Herzen in Flammen
wenig Beachtung. Sie hätte sich augenblicklich auf ihn gestürzt, doch die Woge von Zorn, die über sie hinweg spülte , hatte sie nicht soweit um den Verstand gebracht, dass sie ihre Ketten vergessen hatte. Sie ging mit langsamen Schritten auf ihn zu, die Kette schleifte auf dem Boden, und das Geräusch zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er zuckte zusammen, als er die Eisenkette sah. Sein offenkundiges Mitgefühl blieb ohne jede Wirkung auf sie. Solange er den Dolch nicht bemerkte, den sie mit der Faust umklammert hatte, konnte sie ihn töten.
Sie sprach nur, damit er ihr wieder ins Gesicht sah. Im nächsten Moment würde sie sich auf in stürzen. »Ich habe nicht nach dir gefragt. Ich bin davon ausgegangen, dass du tot bist, denn niemand hat dich je erwähnt. «
»Ich bin wieder genesen. Du hättest mich beinah ... «
Sie holte aus und zielte auf seine Gurgel. Seine Reflexe waren besser, als sie es erwartet hatte und daher nahm sie einen schnellen Richtungswechsel vor und richtete die Waffe unter den Arm, den er gehoben hatte, um den Dolch abzufangen. Aber er hielt gut und sprang mit einem Satz zurück um der Klinge auszuweichen. Wenn der Dolch auch nur ein wenig länger gewesen wäre, hätte der Hieb gut gesessen. Doch so ritzte sie nur sein Hemd auf und ver pass te ihm einen Kratzer. Das sah sie, während sie herumwirbelte, um Schwung zu holen und sich seitlich auf seine Hals zu stürzen.
Seine linke Hand umklammerte ihr Handgelenk wenige Zentimeter vor seinem Ziel. Er hatte jedoch nicht allzu viel Kraft in dieser Hand, und sie hatte mit ihrem ganzen Körper Schwung geholt. Die Klinge ließ sich nicht aufhalten, sondern nur ablenken, und wieder sah sie Blut, ehe ihre Hand behindert wurde.
Für seine Größe war er schlank, und er war nicht annähernd so stark wie Royce. Kristen verlieh die Rache, die sie anfeuerte, zusätzliche Kräfte. Er konnte ihr Handgelenk auf Dauer nicht mit seiner linken Hand festhalten. Als sie spürte, dass sein Griff sich lockerte, versuchte sie nicht mehr, ihre Hand von ihm loszureißen, sondern stach zu. Die Klinge drang in seine Brust, ehe er mit seiner rechten Hand nachhalf und sie wieder herauszog.
»Um Gottes willen, Weib, hör auf!«
»Erst, wenn du tot bist, du sächsischer Lump!«
Mit der freien Hand packte sie sein Haar, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er trat einen Schritt nach vorn und klemmte ihren rechten Arm unter seinen, damit sie ihn nicht mehr bewegen konnte und er ihr den Dolch entreißen konnte. Sie schrie vor Wut auf, als der Dolch ihren Händen entglitt. Er machte den Fehler, sie daraufhin loszulassen. Ehe er sich wieder zu ihr umdrehen konnte, hatte sie die Hände ineinander verschränkt und ihm einen Hieb in den Rücken versetzt.
Der Schlag ließ ihn in den Korridor taumeln, und dort prallte er gegen die Wand. Der Dolch war auf halbem Wege zwischen den beiden auf den Boden gefallen. Kristen machte einen Satz, um ihn aufzuheben, doch die verfluchten Ketten ließen sie stolpern, und sie verlor das Gleichgewicht. Royce' Cousin hatte sich in dem Moment, in dem sie hinfiel, umgedreht, und jetzt warf er sich auf sie. Der Aufprall schleuderte sie beide wieder in das Zimmer, und sie landeten hart auf dem Fußboden.
Das wäre für Kristen das Ende des Kampfes gewesen, wenn sie eine kleine Frau gewesen wäre. So, wie die Dinge standen, glaubte Alden auch, es sei das Ende. Er war auf sie gefallen und hatte dann mit jeder Hand eins ihrer Handgelenke umklammert, die er jetzt neben ihrem Kopf festhielt. Verwirrt und etwas unwillig blickte er auf sie herunter.
»Warum?« fragte er. »Royce hat gesagt, du hättest dich niemandem gegenüber feindselig verhalten. Warum ausgerechnet ich?«
»Du hast Selig getötet! Er wird gerächt werden, und zwar von mir!«
Sie schleuderte ihn zur Seite, als das letzte Wort herauskam. Im nächsten Moment lag sie auf ihm und hielt seinen Kopf zwischen ihren Händen. Zweimal schlug sie seinen Kopf fest auf den Boden, ehe sich Arme um ihre Brust legten und sie hochhoben.
Kristen wehrte sich, bis die Arme so fest zudrückten, dass ihr die Luft ausging, und eine Stimme ihr ins Ohr zischte: »Sei still!«
Oh, wie ungerecht! Doch nicht er! Gegen jeden anderen konnte sie kämpfen.
Kristen gehorchte dem Befehl und ließ sich gegen Royce .sinken, doch sie starrte immer noch den Mann an, der am Boden lag. Noch ein paar Sekunden, und er wäre so benommen gewesen, dass sie sich eine andere der Waffen hätte holen können, die an der
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