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Herzen in Flammen

Herzen in Flammen

Titel: Herzen in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sie. weiter aus Kristens Reichweite brachte, verdrießlicher vor sich hin. »Du drohst also einer alten Frau, was? Und das, nachdem ich dafür gesorgt habe, dass die anderen dich nicht zu schlecht behandeln?« Als sie in der Tür stand, drehte sie sich um und sah Kristen finster an. »Mach den Rest allein. Und ich rate dir, mit einem besseren Benehmen wieder nach unten zu kommen, Dirne, oder du kannst den Rest des Tages eingeschlossen und ohne Abendbrot verbringen. Du wirst ja sehen, ob ich es wahr mache. Und trödele nicht, oder ich schicke ein paar Männer rauf, damit sie dich holen. Einen Mann wirfst du nicht so leicht aus dem Fenster.«
    Kristen fragte sich einen Moment lang, was die Frau mit dem letzten, äußerst merkwürdigen Satz hatte sagen wollen, doch dann tat sie diese Überlegung ab. Zum ersten Mal ließ man sie allein in einem unverschlossenen Zimmer zurück. Es war ausgerechnet sein Zimmer. Innerhalb kürzester Zeit hätte sie alles kurz und klein schlagen können. Niemand konnte sie zurückhalten. Dann würde Royce sie schlagen, und es würde ihr eine Freude sein, die damit verbundenen Schmerzen zu ertragen, dann das Vergessen und schließlich den Haß, denn sie haßte ihn immer noch nicht. Sie hätte ihn hassen sollen, aber es war nicht so.
    Die Vorstellung war verführerisch, doch noch verführerischer war die Möglichkeit, eine Axt zu finden, die Waffe, die ihr am ehesten zur Flucht verhelfen konnte. Sie hatte zu viel Zeit damit vergeudet, sich auf den Sachsen zu konzentrieren, und sie hätte doch nur darüber nachdenken sollen, wie sie diesen Ort verlassen konnte. Mit einer Axt konnte sie die Ketten zerhacken, die ihre Füße zusammenbanden. Mit einer Axt konnte sie die Fensterläden ihres Zimmers zerhacken, die jeden Abend abgeschlossen wurden. Sie hatte nur eine dünne Decke und ein rauhes Laken auf ihrem Strohsack hegen, doch wenn sie diese mit ihren eigenen Kleidern zusammenband, hatte sie ein Seil, das sie aus dem Fenster werfen konnte, um daran herunterzuklettern. Dieselbe Axt würde ihr dann die Tür öffnen, hinter der Thorolf und die anderen eingeschlossen waren. Wenn sie eine Axt fand, konnte sie sie jetzt, ehe sie nach unten ging, in ihrem Zimmer verstecken. Und heute Nacht ...
    Unter den vielen Waffen, die an der Wand hingen, war keine einzige Axt. Kristen bückte sich schnell und öffnete die große Truhe, die am Fußende von Royce' Bett stand. Sorgsam zog sie die Kleider, die ganz oben lagen, zur Seite, doch sie fand nur noch mehr Kleidungsstücke. Sie warf einen Blick auf die kleinere Truhe, die zwischen den Fenstern stand, doch das eiserne Schloss sprang ihr ins Auge.
    Sie drehte sich wieder zu der Wand um, an der die Waffen hingen. Es waren alte Schwerter, mit reichen Silberverzierungen, und eines steckte sogar in einer Scheide aus reinem Gold. Daneben hingen Speere, eine Armbrust und eine Keule, die sehr alt sein muss te, und ein Dutzend Dolche verschiedener Länge und Verarbeitung. Es juckte sie in den Fingern, einen der Dolche zu stehlen, doch sie wuss te, dass die Lücke an der Wand sehr schnell bemerkt würde. Doch ein Dolch konnte dazu dienen, das Schloss an der Truhe so aufzubrechen, dass zumindest eine Zeitlang niemand dahinterkommen würde.
    Sie nahm den kleinsten Dolch von der Wand, mit dem sich das Schloss am einfachsten aufbrechen ließ, und dann kniete sie sich vor die Truhe. Das Schloss war keine einfache Konstruktion. Es war ihr sogar noch nicht einmal möglich, an einer seiner Seiten ein Schlüsselloch zu finden.
    »Sie ist nicht verschlossen. Das, womit du dich abgibst, ist nur eine Verzierung. Die Truhe ist offen. Mach schon, heb den Deckel hoch, damit du es selbst siehst. Mein Cousin hat es nicht nötig, seine Wertsachen einzuschließen. Er weiß, dass ihn hier niemand bestiehlt.«
    Kristen drehte langsam und voller Grauen den Kopf um, da sie diese Stimme nicht kannte. Ihr Grauen verflog, sowie ihre Augen auf das Gesicht des Mannes trafen. Sie kannte ihn. Sie kannte die leuchtenden hellblauen Augen dieses Mannes, der einige Zentimeter größer war als sie. Nie würde sie den Anblick dieses Mannes vergessen, der mit dem Schwert in der Hand dastand, während vor ihm Selig zu Boden fiel.
    »Du!« zischte Kristen und sprang auf. »Du müss test doch tot sein!«
    Er achtete nicht auf ihre Worte. Seine Augen waren vor Staunen weit aufgerissen, als er sie ansah. »Meine Güte, Royce' Beschreibung ist dir nicht gerecht geworden. «
    Kristen schenkte seinen Worten ebenso

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