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Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Titel: Herzen in süßer Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret McPhee
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Offiziere um, als habe sie sich einen Scherz erlaubt. „Ihre Loyalität ist erstaunlich.“
    „Mein Vater hat Jean Dammartin nicht getötet.“
    „Ich sah es mit eigenen Augen, Mademoiselle. Sie scheinen nicht zu wissen, dass ich dabei war, als er starb. Und auch nicht, dass Ihr Vater versuchte, mich ebenfalls zu töten.“
    „So jedenfalls lautet die Geschichte, die verbreitet wurde.“
    Fast konnte sie hören, wie die Männer den Atem anhielten.
    Doch La Roque lächelte nur. „Was wollen Sie damit sagen, Mademoiselle?“
    „Nichts, Sir. Aber ich weiß, mein Vater war kein Mörder.“
    Anscheinend betrübt, schüttelte La Roque den Kopf. „Armes Kind. Wie schwierig es doch ist, der Wahrheit ins Auge zu schauen.“
    Josette verbiss sich eine Erwiderung.
    „Capitaine Dammartin hat Sie gut behandelt?“
    „Das hat er. Danke der Nachfrage.“
    „Er ist seinem Vater sehr ähnlich, wissen Sie. Ein anständiger Mann und ein guter Soldat Frankreichs. Welche Schande, dass Ihr Vater den seinen auf so ehrenlose Art getötet hat. Wie sehr er Sie hassen muss, Mademoiselle.“
    Es hatte Hass zwischen ihr und Dammartin gegeben, aber das war Vergangenheit. Josette senkte den Blick, um La Roque nichts zu verraten.
    Er beugte sich leicht im Sattel vor und fügte leise hinzu: „Kein Wunder, dass er Sie zu seiner Hure gemacht hat.“ Lächelnd fuhr er mit normaler Stimme fort: „Sie werden heute von Lieutenant Donadieu begleitet werden. Welches Vergnügen, Sie bei uns begrüßen zu dürfen, Mademoiselle.“ Dann wendete er sein Pferd und ritt, gefolgt von seinen Offizieren, davon.
    Nur einer von ihnen, ein junger Mann mit hellem Haar und rosiger Gesichtsfarbe – zweifellos Lieutenant Donadieu –, der aussah, als wäre er kaum dem Schulzimmer entwachsen, blieb bei ihr. Doch Josette nahm ihn kaum wahr. Sie sah La Roque hinterher, dessen grausame Worte ihr noch in den Ohren klangen.
    „Mademoiselle Mallington.“
    Langsam wandte sie den Kopf. Lieutenant Donadieu sah sie mit unverhohlener Verachtung in den Augen an. Josette hielt seinem Blick stand und hob herausfordernd das Kinn. Sollte er es nur wagen, ihr die Worte zu sagen, die seine Miene so deutlich ausdrückten.
    Donadieu sah als Erster fort und setzte sein Pferd in Bewegung. Josette blieb keine andere Wahl, als ihm zu folgen.
    Im Verlauf des Tages erkannte Josette, was es bedeutete, Gefangene des 47. Linienregiments zu sein, und sosehr sie auch versuchte, ungerührt zu bleiben, machte sich langsam tiefe Niedergeschlagenheit in ihr breit. Keiner der Soldaten sprach mit ihr, während sie sie andererseits auf unverschämte Weise anstarrten – oft mitleidig, meistens jedoch neugierig oder mit unverhohlener Abneigung. Lieutenant Donadieu war in nichts mit Lieutenant Molyneux zu vergleichen. Er ritt neben ihr her, aber da hörte jede Gemeinsamkeit schon auf. Weder brachte er ihr etwas zu essen oder zu trinken, noch unterhielt er sich mit ihr oder versuchte, sie von ihren trüben Gedanken oder den Anstrengungen des Marsches abzulenken.
    Auch jetzt war Donadieu an ihrer Seite. Vier Offiziere und Commandant La Roque ritten vor ihr. Das 47. Regiment bestand aus vierhundert Männern. Vor ihnen befanden sich die einhundertzwanzig Kavalleristen und Capitaine Dammartin. Über fünfhundert Männer, und unter ihnen allen fühlte Josette sich vollkommen allein.
    Da niemand wusste, dass sie Französisch beherrschte, unterhielten sie sich ungezwungen. Und so erfuhr Josette, dass sie Ciudad Rodrigo am Abend des nächsten Tages erreichen würden. Nur noch vierundzwanzig Stunden.

11. KAPITEL
        
    An diesem Abend brachte Lieutenant Donadieu die Engländerin zu dem großen Zelt, das man für die im Tross mitmarschierenden Frauen aufgebaut hatte. Es waren zum größten Teil Französinnen – Ehefrauen der gemeinen Soldaten und Unteroffiziere, aber auch Huren für all jene Männer, die bereit waren, für ihre Dienste zu zahlen. Sie hielten sich von der Gefangenen fern und flüsterten sich Bissigkeiten über sie zu. Es fiel Josette schwer, sich nichts anmerken zu lassen, aber wenigstens wurde sie von keiner offen beleidigt.
    Einige der Frauen kamen ihr bekannt vor, wahrscheinlich, weil sie sie bei den 8. Dragonern gesehen hatte, und sie kannte Rosa, die einzige Frau, die ihr eine gewisse Freundlichkeit entgegenbrachte. Es war die Portugiesin, die ihr einen Zinnteller und einen Löffel in die Hand drückte und dafür sorgte, dass sie an diesem Abend etwas zu trinken und zu essen bekam.

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