Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
ihren Blicken, um zu sehen, wovon sie so gefesselt waren. Das Zelt war von innen erleuchtet, sodass jeder Umriss darin deutlich zu sehen war. Josette und Molyneux standen dicht nebeneinander. Sie sprachen, und Josette hielt seine Hand in ihrer und beugte sich darüber, als wolle sie sie küssen. Es war eine sehr vertraute Geste, die prompt Dammartins Zorn erweckte.
Und er hatte sie für unschuldig gehalten. Ihm war es so vorgekommen, als ob die Anziehungskraft zwischen ihnen etwas Einmaliges sei, etwas ganz Besonderes. Doch was er sah, zeigte ihm, wie sehr er sich geirrt hatte. Verächtlich verzog Dammartin den Mund.
Plötzlich wurde er sich der Aufmerksamkeit seiner Männer bewusst, die sein Verhalten beobachteten. Sein Stolz war zutiefst getroffen. Am liebsten wäre er in das Zelt gestürmt und hätte Molyneux’ attraktives Gesicht mit den Fäusten bearbeitet.
„Mon Capitaine.“ Lamont hielt ihn am Ärmel fest.
„Die Männer erwarten ein Schauspiel, Lamont. Es wäre doch jammerschade, wollte ich sie enttäuschen.“
„Mon Capitaine“ , raunte der Sergeant ihm eindringlich zu. „Überlegen Sie sich genau, was Sie tun.“
„Machen Sie sich keine Sorgen.“ Dammartin lächelte bitter. „Ich werde ihnen nicht das Vergnügen bieten, das sie sich vorgestellt haben.“ Er machte sich los und schritt energisch auf sein Zelt zu.
10. KAPITEL
Josette hob Molyneux’ Hand unter das Licht der Laterne, um sich seine Handfläche genauer ansehen zu können.
„Ich komme mir vor so dumm, Sie mit dieser Lappalie zu stören“, sagte Molyneux verlegen.
„Ich fürchte, ich erkenne immer noch nichts, Lieutenant.“
„Das Licht ist zu schwach. Und bestimmt habe ich das dumme Ding tiefer in die Haut geschoben, als ich es herausziehen wollte. Ich würde Sie nicht um diesen Gefallen bitten, Mademoiselle, aber was, wenn ich mir eine Entzündung zuziehe? Es ist die Hand, mit der ich den Säbel führe.“
„Keine Sorge, ich werde den Splitter schon herausbekommen.“ Josette lächelte nachsichtig.
„Vielleicht halten Sie mich für einen Schwächling, weil ich Angst habe. Doch ein guter Freund von mir ist an einer solchen Entzündung gestorben. Er dachte auch, es ist eine Kleinigkeit, und hat sich nicht darum gekümmert. Zwei Monate später war er tot. Blutvergiftung.“
Josette sah ihn an. „Das tut mir leid“, sagte sie mitfühlend, bevor sie sich wieder über Molyneux’ Hand beugte. Die kleine Nähnadel zwischen ihren Fingern blitzte im Licht auf. „Halten Sie bitte still.“
Der Lieutenant lächelte dankbar.
Während Josette sich auf ihre Aufgabe konzentrierte, fiel ihr auf, dass ihre Gefühle nicht im Geringsten in Aufruhr gerieten, jetzt, da sie die Hand des Lieutenant in ihrer hielt. Wenn es dagegen Dammartins Hand gewesen wäre …
„Mademoiselle Mallington. Lieutenant Molyneux.“ Die Stimme mochte beherrscht und ruhig klingen, aber der Unterton war unverhohlen drohend.
Josette zuckte zusammen und stach Molyneux unabsichtlich in die Hand.
Dammartin stand im Zelt, die Lippen grimmig zusammengepresst, die Augen beinahe schwarz vor Wut.
Hastig entzog Molyneux ihr seine Hand.
„Capitaine Dammartin.“ Josette klopfte das Herz bis zum Hals. „Sie haben mich erschreckt.“
„Das sehe ich, Mademoiselle“, erwiderte er barsch.
„Lieutenant Molyneux hat einen Splitter in der Hand. Ich war gerade dabei, ihn zu entfernen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich meine Arbeit fortführen.“
„Lassen Sie sich durch meine Anwesenheit nicht unterbrechen“, erwiderte Dammartin. „Ich warte gern.“
Ohne seinem sarkastischen Ton Beachtung zu schenken, griff Josette nach Molyneux’ Hand, obwohl sie sich des prüfenden Blicks des Capitaine mehr als bewusst war.
„Nicht so wichtig, Mademoiselle.“ Molyneux machte sich los und sah Dammartin verlegen an. „Mon Capitaine.“ Er salutierte und verließ überstürzt das Zelt.
Josette und Dammartin blieben allein zurück.
Die Nähnadel zwischen den Fingern, stand Josette da. Sie spürte Dammartins Wut so deutlich, dass ihr der Atem stockte. Langsam legte sie die Nadel auf den Tisch.
„Stimmt etwas nicht, Sir?“, fragte sie scheinbar ruhig.
Er kam auf sie zu. Josettes Herz klopfte schneller vor Erregung.
„Sie wollten also einen Splitter entfernen?“
„Ja. Was dachten Sie denn?“
Er kniff kaum merklich die Augen zusammen. „Was sollte ich wohl denken, wenn eine Frau so dicht neben einem Mann steht und seine Hand hält? Jeder
Weitere Kostenlose Bücher