Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
anderen Seite des Lagers, wo die Latrinen ausgehoben worden waren.
Dammartin ging ins Zelt und entledigte sich seiner Sachen. Als er legte hingelegt hatte, glaubte er immer noch Josette Mallingtons Lippen zu spüren. Und er wusste, dass sein Verlangen nach dieser Frau sehr viel schwerer zu bekämpfen sein würde, als er geahnt hatte.
„Sie sagen, Dammartin hat sie geküsst?“ Commandant La Roque betrachtete den Mann vor sich mit zusammengekniffenen Augen.
„Ja, mon commandant . Und mit beträchtlicher Leidenschaft.“
„Und bis jetzt gab es keine anderen Zwischenfälle dieser Art?“
„Nein, lediglich die, von denen Sie bereits wissen – als er sie küsste, um sie für die Ohrfeige zu strafen, und neulich in seinem Zelt, als er sie in den Armen hielt. Wenn Lamont sie nicht unterbrochen hätte, wäre es, glaube ich, auch in dieser Situation zu einem Kuss gekommen.“
„Und an dem Abend, als sie das Lager verließen, ist nichts passiert?“
„Nein. Sie haben nur miteinander geredet.“
„Fürwahr. Aber die Tagebücher, über die sie sprachen, werden sich als äußerst nützlich erweisen. Sie haben Ihre Sache gut gemacht, mein Lieber. Und Ihre Loyalität wird nicht unbelohnt bleiben.“
Lieutenant Molyneux nahm das Glas Branntwein lächelnd entgegen. „Vielen Dank, mon commandant .“
„Es bahnt sich also etwas an zwischen Capitaine Dammartin und Mallingtons Tochter. Sieh an, sieh an.“
Molyneux räusperte sich verlegen. „Ich muss sagen, ich finde es erstaunlich, wenn ich an die Geschichte mit ihren Vätern denke.“
„Es ist Abscheu erregend, verdammt noch mal.“ La Roque leerte sein Glas und knallte es auf den Tisch. „Wie ist diese Mademoiselle Mallington eigentlich? Hübsch? Hat sie eine Figur, die einen Mann um seinen Verstand bringen kann?“
Molyneux räusperte sich erneut.
„Kommen Sie schon, Molyneux, seien Sie nicht schüchtern. Sagen Sie mir, finden Sie sie abstoßend?“
Der Lieutenant schluckte. „Nein, sie ist … eine sehr attraktive Frau.“
„Gut.“
Molyneux sah La Roque an. Seine Verblüffung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
La Roque nickte. „Capitaine Dammartin weiß nicht, was er tut. Die Bestürzung darüber, Mallington so plötzlich gegenüberzustehen, hat ihn offenbar völlig verwirrt. Wenn wir nicht aufpassen, wird ihn diese Frau noch zum Gespött der ganzen Armee machen, und bevor wir es uns versehen, kriecht er zwischen ihre Schenkel. Was würde der Kaiser wohl dazu sagen? Jean Dammartins Sohn vergnügt sich mit Mallingtons Tochter!“
Molyneux blieb stumm.
„Jean würde sich im Grab umdrehen“, fuhr La Roque zornig fort. „Er war mein Freund. Ich habe mit ansehen müssen, was dieser Schurke Mallington ihm antat. Und auch ich trage noch immer Narben seines Angriffs. Es ist unsere Pflicht, Capitaine Dammartin vor sich selbst zu schützen.“
„Ja, mon commandant .“ Molyneux nickte. „Vielleicht könnten Sie ihm verbieten, sie zu sehen, oder sie in einer anderen Kompanie mitreiten lassen.“
„Molyneux, mir scheint, dass Sie über die menschliche Natur noch viel lernen müssen. Würde ich tun, was Ihnen vorschwebt, erreichte ich damit nur, dass er sich noch mehr nach ihr verzehrt. Nein, wir müssen gerissener vorgehen.“ Nach kurzer Überlegung setzte La Roque hinzu: „Ich hätte da eine kleine Aufgabe für Sie, Lieutenant.“
„Mon commandant?“
La Roque lächelte. „Es wäre nicht schlecht, wenn Sie vergessen könnten, wer diese Frau ist. Zumal Sie sagten, dass Sie sie attraktiv finden.“
Molyneux nickte zögernd.
„Wie ich höre, sind Sie ein ausgemachter Frauenheld, Lieutenant, also bin ich sicher, es wird Ihnen ein Leichtes sein, unseren Plan auszuführen. Denn schließlich müssen wir für unser Vaterland tun, was wir können, nicht wahr?“
„Natürlich, mon commandant .“
„Gut. Hören Sie zu.“
Als Josette am nächsten Morgen die Augen aufschlug, war sie sofort hellwach. Vor ihrem Zelt hörte sie Schritte, roch den Duft nach Kaffee und Feuer – der neue Tag hatte begonnen.
Das Erste, was ihr in den Sinn kam, war Dammartins Kuss, den sie mit der gleichen Hingabe und Leidenschaft erwidert hatte. Stöhnend vergrub sie das Gesicht im Kissen.
Sie hatte sich mit dem Feind eingelassen. Fassungslos presste sie die Hände an die Schläfen. Nichts konnte ihr verwerfliches Verhalten rechtfertigen. Sie war eine Schande für ihr Land, eine Schande für ihren Vater und die Männer des 60. Infanterieregiments. Und doch
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