Herzen in Flammen
hassen? Ich habe dich versklavt. Ich halte dich in Ketten, und ich weiß, dass du die Ketten hasst . «
»Ist das der Grund, aus dem ich sie weiterhin tragen muss ? Weil du weißt, dass ich sie hasse?« fragte sie argwöhnisch.
Er ließ sich nicht zu einer Antwort herab. »Ich glaube, dass du mich hasst und mich be wuss t in Versuchung führst, weil du hoffst, dich rächen zu können, indem du mich verhext. «
»Wenn du das glaubst, wirst du nie annehmen, was ich zu geben bereit bin, Sachse, und das tut mir leid. Ich hasse diese Ketten, aber nicht dich. Und die Versklavung ist für meine Familie nichts Neues«, fügte sie geheimnisvoll hinzu. »Wenn ich der Meinung wäre, dass ich immer eine Sklavin und in Ketten bleibe, ja, dann würde ich vielleicht hassen. «
»Du hoffst also, entkommen zu können?«
Sie sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich erzähle dir nicht länger, was ich hoffe, und ich sage dir auch nicht mehr die Wahrheit, wenn du mir ohnehin kein Wort glaubst. Denk doch, was du willst. «
Sie kehrte ihm den Rücken zu, blieb aber angespannt stehen und wartete darauf, dass er fortgehen würde. Er tat es nicht gleich. Sie malte sich aus, dass er wieder um seine Selbstbeherrschung kämpfte, weil sie es gewagt hatte, ihn einfach fortzuschicken. Es hätte sie zutiefst befriedigt, wenn sie gesehen hätte, dass seine Augen nur einfach über sie geglitten waren und einen verstohlenen Moment lang die Sehnsucht in seinem Herzen gezeigt hatten.
15
Kristen war am nächsten Morgen nicht gut aufgelegt. Sie war dem Sachsen gegenüber offen und ehrlich gewesen und hatte ihm ihre Gefühle gezeigt, hatte ihm diesen Vorteil in die Hand gespielt, ihm, ihrem Feind, und dafür hatte sie nichts weiter als seine Scheinheiligkeit bekommen. Er begehrte sie, und doch war er entschlossen, es sich und ihr zu versagen. Lieber ließ er sie beide leiden. Wenn das nicht schon ausgereicht hätte, um ihr auf den Magen zu schlagen und zu bewirken, dass sie sich für noch dümmer als ihn hielt, dann hätte es ihr den Rest gegeben, dass Eda alles mitangesehen hatte und alles andere als erfreut war.
»Reize ihn nicht noch mehr, Dirne«, hatte sie Kristen zornig gewarnt. »Es wird dir leid tun, wenn er dich wirklich in sein Bett holt, denn für ihn wirst du nie mehr als eine Sklavin sein. «
Das konnte durchaus wahr sein, und gerade das ließ Kristen wütend werden. War sie bereit, ihre Unschuld einem Manne hinzugeben, der sich vielleicht nie etwas aus ihr machen würde? Sie war so sicher gewesen, dass sie ihn dazu bringen konnte, sie zu mögen, doch jetzt zweifelte sie daran, und diese Unsicherheit pass te ihr nicht. Sie unterminierte ihre Zuversicht und machte sie schrecklich niedergeschlagen.
An diesem Vormittag putzten sie die Zimmer an der Vorderfront des Hauses, wie sie es allmorgendlich taten. Dazu gehörte auch Royce' Zimmer. Kristen hatte sein Bett bisher voller Spannung angesehen. Heute Morgen war ihr danach zumute, das Bettzeug in Fetzen zu reißen. Sie klopfte das Kissen auch wirklich so heftig aus, dass Federn aus den Nähten flogen.
»Von einem Extrem ins andere«, bemerkte Eda kopfschüttelnd. »Schlag ihn dir aus dem Kopf. «
» Lass mich in Ruhe«, warnte Kristen. »Du hast mir deinen Sermon gestern schon vorgetragen. «
»Aber wie ich sehe, hat das noch nicht gereicht. Wenn du jetzt vorhast, ihm etwas anzutun, dann überleg es dir noch einmal ganz genau. «
Das war der letzte Strohhalm, an den sich Kristen klammerte, nachdem sie eine schreckliche Nacht damit verbracht hatte, sich mit den Gefühlen auseinanderzusetzen, die der Sachse in ihr wachgerufen hatte.
»Ihm etwas antun?« fauchte Kristen.
»Wenn ich jemandem etwas antue, Frau, dann dir, wenn du nicht aufhörst, mir in den Ohren zu liegen. «
Eda wich vorsichtig zurück. Sie war mit der Zeit unaufmerksamer geworden, da Kristen bisher keine Feindseligkeiten gezeigt hatte. Sie hatte begonnen, das Mädchen zu mögen, und dabei hatte sie vergessen, dass es einem Volksstamm angehörte, der von Tod und Verwüstung lebte. Sie war sogar so unvorsichtig, mit dem Mädchen allein zu sein. Und wenn sie die große junge Frau ansah, die innerlich kochte, war ihr klar, dass es für Kristen, ob mit oder ohne Ketten, ein Leichtes war, sie hochzuheben und aus dem offenen Fenster zu werfen. Groß und stark genug war sie. Nicht, dass sie so dumm gewesen wäre, es zu tun. Aber sie hätte es tun können.
Eda lief eilig zur Tür und murrte bei jedem Schritt, der
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