Herzen im Feuer
ereignislosen Nachmittag gefaßt. Aber dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, daß sich die Dinge langsam auf einen Höhepunkt zu- entwickelten.
Mara rollte sich auf den Bauch und vergrub ihr Gesicht im Kissen. Es war heiß und stickig, und sie konnte kaum atmen.
Es hatte keinen Sinn, sich zum Schlafen zu zwingen. Sie setzte sich auf und rieb mit den Fingerspitzen ihre klopfenden Schläfen.
Dann warf sie das dünne Leintuch zurück, mit dem sie sich zuge- deckt hatte, stellte die Füße auf den Boden und zog einen Morgenrock über ihren nackten Körper. Barfuß tapste sie zu ihrem Schreibtisch und tastete nach ihrer Uhr.
Erst zwei Uhr, noch Stunden bis zur Morgendämmerung. Mara wollte etwas Wasser aus dem Krug in die Schüssel schütten, aber schon als sie ihn hochhob, spürte sie, daß er leer war. Sie wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und überlegte, wie sie ihre erhitzten Wangen kühlen könnte.
Die hacienda ist so ruhig, dachte Mara, während sie in ihrem Zimmer stand. Nur das leise Plätschern des Brunnens im Innenhof war zu hören. Mara lächelte und machte sich dann auf den Weg in den Hof. Die milde Nachtluft war belebend wie junger Wein. Mara ließ sich auf dem Brunnenrand nieder und schöpfte eine Handvoll Wasser, das sie sich ins Gesicht spritzte. Mit einem Taschentuch trocknete sie sich wieder ab, dann atmete sie erleichtert die kühle, wohlriechende Nacht- luft ein.
Mit einem Seufzer des Bedauerns machte sie sich auf den Rückweg zu ihrem Zimmer. Leise schlüpfte sie in den Hausgang. Sie gähnte ausgie- big und schloß für eine Sekunde die Augen. Dann setzte sie ihren Weg fort, bis sie plötzlich gegen etwas Hartes, Unbewegliches prallte und zur Seite geschleudert wurde.
»Was zum Teufel -«
Sie wurde von festen Händen gepackt, die sie vor einem Sturz be- wahrten. Sie strichen über ihre weichen Brüste und legten sich um ihre Taille.
»Ist alles in Ordnung?«
»Mir ist nichts passiert«, antwortete Mara rauh. Schon bevor sie die Stimme gehört hatte und ohne daß sie sein Gesicht sah, wußte sie instinktiv, daß es Nicholas war.
»Sind Sie sicher, daß Sie sich nichts getan haben?« fragte er noch einmal. Mara hätte schwören können, daß er tatsächlich besorgt war. »Ich muß Ihnen ja die Luft aus den Lungen gepreßt haben. Aber Sie waren so leise. Kommen Sie, ich gebe Ihnen etwas zu trinken. Ihre Hände sind ja eiskalt«, bemerkte er und führte sie von ihrer Tür weg zu seinem Zimmer. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können Sie zu mir hereinkommen. Ich habe etwas Cognac. Der sollte Sie aufwärmen.«
Sein Zimmer war dunkel, und Mara blieb an der Tür stehen. Sie versuchte, das nervöse Kribbeln zu ignorieren, das über ihren Rücken lief. Als Nicholas die Kerzen entzündet hatte, erstrahlte der Raum in weichem Licht, das die dunklen Möbel warm wirken ließ und die Ecken im Schatten beließ. Mara hörte leises Gläserklirren. Nicholas drehte sich um, einen Cognacschwenker in der Hand, und erstarrte. Jetzt erst sah er sie.
Mara hielt den Atem an. Sein Blick glitt von ihren Schultern zum geöffneten Kragen, in dem sich die helle Rundung ihres Busens zeigte. Maras Gesicht brannte vor Scham, als sie ihren Morgenrock zusam- menraffte und den Gürtel fester um die Taille zog. Er war sich der Tatsache bewußt, daß sie nackt unter dem Kleid war, das spürte sie nur allzu deutlich.
Nicholas näherte sich ihr langsam und blieb dicht vor ihr stehen. Mara nahm das Glas aus seiner Hand und hoffte, daß sie der Alkohol tatsächlich beruhigen würde. Sie sah ihm ins Gesicht, als sie am Cognac nippte, und er erwiderte ihren Blick. Schnell wandte sie sich ab und kippte den Rest in einem Zug hinunter. Was stimmte nicht mit ihr? Hatte sie sich nicht gewünscht, daß er sie so anschauen möge? Hatte sie nicht mit ihm kokettiert, ihn herausgefordert? Er war anders als die anderen Männer, und sie mußte sich eingestehen, daß auch sie sich verändert hatte. Er hatte sie ebenso verführt und bezaubert, wie sie früher die Männer verhext hatte.
Dann nahm er ihr das leere Glas aus der Hand und stellte beide Gläser nebeneinander auf dem Tisch ab. Mara schaute auf ihre nackten Füße, als sähe sie sie zum erstenmal. Sie fühlte sich schwach. Das war ihr noch nie widerfahren. Dieser Mann war ihr ganz entschieden über-
legen, und sie hatte das dumpfe Gefühl, sie hätte Brendans Warnung lieber beherzigen sollen.
»Sie erstaunen mich, Amaya«, flüsterte er ihr ins Ohr, und sein warmer
Weitere Kostenlose Bücher