Herzen im Feuer
»Madre de Dios!<<
Mara unterdrückte ein hysterisches Lachen, als Don Luís ins Zimmer trat. Sein dunkles Haar klebte an seinem Schädel, und Wasser tropfte von seiner Nase herab.
Brendan blieb einfach stehen, die Schüssel immer noch in der Hand, und stellte sich dem wütenden, nassen Don. »Verdammt unvorsichtig von mir, Don Luís. Bitte, verzeihen Sie mir ergebenst«, erklärte er ohne jedes Bedauern.
Mara biß sich nervös auf die Lippe und mußte sich mit aller Kraft beherrschen, um nicht laut loszuprusten, als sie die Pfütze bemerkte, die sich um Don Luís' Schuhe bildete.
»Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich störe«, sagte Don Luís mit eisiger Stimme, »aber ich wollte mir nur holen, was mir zusteht.«
Mit quietschenden Schuhen trat er vor Maras Stuhl. Als er das komische Geräusch hörte, verzog sich Don Luís' Gesicht zu einer Leidensmiene.
»Das Kreuz bitte«, sagte er kurz angebunden und streckte ihr seine offene Hand entgegen.
»Natürlich, Don Luís«, beruhigte ihn Mara mit einem leichten Lä- cheln. Dann hob sie die Kette über ihren Kopf und reichte sie ihm.
Don Luís entspannte sich sichtbar, als er das wertvolle Stück endlich in Händen hielt. »Sie haben Ihren Spaß gehabt, Señor O’Flynn, und Ihre kleinen Spielchen gespielt. Aber vergessen Sie nicht«, warnte er ihn, »daß Sie noch nicht bezahlt worden sind, und daß ich derjenige bin, der Sie bezahlen wird.«
»Na, na, Don Luís«, besänftigte ihn Brendan. »Wir haben Sie nur ein bißchen geneckt, mehr nicht. Sie haben das Kreuz. Wem hat die kleine Überraschung schon geschadet?«
»Sí, jetzt habe ich es. Aber unglücklicherweise«, fügte Don Luís hinzu und wirkte plötzlich verlegen, während er nach den geeigneten Worten suchte, »habe ich mein Land immer noch nicht.«
Brendan zuckte mit den Achseln. Gleichgültig sagte er: »Nun, ich weiß zwar nicht, worum genau es bei Ihrem Geschäft geht, aber Mara braucht Don Andres nur um etwas zu bitten, und er wird ihren Wunsch erfüllen. Er wird alles für sie tun, vor allem nach dem Vorfall heute Nacht. Meiner Ansicht nach ist der Vertrag unsererseits erfüllt, Don Luís, und es ist Zeit für uns zu scheiden.« Er streckte ihm die Hand entgegen und rieb in einer suggestiven Geste die Finger gegeneinander.
Don Luís starrte Brendan schweigend an und versuchte, die Reak- tion des Iren auf seine nächste Ankündigung abzuwägen. »Ich fürchte, Señor O’Flynn, daß ich erst dieses Kreuz verkaufen muß, um Sie auszahlen zu können.«
Brendans Lächeln erstarb, und seine Lippen verschlossen sich zu einem schmalen Spalt. Wütend fixierte er den Kalifornier. »Das nennt man betrogen, beschissen und reingelegt. Mann, Sie haben es wirklich verstanden, mich zum Narren zu halten«, erklärte er mit mühsam gezügelter Stimme. Die Knöchel seiner geballten Faust schimmerten weiß.
Don Luís bemerkte das und breitete besänftigend seine Hände aus. »Ich glaube nicht, daß wir unseren Konflikt mit brutaler Gewalt lösen sollten, Señor O’Flynn. Ich bin ein alter Mann, und Sie sind mir an Kraft weit überlegen. Außerdem würde das die anderen Mitglieder dieses Haushalts nur auf unsere Meinungsverschiedenheit aufmerksam machen. Es ist außerdem gar nicht nötig«, beeilte er sich zu sagen, falls
der Ire rationalen Argumenten nicht mehr zugänglich war, »denn Sie werden voll ausbezahlt werden, das verspreche ich Ihnen. Sie brauchen nur zu warten, bis ich mit dem Geld zurück bin, dann werden Sie Ihren Lohn erhalten und können den rancho verlassen. So einfach ist das.«
»Nichts ist so einfach, Don Luís.« Zum erstenmal mischte sich Mara in das Gespräch ein. »Wie lange wird unser Besuch noch dauern?«
Don Luís zuckte mit den Achseln. Sein Lächeln fiel ihm diesmal leichter, denn dieses Mitglied der O’Flynns war in seinen Augen längst nicht so bedrohlich. »Ich kann nichts Genaues sagen, aber jedenfalls weniger als eine Woche.«
»Der Teufel soll Sie holen«, fiel ihm Brendan wutentbrannt ins Wort. »Sie glauben doch nicht, daß ich noch länger hier herumsitze, nachdem ich erfahren habe, daß Sie kein -«
»Und wie lange wird es dauern, bis Sie Ihr Land zurückhaben?« fuhr Mara ungerührt fort. »Ich vermute, das hängt davon ab, ob Amaya Andres heiratet. Sie brauchten mich als Ihre Nichte, um an das Kreuz zu kommen. Jetzt können Sie es verkaufen und mit den Einnahmen Don Andres' ein Stück seines Besitzes abkaufen«, fügte sie zusammen.
Don Luís wich Maras Blick aus
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