Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
schrieb, in ihrem Mantelsack versteckt hatte. Natürlich kann ich es nicht beweisen. Aber ich bin sicher, der Mantelsack wurde deswegen entwendet.“
„Warum sollte ausgerechnet sie die Tagebücher ihres Vaters haben?“
Dammartin zuckte die Achseln. „Weil niemand im Gepäck seiner Tochter nachschauen würde?“
„Pierre, du bist viel zu sehr auf Mallington fixiert. Richtiggehend besessen. Sehr viel wahrscheinlicher ist doch, dass einer deiner Soldaten den Mantelsack an sich nahm, um ihr einen Streich zu spielen. Immerhin ist sie bei den Männern verhasst.“ La Roque seufzte tief, beugte sich vor und legte Dammartin eine Hand auf die Schulter. „Pierre, Mallington ist tot. Du musst diese Geschichte endlich vergessen. Schon deinem Vater zuliebe.“
„Vielleicht haben Sie recht.“ Dammartin schaute nachdenklich in sein Glas.
„Wäre es nicht besser, Mademoiselle Mallington in meiner Kompanie mitreiten zu lassen? Dann wäre sie wenigstens nicht in deiner Nähe und könnte keine schmerzhaften Erinnerungen in dir wecken.“
Dammartin überlegte, und einen Augenblick geriet er in Versuchung, das Angebot seines Paten anzunehmen. Allerdings würde das bedeuten, dass er sich Josette Mallingtons Macht über ihn eingestand, und dazu war er nicht bereit. „Danke, aber ich werde mit ihr fertig.“
Der Commandant leerte sein Glas und stellte es etwas zu heftig auf dem Tisch neben sich ab, bevor er sich erhob. „Solltest du deine Meinung ändern, brauchst du es nur zu sagen, mein Junge. Du weißt, ich möchte dir helfen.“ La Roque stand unsicher auf seinen Beinen und schwankte leicht, als er sich vorbeugte, um Dammartin auf die Wangen zu küssen. „Gute Nacht, Pierre.“
„Gute Nacht, Commandant.“ Dammartin wandte sich um und verließ das Zelt.
La Roque sah ihm nach, die Hand zum Abschiedsgruß erhoben. Sein Lächeln verblasste und machte einem nachdenklichen Stirnrunzeln Platz.
Mit wild klopfendem Herzen schreckte Josette aus dem Schlaf. Es dauerte eine ganze Weile, bis die albtraumartigen Eindrücke vom letzten Gefecht im Kloster sich verflüchtigten. Allmählich beruhigte sich ihr Atem, und sie wischte sich die Tränen von den Wangen.
Es war ungewöhnlich still. So still, dass es Josette sogar unheimlich erschien, und so zog sie die Decke unwillkürlich bis zum Kinn hoch.
Obwohl ihr die Augen zufallen wollten, behielt sie sie offen, um nicht wieder einzuschlafen. Doch noch immer sah sie die Einschüsse in der Tür des Klosters, sah das Holz zersplittern und die Männer ihres Vaters zusammenbrechen. Und ehe sie es verhindern konnte, war sie wieder eingeschlafen und erneut in die gnadenlosen Klauen ihres Albtraums geraten.
Der Gestank nach Pulver und Blut umgab sie. Sechs Männer standen vor ihr, ihr Vater zu ihrer Linken, die nackte Wand an ihrer Seite. Fast konnte sie das Gewicht des Gewehrs in ihren Händen spüren. Und abermals erfüllte sie die Verzweiflung darüber, dass es sich nur so langsam nachladen ließ. Sie war nicht schnell genug, die Kugeln entglitten ihr, das Pulver ließ sich nicht einfüllen, und Josettes Ungeduld mit ihrer eigenen Ungeschicklichkeit wuchs. Der ohrenbetäubende Gefechtslärm verstärkte das Gefühl der Ausweglosigkeit. Doch diesmal waren es nicht die Franzosen, die durch die Tür feuerten.
Smith wurde ins Bein getroffen, schoss aber weiter. Cleeves starb, ohne noch einen Ton von sich geben zu können. Die Musketen der Männer feuerten doppelt so schnell wie Josettes. Sie hörte den Ruf ihres Vaters: Wir ergeben uns nicht! Doch als die Tür auf den Boden krachte, erschien das grinsende Gesicht des Banditen, der sich ihr hatte aufzwingen wollen.
Josette setzte sich abrupt auf, augenblicklich hellwach. Sie griff nach ihrer Decke, lief zum Zelteingang, öffnete ihn und taumelte in die mondhelle Nacht hinaus. Es war so kalt, dass sie innehielt und nach Luft schnappte. Mit klopfendem Herzen sah sie zu den Sternen hinauf, froh über die frostige Kälte, die eine reinigende Wirkung auf sie zu haben schien. Hier im Freien besaß der Schrecken ihres Albtraums keine Macht mehr über sie.
Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, doch im Lager herrschte Ruhe, und die Soldaten hatten sich in ihre Zelte zurückgezogen und schliefen.
Nur wenige Minuten konnten vergangen sein, als sie Schritte aus der Richtung der Pferdekoppel kommen hörte. Sie drehte sich um und eilte zum Zelt zurück, warf jedoch einen Blick über die Schulter.
Ganz in ihrer Nähe war Dammartin an einem
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