Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
Befehlshabers in Napoleons Armee – verband die beiden eine enge Freundschaft.
„Die englischen Scharfschützen waren nicht bereit, zu kapitulieren“, sagte der Sergeant nachdenklich. „Sie haben wie wahre Teufel gekämpft. Der Sieg ist uns nicht in den Schoß gefallen. Das muss der Commandant erfahren.“
Der Capitaine begegnete Lamonts Blick. Sie wussten beide, dass der Kampf durch Dammartins Weigerung, das Kloster zu stürmen, unnötig verlängert worden war. „La Roque wird sich nur für die Verzögerung interessieren, die es uns gekostet hat. Und Général Foy wird auch nicht begeistert sein. Ein ganzer Tagesmarsch, und wir kommen nicht einmal bis Abrantes.“
Lamont verzog das Gesicht. „Das war es wert. Sie wollten den englischen Lieutenant Colonel lebend, um ihn persönlich sterben zu sehen.“
Von Dammartin kam keine Antwort.
„Sie haben lange Zeit gewartet, um ihn ins Jenseits zu befördern, und nun ist er tot.“
„Aber nicht durch meine Hand.“
„Macht das einen Unterschied? Er ist in jedem Fall tot.“
Dammartin schüttelte langsam den Kopf. „Ich wollte ihm in die Augen sehen, während ich ihn töte. Ich wollte seinen Gesichtsausdruck beobachten, wenn ich ihm sage, wer ich bin. Es war mir wichtig, seine Angst zu spüren.“
„Und heute haben Sie genau das getan. Mallington tat seinen letzten Atemzug, während er Ihnen in die Augen sah. Es ist vollbracht, mon Capitaine . Ihr Vater ist gerächt.“
Wieder gab Dammartin keine Antwort. Er hatte sich Mallington zu erkennen gegeben, nur, danach waren die Dinge nicht so verlaufen, wie er gehofft hatte, und er fühlte sich um seine Rache betrogen.
Lamont schenkte sich Kaffee ein und setzte sich auf sein Marschgepäck, das er neben dem Kamin abgestellt hatte. Um sich die Hände zu wärmen, legte der Sergeant sie um den heißen Zinnbecher und starrte in die Flammen. „Vielleicht haben meine Ohren mich getäuscht, mon Capitaine , aber mir schien, der Engländer sagte, das Mädchen sei seine Tochter.“
„Ja, das stimmt.“
„Sacré bleu!“ , fluchte der Sergeant. „Nur ein verrückter Engländer bringt es zuwege, seiner eigenen Tochter zu erlauben, mit in den Krieg zu ziehen.“ Er schüttelte fassungslos den Kopf. „Völlig verrückt.“
„Scheint so.“ Dammartin rief sich in Erinnerung, wie das Mädchen allein dagestanden und sich in scheinbarer Furchtlosigkeit den Männern der 8. Dragoner gestellt hatte, um seinen Vater zu verteidigen.
„Sie ist so jung und zerbrechlich. Unglaublich, dass sie diese Hölle überlebt hat.“
„So zerbrechlich, dass ihre Kugeln in einigen unserer Männer stecken“, bemerkte Dammartin sarkastisch.
„Das ist natürlich wahr.“ Lamont nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
Als wolle er einlenken, zog Dammartin einen flachen Silberflakon aus der Tasche und öffnete den Verschluss. „Branntwein? Um heute Nacht die Feuchtigkeit aus Ihren Knochen zu vertreiben.“
Lamont lächelte erfreut, nickte und hielt dem Capitaine seinen Becher hin.
Dammartin goss erst ihm und dann sich selbst großzügig ein.
„Aus welchem Grund hat Mallington seine Männer geopfert?“, sagte er nachdenklich. „Wegen eines verlassenen Dorfs am Ende der Welt? Das ergibt keinen Sinn. Wellingtons Einsatzkräfte befinden sich alle bei Torres Vedras und Lissabon. Was hatte Mallington überhaupt hier oben zu suchen?“
Der Sergeant zuckte die Achseln. „Eine Art Spähtrupp? Immerhin waren es Scharfschützen.“
„Vielleicht. Mademoiselle Mallington wird womöglich in der Lage sein, uns aufzuklären.“
Lamont sah seinen jungen Capitaine beunruhigt an. „Sie wollen sie verhören?“
„Sie ist die einzige Überlebende. Wer außer ihr könnte es uns sagen?“
„Der Engländer hat sie Ihrer Obhut anvertraut“, wandte Lamont ein. „Und sie ist doch nur ein Mädchen, die Tochter eines Gentleman, der heute in ihren Armen gestorben ist.“
„Sie ist die Tochter eines Schurken, obendrein eines englischen Schurken“, verbesserte Dammartin ihn schroff. „Und mit dem Gewehr ging sie genauso gut um wie jeder Mann. Man kann ihr nicht trauen. Wo ist Mademoiselle Mallington?“
„Unten im Keller eingesperrt.“
Dammartin leerte seinen Becher und stellte ihn ab. „Wie es aussieht, erwartet mich heute Abend noch Arbeit.“
Besorgt sah sein Sergeant zu ihm auf. „Ich kann nur hoffen, mon ami , dass Sie wissen, was Sie tun.“
„Mehr denn je“, antwortete Dammartin und verließ den Raum.
2.
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