Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
Erinnerungen, die es hervorrief, beiseite.
Nachdem sie die Laterne gelöscht hatte, erhob sie sich und ging zum Eingang des Zeltes.
Die Nacht war dunkel, nur eine blasse Mondsichel und vereinzelte Sterne funkelten am Himmel. Während Josette dastand, kam ihr ihr Vater in den Sinn, die Lüge, die über ihn verbreitet worden war, und La Roque – laut Dammartin ein sehr enger Freund seines Vaters.
Es musste La Roque sein, der die Unwahrheit sagte. Die Frage war nur, warum er es tat. Der Einzige, der ihr darauf eine Antwort geben konnte, war der Commandant selbst. Ein verstohlener Blick auf die beiden Infanteristen, die in der Nähe patroullierten, erinnerte Josette daran, dass sie unter Bewachung stand. Sie würde das Zelt nicht verlassen können.
In diesem Moment drängten sich drei Frauen an Josette vorbei. Sie trugen tief ausgeschnittene Kleider, die das von Rosa brav erschienen ließen. Die Wachen hielten keine der Frauen auf, als sie lachend und neckend an ihnen vorbeischlenderten. Und Josette fasste einen Plan.
Sie kehrte ins Zelt zurück und suchte das Kleid heraus, das Rosa ihr gegeben hatte. Dann nahm sie ein schmales, rot eingebundenes Buch aus ihrem Ledertornister. Sie zog sich um, verbarg das Buch unter ihren Röcken und schnürte das Mieder, wie sie es bei den anderen Frauen gesehen hatte. Dann zog sie die Nadeln aus ihrem Haar und zerzauste es ein wenig, sodass es verwegen auf ihre Schultern fiel.
Tief Luft holend, trat sie aus dem Zelt. Als sie die Nachtkälte auf der nackten Haut ihrer Schultern und ihres Dekolletés spürte, fröstelte sie, ging jedoch mit hoch erhobenem Kopf und schwingenden Hüften weiter, als wüsste sie genau, wo sie hinwollte.
Sie war schon fast an ihnen vorbei, da hielt einer der beiden Wachen sie auf.
„Madame?“, fragte er misstrauisch.
Josette klopfte das Herz bis zum Hals, aber sie zwang sich zu einem Lächeln. „Monsieur?“, erwiderte sie mit, wie sie hoffte, verführerisch kehliger Stimme und ließ den Ärmel ihres Hemdes noch ein wenig mehr herunterrutschen. Der Blick des Füsiliers haftete auf ihren halb entblößten Brüsten. „Ich fürchte, für heute Abend habe ich bereits eine Verabredung. Aber vielleicht morgen …?“ Ihr Französisch war fehlerlos und ohne den geringsten Akzent.
Der Mann sprach, ohne sich vom Anblick ihres Dekolletés losreißen zu können. „Ich bin Antoine Nerin und wäre erfreut, Sie morgen bei mir empfangen zu dürfen, Madame. Werden Sie kommen?“
„Aber natürlich“, erwiderte sie mit einem perlenden Lachen. Als sie sich umwandte, spürte sie die Hand des Mannes auf ihrem Hinterteil, und konnte gerade noch verhindern, dass sie zusammenzuckte.
„Bis morgen also.“
Sie nickte und ging langsam weiter, obwohl sie am liebsten so schnell wie möglich davongelaufen wäre.
Es war nicht schwer, La Roques Zelt zu finden, da es das größte von allen war. Der Commandant stand in der offenen Zelttür und spähte in die Dunkelheit, als warte er auf jemanden. Dann ging er hinein und war Josettes Blick entzogen.
Entschlossen setzte sie ihren Weg fort. In einiger Entfernung vor ihr saß eine Gruppe von Männern um ein Lagerfeuer herum. Zu Josettes Bestürzung war einer von ihnen Lieutenant Donadieu, also änderte sie die Richtung und näherte sich La Roques Zelt von der anderen Seite. Fast war sie am Eingang angekommen. Eine Fackel flackerte in der Nähe. Im Innern beleuchtete eine Laterne La Roque, der es sich in einem Sessel bequem gemacht hatte.
Plötzlich waren Schritte zu hören, und Josette sah Lieutenant Molyneux auf sich zukommen. Rasch wich sie in die Dunkelheit zurück und wartete darauf, dass er vorbeiging. Doch zu ihrer Verblüffung hielt Molyneux auf das Zelt des Commandant zu und ging hinein. Vorsichtig schlich Josette sich wieder näher heran. Warum mochte Dammartin seinen Lieutenant zu dieser Stunde zu La Roque geschickt haben?
La Roques Worte waren deutlich zu hören. „Cognac?“
„Vielen Dank, mon commandant .“
„Was haben Sie mir heute zu berichten? Hat er das Mädchen erwähnt?“
„Nein, kein einziges Mal.“
„Dann scheint unser Plan aufgegangen zu sein. Sie müssen ihn von ihrem hinterhältigen Wesen überzeugt haben.“
„In der Tat. Mademoiselle Mallington ließ sich ziemlich leicht lenken.“
Josette erstarrte. Der Schock war so groß, dass sie die Hand auf den Mund presste, um nicht entsetzt aufzukeuchen. Atemlos lauschte sie weiter.
„Konnten Sie sie nach dem fehlenden Tagebuch
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