Herzen im Feuer
ein dunkelroter Rand.
»Woher hast du das?« fragte Mara neidisch und dachte an die lang- weiligen tortillas, die sie zum Frühstück gegessen hatte.
»Jamie hat es mir gemacht, weil ich krank war«, erklärte ihr Paddy wichtigtuerisch. Er war immer noch ein bißchen heiser.
»Und solltest du nicht in deinem Zimmer bleiben? Ich möchte nicht, daß du wieder krank wirst«, tadelte ihn Mara gereizt. Selbst unter dem schützenden Vordach spürte sie die Hitze.
»Da ist es so langweilig. Jamie ist schlecht gelaunt, und Papa schimpft, wenn ich etwas sage. Und du hast mich auch nicht besucht. Du bist immer mit ihm zusammen«, beklagte sich Paddy und deutete auf Nicholas Chantale, der sich ihnen eben näherte. Seine großen braunen Augen schauten vorwurfsvoll auf den stattlichen Kreolen.
Maras Blick folgte seiner Geste, und ihr Puls ging schneller, als sie in Nicholas' grüne Augen sah. »Paddy«, flüsterte sie schnell, »bitte vergiß nicht, mich Amaya zu nennen.«
Paddy lächelte, was Mara zu einem Stirnrunzeln veranlaßte, denn seine Miene erinnerte fatal an Brendans.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, antwortete er und biß von seinem Brot ab.
Mara schaute wütend auf seinen gesenkten Kopf hinunter und unter- drückte den Wunsch, an einer seiner dunklen Locken zu ziehen. Als Nicholas sie erreicht hatte, sah Mara auf. Der Zorn war aus ihrem Gesicht wie weggewischt. Sie lächelte. Er kam von einem Ausritt, und der Geruch von Pferden und Leder mischte sich mit dem Schweiß, der über seinen Brustkorb rann, wo unter seinem offenen Hemd nackte Haut und dunkles Haar zu sehen waren.
Nicholas schaute sie an, und ein Lächeln spielte um seinen Mund. Sie bot ein Bild der Kühle in ihrem changierenden hellgrünen Seidenkleid, von dessen leuchtender Farbe sich das zarte Rosa eines Rosenmusters abhob, das in den Stoff eingewebt war. Nicholas drehte sich um, ging zu einem Rosenbusch und pflückte eine einzelne Blüte aus den Dor-
nenzweigen. Mit Vorfreude in den Augen beugte er sich dann über Mara, einen Fuß neben sie auf die Bank gestützt. Mit Leichtigkeit wob er die Blüte in den dichten Haarschopf in ihrem Nacken.
Nicholas' Augen wanderten von der rosafarbenen Blüte zu ihrem Mund, und er sagte mit sanfter Stimme: »Eine kastilische Rose, deren Schönheit nur von Ihrer Lieblichkeit übertroffen wird.«
Mara konnte den Blick nicht von seinen grünen Augen wenden. Mit jeder Faser ihres Körpers spürte sie die Nähe der muskulösen Hüfte, die beinahe ihre Schulter berührte. Hätte sie es gewagt, hätte sie seinen Schenkel liebkosen können. Statt dessen berührte Mara die Rose, aber sie mußte ihre Gedanken schlecht verborgen haben, denn plötzlich schlossen sich seine Finger über ihren. Er drückte ihre Hand sanft gegen seine Lippen. Mit einem herausfordernden Blick legte er sie dann gegen seine Wange und erklärte: »Mir ist es lieber, wenn Sie meine Wange auf diese Weise berühren.«
»Sie sind äußerst galant heute morgen«, bemerkte Mara, als er ihre Hand losließ. Sie prickelte stärker als an jenem Abend, an dem sie ihn geohrfeigt hatte.
»Wenn Sie es sich gestatten würden, mich besser kennenzulernen«, erklärte ihr Nicholas langsam, »würden Sie entdecken, daß ich sehr zärtlich und liebevoll sein kann.«
Bevor Mara eine passende Antwort parat hatte, hatte Nicholas Paddy bemerkt, der schweigend neben dem Mädchen saß. »Ich glaube, diesen jungen Mann kenne ich noch nicht, obwohl er mir sehr vertraut er- scheint.« Er nahm Paddy genau in Augenschein, der unter seinen Blicken unruhig hin und her rutschte.
»Das ist der Sohn meines Cousins Brendan. Er heißt Padraic. Be- grüße Mister Chantale, Paddy«, wies ihn Mara an, aber auf die Reak- tion des Jungen war sie nicht gefaßt.
»Ich mag dich nicht«, sagte Paddy mit kleiner, kindlicher Stimme, den Unterkiefer kampflustig vorgereckt.
Nicholas war auf diesen Überraschungsangriff ebenfalls nicht vorbe- reitet, aber nach einer Sekunde begann er lauthals zu lachen. »Ich wüßte gern, wie viele Menschen ihr Vermögen dafür gegeben hätten, mir das einmal so geradeheraus sagen zu können.«
Paddy ließ seinen Blick argwöhnisch zwischen Mara und dem be- drohlichen Fremden hin- und herwandern, der seiner geliebten Pfle- gemutter anscheinend so gut gefiel und der sie sogar geküßt hatte. Mit
kindlichem Zorn schmiß er die Überreste seines Marmeladenbrotes
gegen Nicholas' Brust, wo die Marmelade einen großen roten Fleck auf dem weißen
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