt dessen weigert sich Don Andres, ihm sein Land zu verkaufen, und Raoul sitzt hinter Gittern!«
»Du weißt, daß das nicht geht. Wir haben
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